Das Besondere: Es handelt sich um das vom Aussterben bedrohte Rote Höhenvieh. Dabei war das Rotvieh einst die beherrschende Rinderrasse in den deutschen Mittelgebirgen und eine der ältesten Rinderrassen Europas dazu. Doch ihre geringe Milchleistung brachte sie ins Hintertreffen, und in den 30er-/40er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Rasse gar verboten.
Aufgrund der geringen Population wurden die Restbestände der regionalen Untereinheiten, Schläge genannt, in den 1980er-Jahren zusammengefasst und vermehrt. Neben dem Bayerischen Rotvieh führten zum Beispiel das Rhönvieh, das Waldecker Rind, das Wittgensteiner Rotvieh oder das Harzer Rotvieh zum heute wieder häufiger gezüchteten Roten Höhenvieh, um dessen Erhaltung sich vor allem Vereine kümmern und die "Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ (GEH).
Auch Slow Food Deutschland hat das Rote Höhenvieh für verschiedene Regionen vom Harz übers Sauerland bis zur Oberpfalz in seine "Arche des Geschmacks" aufgenommen, weshalb sich verschiedene Ortsgruppen (Convivien) ebenfalls für die Rasse engagieren. Mit Recht. Denn das Fleisch der Rinder ist nichts weniger als eine Delikatesse: Feinfaserig und schön marmoriert, hat es einen ausgesprochen guten Geschmack. Hierzu trägt nicht zuletzt die extensive Haltung bei – für Rudi Küspert und in dem Ort, in dem er lebt, eine Selbstverständlichkeit.
Rudi Küsperts Hof liegt in Kleinwendern, einem Ortsteil von Bad Alexanderbad. Mit gerade mal 80 Einwohnern, aber 185 Tieren, die alle von bedrohten Haustierrassen stammen, ist der Flecken von der GEH zum ersten bayerischen "Arche-Dorf" gekürt worden. Rudi Küsperts Rotviehherde steht am Beginn dieser Geschichte. Als er feststellt, dass die Milchviehhaltung sich nicht für die Umstellung auf Bio-Erzeugung eignet, beginnt er mit der Zucht der Roten. Seit 2013 baut er beharrlich die Herde auf. Bald wird die Zucht auch – nach anfänglicher Skepsis – vom Bayerischen Umweltministerium und der "Unteren Naturschutzbehörde" gefördert.
Am Ende eines Nutztierlebens steht die Schlachtung. Durch den Aufbau der Herde ist dies Rudi lange erspart geblieben. Auf der Suche nach einem geeigneten Schlachtbetrieb wird er bei der Metzgerei Ruckdeschel vorstellig und findet in Martin Krasser einen Metzger, der ihn überzeugt. Dass er die Tiere auf seinem letzten Weg begleiten darf, erleichtert ihm den emotional schweren Schritt. Doch er weiß, es gilt das Slow-Food-Motto der Arche: Essen, was man retten will. Das Fleisch verkauft Rudi Küspert in Zehn-Kilo-Paketen für einen fairen Preis. Es findet guten Absatz – und beim ersten Mal kann er die Nachfrage kaum befriedigen.
Mit dem Roten Höhenvieh hat Rudi Küspert sein Lebensziel verwirklicht. „Anfangs, wenn man jung ist, dann läuft man dem Geld hinterher. Heute bin ich nicht reich, aber frei und glücklich und weiß, dass es im Leben auf anderes ankommt als aufs Geld", meint er schmunzelnd – und wirft einen weiteren zufriedenen Blick auf seine Herde.
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