Felix hatte bisher mit dem elterlichen Betrieb anfangs wenig zu tun. Konventioneller Landbau hat ihn noch nie interessiert. Die Mutter achtet bei der Erziehung auf Nachhaltigkeit, es gibt viele Bioerzeugnisse und die Achtung vor der Natur ist zentraler Bestandteil seiner Kindheit. Felix beginnt in Straubing Nachwachsende Rohstoffe (Bachelor) zu studieren und wechselt bald in Richtung Ökologie und Umweltplanung nach Freising (Master). Heute arbeitet er im Hauptberuf als Projektleiter für Ackerwildkräuterschutz. Zentral ist für ihn eine Antwort auf die Frage, wie man gleichzeitig die Biodiversität erhalten und Lebensmittel erzeugen kann.
Auch der Vater Gerhard teilt sein Interesse am Ökolandbau. Der Betrieb, der lange Jahre wie nebenbei gelaufen ist, wird jetzt zu einem Familienprojekt, das alle begeistert. Denn jetzt geht es der ganzen Familie darum, das anvertraute Land gut zu gestalten. Bewirtschaftet werden 21 Hektar Ackerbau. Ein Windrad am Acker wird umrahmt von Pappeln. Starkregen hatte hier Erdreich abgeschwemmt und die Familie hat über Vorkehrungen nachgedacht, wie sie das vermindern kann.
Die Fruchtfolge ist vielfältig. Der eigene Dinkel wird zu Mehl verarbeitet und verkauft. Angebaut werden außerdem noch viele Ölsaaten. „Wir haben Kontakt mit der Bayreuther Ölmühle. Für die haben wir schon Hanf, Goldlein und Leindotter angebaut. Der letzte Versuch war Mariendistel – das haben wir auf Anfrage der Ölmühle gemacht.“ Das Öl hat einen weichen, angenehm würzigen Geschmack und ist eine echte Besonderheit.
Alle tragen ihren Anteil bei: Die Mutter Christine erledigt die Büroarbeit, Vater und Sohn teilen sich die anderen Aufgaben. Die Planung der Fruchtfolge und die Auswahl der angebauten Erzeugnisse sind Felix’ Bereich, die Arbeit in der Werkstatt übernimmt der Vater. „Entscheidungen fällen wir dann eigentlich gemeinsam“, erzählt Felix – und alle genießen die teilweise lebendigen Diskussionen, wie sie lächelnd bekennen.
Damit entstehen die kleinen Kreisläufe – in der Verarbeitung, mit den Kollegen, mit den Kunden, die der Familie und insbesondere Felix so wertvoll sind. Er will sich weder einem Wachstums-, noch einem Spezialisierungszwang aussetzen, sondern machen, was ihm und der Familie richtig erscheint.
„Wenn es nicht vorrangig aufs Einkommen ankommt, dann kann man ganz geduldig, vorausschauend und überlegt handeln. Wir wollen bei der Arbeit Freude haben und mit dem, was wir tun, Sinn verbinden.“ Es ist eine besondere Form von Autonomie und Verantwortung, die hier am Hof der Familie Dötsch erlebbar wird. Es ist keine Autonomie, die Freiheiten nutzt, um egoistisch Vorteile daraus zu ziehen, es ist eine Freiheit, die dazu genutzt wird, selbstbestimmt und im Einklang mit der Natur Lebensmittel zu erzeugen. Die Familie hat das Vorhaben Ökolandbau zusammenwachen lassen. Sie erleben sich heute als gutes Team, das ein gemeinsames Ziel verfolgt – eine Entwicklung, die keiner so vorausgesehen hat und für die doch alle dankbar sind.