Heuer haben sich nur drei Betriebe angemeldet. Gekommen sind Familie Dötsch, Umstellungsbetrieb aus Auerbach, und Karl Trummer, Biobauer aus Vilseck. „Ich begrüße Euch zu meiner ersten Feldbegehung heuer.“ erklärt Konrad Maier zu Beginn „Alle anderen wurden abgesagt.“ Als Gastgeber sind Familie Wein aus Ensdorf und Familie Färber aus Dornberg dabei. In der kleinen Gruppe kann der Hygiene-Abstand leicht eingehalten werden.
Georg Wein hat sich beim Ackerbau auf die Saatgutvermehrung spezialisiert. Den größten Teil seiner Produkte kann er auf dem eigenen Betrieb reinigen, trocknen und lagern. Gemeinsam mit seinem Sohn Korbinian stellt er der Gruppe einen Luzerne- und einen Nackthafer-Bestand sowie ein Feld mit Weißer Lupine vor. Luzerne und Nackthafer haben sich sehr gut entwickelt. Das Luzernefeld wird auch am Abend noch intensiv von Hummeln angeflogen. „Die Königin der Futterpflanzen“ bildet ein tief reichendes, ausgedehntes Wurzelsystem aus und ist als stickstofffixierende Leguminose selbstdüngend. Sie bringt daher auch in trockenen Zeiten guten Ertrag. Georg Wein hat im Herbst eher dünn gesät, weil er für die Saatgutvermehrung große, kräftige Einzelpflanzen braucht, die gut Blüten ansetzen. Der Bestand steht jetzt gleichmäßig blühend da, mit verhältnismäßig wenig Beikräutern. In den nächsten Tagen kommt die Feldanerkennung: staatliche Kontrolleure prüfen den Bestand auf Gesundheitszustand, Sortenreinheit und Besatz mit Unkräutern. Wenn alles passt, kann Georg Wein die Luzerne zur Saatguterzeugung ernten. Dreschen wird er Ende August. Danach möchte er noch einen Schnitt als Futter für seine Mutterkuhherde nutzen. Zwei Jahre lässt er die Luzerne auf dem Acker stehen, kann also insgesamt zweimal dreschen und viermal schneiden. Damit lohnt sich der Anbau mehrfach, zumal die Luzerne nebenbei auch lästige Beikräuter zurückdrängt.
Auch bei den erfahrenen Biobauern kommt es vor, dass mal ein Acker nicht so dastehen, wie man sich das wünscht. So geht es Georg Wein heuer mit der Weißen Lupine, die zum Teil schlecht gewachsen und stark mit Kornblume und Kamille verunkrautet ist. Hier zeigen sich die Schwierigkeiten, die sich aus dem ungünstigen Witterungsverlauf im Frühjahr für die Bauern ergeben haben. „Der April war so trocken, dass Wintergetreide nicht weiterwachsen und Sommerfrüchte wie die Lupine nicht keimen konnten - der Mai dann zwar regenreich, aber zu kühl für viele Feldfrüchte. Ohne eine gewisse Wärmemenge kommt das Wachstum auch bei Lupine, Soja-Bohne und Mais nicht in Gang. Die Beikräuter konnten sich dagegen sehr gut entwickeln.“ fasst Konrad Maier das Problem zusammen.
Im Ökolandbau können unerwünschte Beikräuter nicht einfach mit Herbiziden weggespritzt werden, sondern müssen zur rechten Zeit mechanisch über Bodenbearbeitung mit Striegel und Hacke beseitigt werden. Wann und wie das möglich ist, hängt je nach Bodenbeschaffenheit auch von der Witterung ab. Der Boden darf nicht hart (Trockenheit) und auf keinen Fall nass sein. Auch über eine vielfältige, angepasste Fruchtfolge wird die Ausbreitung von “Unkräutern“ auf dem Bio-Acker unterdrückt.
Die Bauern diskutieren. Die Erfahrungen, die jeder auf seinen Böden mit Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Saatzeitpunkten und der Fruchtentwicklung macht, sind wertvoll für alle Kollegen und besonders für die Betriebe, die neu in den Ökolandbau einsteigen. Vor allem in den ersten Jahren nach der Umstellung, braucht es viel Aufmerksamkeit und Engagement damit der Ackerbau gut weiterläuft. Da ist der Austausch mit Fachberatern und erfahrenen Kollegen eine große Hilfe.
Danach besichtigt die Gruppe einen Soja- und einen Mais-Acker von Martin und Markus Färber. Familie Färber bewirtschaftet einen Umstellungsbetrieb mit Mutterkuhhaltung und Ackerbau. Seit Juli 2020 können sie ihre Ernte bereits als Bio-Ware vermarkten. Sie haben heuer erstmals Soja-Bohnen angebaut: Die wärmebedürftigen Soja-Pflanzen schauen gut aus, sind aber mangels Mai-Wärme noch nicht so hoch, wie erwartet, und werden größtenteils überragt von Buchweizenpflanzen, dem Durchwuchs vom letzten Jahr. Als Zwischenfrucht im Herbst ausgesät, ist der Buchweizen mangels Frost nicht abgefroren, hat also Samen gebildet und sich selbst erneut ausgesät. Über die Bodenbearbeitung hat Markus Färber den Buchweizen nicht herausbekommen.
Eine schwierige Situation für den Bauern. Denn: Soja wird erst im September gedroschen. So hat der Buchweizen heuer erneut genug Zeit zum Blühen und Samen bilden. Den Bestand komplett umzubrechen wäre schmerzhaft, weil Soja-Saatgut sehr teuer ist: 2.800€ (netto) für 5,5 ha. Dazu kommen die Kosten für die Impfmittel, mit denen Familie Färber die passenden Knöllchenbakterien ausbringt. Entfernen könnte man den Buchweizen nun nur noch durch Handarbeit mit der Hacke. Martin Färber hat sich entschieden abzuwarten. Konrad Maier empfiehlt, nach dem Soja-Dreschen den Boden mehrfach so zu bearbeiten, dass die Samen von Buchweizen und Beikräutern keimen und dann mit der Egge herausgerissen und zugeschüttet werden können, bis der Acker einigermaßen frei von Problemkräutern ist. Konrad Maier rechnet hier heuer mit 10 bis maximal 20 Doppelzentnern von 30 möglichen. Speisesoja ist gesucht. Familie Färber darf mit ca. 88 Euro je Doppelzentner Ertrag kalkulieren.
Auch dem Ende April gesäten Mais hat im Mai die Wärme gefehlt. Wegen des Regenwetters konnte Markus Färber im Mai weder striegeln noch hacken, so dass Beikräuter wie Melde, Knöterich und Ackerfuchsschwanz dem Mais vorauswachsen konnten. Nach mehrmaligem Hacken ist der Raum zwischen den Reihen sauber. In der Reihe stehen die Beikräuter noch. Konrad Maier empfiehlt auch hier zukünftig vor der Saat die Beikräuter keimen zu lassen, um sie dann durch flache Bodenbearbeitung wieder zu beseitigen, solange, bis der Beikraut-Druck zurück geht.
Zum Abschluss besichtigen die Bauern noch das gut funktionierende Hackgerät, das Industriemeister und Landwirt Markus Färber selbst gebaut hat.