Unterstützt werden Vater und Sohn auch von Christians Frau Jasmin und der Mutter Doris. Bereits 2003 beginnt Christian sich für Ökolandbau zu interessieren. „Das Problem waren damals die fehlenden Absatzwege. Wer damals umgestellt hat, musste selbst schauen, wo er mit der Ware bleibt.“ So verwirft er die Idee schnell wieder. In der Landwirtschaftsschule gilt nur eine Devise: wachsen. Den Stall spiegeln, ist hier so ein Schlagwort. Es bedeutet, dass bei der Neuplanung die Stallgröße verdoppelt, also gespiegelt wird, erklärt Christian. Hier kommen ihm erneut Zweifel. Christian ist ein besonnener Charakter, er denkt darüber nach, welche Folgen so eine „Spiegelung“ hätte. Den Druck, neue Flächen zu bekommen, die Abhängigkeit durch den Futtermittelzukauf, die steigende Arbeitsbelastung am Hof. Er merkt hier, wie wichtig es ihm ist, die richtige Größe für einen Familienbetrieb zu finden und auch zu beachten.
Als 2015 der Milchpreis dramatisch sinkt, nimmt er den Ökolandbau erneut in den Blick. 2016 wird umgestellt. „Wir erleben es so, dass der Verbraucher den Ökolandbau schätzt. Das Feedback aus der Bevölkerung tut uns gut.“ Es entsteht ein Hofladen, darin stehen überwiegend die eigenen Erzeugnisse: der Honig, den Mutter Doris erzeugt, Eier, Mehle und Nudeln der eigenen Grunderzeugnisse. Die Milch liefert er an eine Genossenschaft. „Ich bin jetzt viel näher dran an den Menschen, auch regionale Absatzwege und Wertschöpfungsketten für Bioprodukte entstehen gerade. Das Mehl geht an eine nahe Mühle und von dort an einen Bäcker daheim in unserer Region. Es tut gut, kleine Partnerschaften aufzubauen, mit Verarbeitern, Handwerkern, Kollegen.“ Das passt für Christian alles gut zusammen: familiär geführte Betriebe, die mit Partnern aus der Region Lebensmittel für die Region erzeugen. Gesunde Kreisläufe in einem überschaubaren Rahmen und nicht anonym. Es motiviert ihn bei der Arbeit zu wissen, für wen er sie macht.
Gleichzeitig möchte er immer wieder genau beobachten, ob sich der Hof in die richtige Richtung entwickelt. Solange noch zwei Familien voll arbeiten und davon leben können, passt es. Christian analysiert die Zahlen, um Aufwand und Ertrag der einzelnen Betriebszweige zu kennen. Den Weg, den sie als Familie beschritten haben, findet er genau richtig. „Es war wichtig, dass wir auf unsere Bedürfnisse und unsere eigenen Vorstellungen geachtet haben und weniger darauf, was die anderen über uns denken würden.“ Das selbständige, unternehmerische Handeln macht ihm sichtlich Freude und eröffnet ihm neue Freiheitsräume, denn seine Entscheidungen gründen sich auf guten Überlegungen, seinen Idealen, gemeinsamen Entscheidungen und realistischen Kalkulationen. Eine Mischung, die letztlich ausschlaggebend für den Erfolg des Familienbetriebs und auch für ein gutes Leben ist.
Biohof Hendel
Mit Augenmaß und Beharrlichkeit den Hof entwickeln
Region