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Ausbrechen aus der Wachstumsfalle

Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel sieht im Biolandbau einen guten Weg zum Hoferhalt

Projekt: Öffentlichkeitsarbeit
Vorsitzender Ernst Aicher bedankte sich bei der Referentin Marlene Berger-Stöckl für den Vortrag.
Vorsitzender Ernst Aicher bedankte sich bei der Referentin Marlene Berger-Stöckl für den Vortrag.
© Johann Enzinger

Referentin arbeitet mit zehn Gemeinden

Viele dieser Themen finden sich auch im Konzept der Öko-Modellregionen wieder. Was sich hinter dieser Organisation genau verbirgt und welche Ziele und Aufgaben die Öko-Modellregionen verfolgen, konnte die Referentin des Abends Frau Marlene Berger-Stöckl erklären. Sie ist ausgebildete Agraringenieurin (TUM) und Umweltberaterin. Seit 2014 leitet sie in Zusammenarbeit mit zehn Gemeinden die „Ökomodellregion Waginger See- Rupertiwinkel“. Die zentralen Aufgaben der Ökomodellregion fasste Berger-Stöckl mit der „Stärkung des Anbaus und Verbrauchs heimischer Biolebensmittel in Zusammenarbeit mit den Bauern vor Ort und mit Lebensmittelherstellern“ zusammen. „Daneben geht es aber auch um ökologische Projekte mit den Gemeinden und allen interessierten Landwirten“. Die Ökomodellregion sieht sich als Anlaufstelle für Verbraucher, Landwirte und Lebensmittelproduzenten. 

Bei Gründung der Ökomodellregion Waginger See im Jahre 2014 standen der Gewässerschutz und die Verringerung des Schadstoffeintrags im Vordergrund. Ein möglicher Weg dazu schien die Förderung des Biolandbaus und die extensive, bodengebundene Viehhaltung zu sein. Ziel war es den Biolandbau zu fördern und qualitativ hochwertige Lebensmittel umweltverträglich zu produzieren. Qualität sollte vor Quantität stehen. Schnell zeigte sich aber, dass dieses Konzept nur aufgeht, wenn die Verbraucher diesen Weg über faire Preise mitgehen. Schwerpunkt der aktuellen Arbeit ist es, Erzeuger, Verarbeiter und Vermarkter zusammenzubringen. Netzwerke aufzubauen und es dem Verbraucher einfach zu machen, hochwertige und regionale Lebensmittel zu kaufen. „Dabei genügt es heute nicht mehr, nur auf Hof- und Bioläden zu setzen“, ist Berger-Stöckl überzeugt. „Der Verbraucher sucht heute vermehrt auch die Bequemlichkeit und das vielfältige Angebot“.

Berger-Stöckl stellte im Folgenden mehrere Kooperationen, Produktions- und Vermarktungsnetzwerke und heimische Bio-Verarbeiter vor. Als Beispiele sind hier 22 Biolandwirte erwähnt, die seit 2014 Biobraugerste an die Brauerei Stein liefern. Frau Berger-Stöckl erwähnte in diesem Zusammenhang aber auch, dass die Teisendorfer Brauerei Wieninger eine ähnliche Kooperation mit der Biosphärenregion Berchtesgadener Land aufgebaut hat.

Stressfreie Schlachtung am heimischen Hof

Als tierwohlfreundliches Projekt sieht die Referentin die Anschaffung eines teilmobilen Schlachtanhängers. Die Tiere werden hierbei stressfrei am heimischen Hof geschlachtet, erst danach wird das tote Tier in den Hänger gebracht und zum Zerlegebetrieb gefahren (wir berichteten ausführlich). In diesem Zusammenhang warb die Referentin auch dafür, mehr heimisches Rindfleisch zu essen. Denn durch eine ökologische Weidewirtschaft und Viehhaltung kann der bewirtschaftete Boden verbessert und die Humusbildung gefördert werden. Damit trägt die Kuh zur Senkung der CO2 Konzentration in der Luft bei.

Nicht unerwähnt ließ sie die Ökologischen Pflegekonzepte für die kommunalen Grünflächen. Auch die Gemeinde Teisendorf beteiligt sich an diesem Projekt und leistet damit einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt auf Gemeindeflächen.

Warnung vor der „neuen Gentechnik“

Verstärkt stellt sich aber jetzt die Aufgabe, die Verbraucher von den vielfältigen, heimischen Bioprodukten zu überzeugen. Dazu werden eine Reihe von Veranstaltungen angeboten. Besonders lud Frau Berger-Stöckl zum Hoffest am 21. Juli bei Familie Koch auf den Guggenberger Hof ein. Verschiedene Aussteller zeigen dort ihr Angebot, es besteht die Möglichkeit zur Verkostung biologischer Spezialitäten und der Besucher kann erleben, wie Artenvielfalt und Landwirtschaft zusammenhängen.

Zum Ende des Vortrags warnte die Referentin eindringlich vor der sogenannten „neuen Gentechnik“. Sie befürchtet, dass die Anstrengungen, die in den letzten Jahren auf dem Weg zur ökologisch-verträglichen Landwirtschaft unternommen wurden, durch diesen vermeintlich risikolosen Eingriff in das Erbgut zunichte gemacht werden. Dabei würden die Gefahren, die von dieser Technik und von der zugehörigen Patentierung auf Leben ausgehen, weitgehend ausgeblendet.

Mit einem Blumenstrauß bedankte sich Ernst Aicher für den umfänglichen Vortrag und lud zum persönlichen Austausch mit der Referentin ein.

Artikel aus der Südostbayerischen Rundschau vom 23.04.2024, Redaktion / Hans Enzinger


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