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Naturlandhof Weiß

Zwei Generationen tragen den Hof

Portrait Otto und Irene Weiß mit Hofnachfolger-Paar
2 Generationen Familie Weiß
© Tino Grafiert

Wie viele frühe Umsteller, so waren auch Otto und Irene Weiß gezwungen, ihre Produkte selbst zu vermarkten. Absatzmärkte wie für konventionelle Produkte waren nicht vorhanden. Entwickelt hat sich ein beispielhaft vielfältiger Betrieb: Am Hof gibt es eine Metzgerei, in der die Schweine und Rinder zerlegt und zu Wurst weiterverarbeitet werden. Ein Teil des eigenen Getreides wird an zwei Tagen die Woche zu Brot verbacken. Das vielfältige Produktsortiment von Fleisch über Wurst bis hin zu Brot und Linsen stammt dabei vollständig vom eigenen Hof. Am Freitag können Interessierte neben einem Besuch im Hofladen auch den Betrieb und die Tiere anschauen. „Das wird sehr gerne genutzt – insbesondere von Familien mit Kindern“, berichtet Irene Weiß. Am Samstag verkauft Familie Weiß ihre Produkte auf dem Bamberger Bauernmarkt an der nördlichen Promenade.

Die Direktvermarktung ist ihnen wichtig. „Nah am Kunden zu sein, den Austausch zu haben, nicht für einen anonymen Markt zu produzieren – das liegt uns am Herzen. Wir haben auch ganz unterschiedliche Kunden: Ältere, die sagen, es schmeckt wie früher, junge Familien, denen bio und regionale Erzeugung wichtig ist und auch Vegetarier, die ebenfalls im breiten Sortiment fündig werden“, erzählt Irene.

Mittlerweile müssen Irene und Otto nicht mehr die ganze Arbeit allein bewältigen. Ihr Sohn Johannes und seine Frau Sophia sind in den Betrieb eingestiegen. Die Beiden haben sich im Studium kennen und lieben gelernt. Fragt man Johannes, was er am Hof gestalten möchte, ist die Antwort kurz und klar. „Grundsätzlich sind meine Eltern offen für neue Ideen. Wir finden aber, dass die grundsätzliche Ausrichtung des Betriebes so auch unser gemeinsamer Weg ist. In erster Linie möchte ich zusammen mit Sophia meine Eltern entlasten. Im zweiten Schritt fließen dann sicherlich auch die ein oder andere Idee mit in das Betriebskonzept mit ein.“ Auch Sophia schwärmt von der Stimmung am Hof „Es gibt immer viel zu tun. Aber es ist ein tolles „Wir-Gefühl“. Es ist immer wieder schön zu erleben, was wir gemeinsam schaffen können.“ Dazu gehört auch das komplette Team rund um die Familie. Ob Metzger, Verkäuferinnen oder Azubis in der Landwirtschaft – alle packen fleißig an.

Jetzt, wo gerade Oberfranken mit voller Wucht von den Wetterextremen des Klimawandels getroffen wird, sind Dazulernen und Flexibilität gefragt. „Lebenslanges Lernen und Experimentieren, Ausprobieren ‒ das ist für mich heute die Essenz dessen, was der Ökolandbau für mich ausmacht“, so Otto Weiß. Der „normale“ Ackerbau wird daher immer weniger Realität. Kein Jahr ist wie das andere. Aus diesem Grund ist die Vielfalt auch auf dem Acker unersetzlich, um auch den Boden fit für die Zukunft zu machen. So kommen immer wieder neue Kulturen auf dem Hof. Wie Hirse, die beispielsweise nur halb so viel Wasser wie Mais benötigt. Oder auch Linsen. Früher war die Speiselinse ein wertvolles Nahrungsmittel. Heutzutage werden ihre Vorteile im Anbau und in der Küche wiederentdeckt. „Die Linse hat in doppelter Hinsicht Vorteile. Zum einen profitiert der Boden vom deren fein verzweigtem Wurzelnetz, zum anderen ist die Linse ein vielseitiges Produkt für die Küche – ob als Salat oder in der fleischlosen Lasagne“ berichtet Johannes Weiß. Auch die Linsenbolognese ist auf den Märkten beliebt und bietet Vegetariern und Veganern regionale Bio-Alternativen.

Der Hof hat eine Gesamtfläche von etwa 120 Hektar, davon sind 65 Hektar Ackerland und 55 Grünland. Die 30 bis 40 Schweine werden vom eigenen Futter ernährt, ebenso die 35 Mutterkühe. Das ergibt mit Nachzucht eine stolze Herde von 80 Tieren. Die Rasse, das Fränkische Gelbvieh, steht auf der roten Liste. Für Sophia gibt es nichts Schöneres als wenn sie die Rinder auf den weitläufigen Weiden des fränkischen Juras friedlich grasen sieht. „Der Anblick der Rinder auf der Weide bringt mich immer wieder runter und beruhigt mich sehr.“

Wer schon so lange Biolandbau betreibt wie Familie Weiß, der ist auch gut vernetzt, und das zahlt sich aus: Das restliche Getreide, was nicht in der eigenen Backstube verarbeitet wird, geht an die lokale Biobäckerei Postler in Bamberg. Die Braugerste an die Biobrauerei Pfister in Weigelshofen. Solch beispielhafte Partnerschaften zwischen Landwirt und Bäcker oder Brauer – das ist ein großer Gewinn für beide Seiten. Es schafft Verständnis und Wohlwollen unter den Handelspartnern. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, Produkte um die ganze Welt verschifft werden, ist die Wertschöpfung innerhalb des Landkreises unschlagbar!

Kontakt:
Naturlandhof Weiß
Otto und Irene Weiß
Laibarös 12
96167 Königsfeld
Telefon: 09207 - 667
E-Mail: info@naturlandhof-weiss.de

Hofladen in Laibarös:
Freitag: 15.00 - 18.00 Uhr
und nach Vereinbarung

auf dem Bamberger Bauernmarkt:
samstags 8:00 - 13:00 Uhr an der nördlichen Promenade

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