Zu Beginn des Vortrags stellte Marc Albrecht-Seidel die zentrale Frage: „Warum möchte ich Milch verarbeiten?“ Diese Frage diente als Ausgangspunkt, um die Motivation und die Ziele der Teilnehmer zu klären. Er nannte dabei mehrere Gründe für die Verarbeitung von Milch auf dem eigenen Hof:
- Fairer Preis: Die Möglichkeit, die Milch zu einem fairen Preis zu verkaufen und selbstbestimmt über den Wert der Produkte zu entscheiden.
- Wertschätzung der Konsumenten: Die Chance, den Verbrauchern hochwertige, regionale Produkte anzubieten und gleichzeitig die Wertschätzung für die eigene Arbeit zu erfahren.
- Selbst hergestellte, qualitativ hochwertige Produkte: Der Spaß an der Verarbeitung und die Freude an der Herstellung von Milchprodukten. Marc Albrecht-Seidel betonte jedoch, dass es wichtig sei, ein realistisches Bild der Anforderungen und Herausforderungen zu entwickeln, bevor man in die Milchverarbeitung einsteigt.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Planung einer eigenen Käserei. Hier ging es um Fragen wie:
- Welche Investitionen sind erforderlich?
- Wie viel Milch soll verarbeitet werden?
- Welche Produkte sollen hergestellt werden?
- Ist der Kauf neuer Geräte notwendig oder können bestehende Maschinen und Gebäude genutzt werden?
Albrecht-Seidel machte klar, dass die Käsereiplanung eine gründliche Kalkulation und sorgfältige Planung erfordert, um den Betrieb erfolgreich führen zu können. Er hob auch hervor, dass die Genehmigungen und Auflagen der Behörden berücksichtigt werden müssen, vor allem in Bezug auf hygienische Standards und bau- sowie umweltrechtliche Vorschriften.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Sachkunde in der Milchverarbeitung. Früher war ein Sachkundenachweis für die Verarbeitung von Milchprodukten erforderlich, dieser ist mittlerweile nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben. Dennoch müssen Pflichtschulungen für die Mitarbeiter durchgeführt werden. Zudem müssen bestehende Lieferverträge mit Molkereien auf mögliche Milchgeldabzüge geprüft werden, wenn die eigene Milch verarbeitet wird. Albrecht-Seidel wies außerdem auf genehmigungspflichtige Bauvorhaben hin, wie zum Beispiel die Umnutzung alter Stallräume. Außerdem müssen die die Käsereiräume immer vom Veterinäramt abgenommen werden. Das ist vor allem bei der Herstellung von Rohmilchprodukten wichtig, da hier strenge Vorschriften zu beachten sind, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.
Nach dem Vortrag von Marc Albrecht-Seidel folgte die Vorstellung der Grenzlandkäserei GbR durch deren Geschäftsführerin Antje Grüner. Sie stellte das Konzept der mobilen Käserei vor, das eine flexible und nachhaltige Lösung für landwirtschaftliche Betriebe darstellt, die ihre eigene Milch verarbeiten lassen möchten.
Die mobile Käserei kommt direkt auf den Hof und nimmt dort die Milch auf. Anschließend wir die Milch fachgerecht verarbeitet und die Betriebe bekommen ihren eigenen Käse fertig vakuumiert zurück.
Die Grenzlandkäserei stellt sowohl Hart- als auch Weichkäse her und bietet den Betrieben so die Möglichkeit, ihre Produkte direkt zu vermarkten. Grüner berichtete, dass die Käserei weiterhin auf der Suche nach landwirtschaftlichen Betrieben ist, die Interesse daran haben, ihre Milch verarbeiten zu lassen.
Im Anschluss an den Vortrag konnten verschiedene Käsesorten verkostet werden, die mit Milch aus der mobilen Käserei hergestellt wurden. So konnten die Teilnehmer nicht nur mehr über den Verarbeitungsprozess erfahren, sondern auch die Qualität der Produkte direkt erleben.
Der Vortrag bot eine umfassende Einführung in die Ab-Hof-Vermarktung von Milchprodukten und gab den Teilnehmern wertvolle Informationen zur Planung, Organisation und den rechtlichen Aspekten der Milchverarbeitung. Besonders betont wurde die Notwendigkeit einer gründlichen Vorbereitung, realistischer Zielsetzung und die Berücksichtigung der rechtlichen Vorgaben. Insgesamt war die Veranstaltung eine hilfreiche Orientierung für all diejenigen, die mit der Idee spielen, ihre eigene Milchverarbeitung aufzubauen oder zu erweitern.