Die Online-Plattform www.regiothek.de ist seit Oktober auch für Direktvermarkter, Bäcker, Metzger, Gastronomie und kleine Lebensmittelläden in der nördlichen Oberpfalz da. Die Projektmanagerinnen dreier Oberpfälzer Öko-Modellregionen machen es möglich. Sie unterstützen Bio-Betriebe, die sich dort präsentieren möchten. „Mit der Regiothek werden erstmals die regionalen Lieferketten sichtbar. Ich kann dort den Weg vom Korn des Bauern bis zum Brot des Bäckers nachvollziehen.“, stellt Cornelia Strigl (ÖMR „Naturparkland Oberpfälzer Wald“) begeistert fest. Die Internet-Plattform dient der Vernetzung von Bauern mit Lebensmittelhandwerkern, - Handel und Konsumenten. Das Besondere und bisher Einzigartige an der Regiothek ist die Transparenz, die sie schafft: die Betriebe legen ihre Lieferbeziehungen offen, so dass die Wege der Waren auf einer Landkarte sichtbar werden. So kann jeder Interessent die Regionalität der Lebensmittel auf einen Blick nachvollziehen.
INFO REGIOTHEK
Vier junge Passauer haben die Regiothek gegründet. Sie begeistern sich für nachhaltiges Essen aus der Region und möchten mit der Plattform vor allem kleine, ökologisch und handwerklich arbeitende Betriebe bei der Vermarktung unterstützen. Für ihr bisher einzigartiges Konzept wurde das Regiothek-Team bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet und gewann internationale Aufmerksamkeit. In Niederbayern arbeitet das innovative Unternehmen bereits mit mehr als 100 Betrieben zusammen und stellt damit ein Netzwerk aus mehr als 1400 Betrieben dar.
Barbara Ströll (ÖMR Amberg-Sulzbach/ Amberg), erklärt, warum sie sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen für diese Zusammenarbeit engagiert: „Wir möchten Bio-Bauern sowie Metzger und Bäcker, die Bio aus unserer Region verarbeiten, dabei unterstützen weitere Partner und Kunden zu gewinnen. Wenn die vorhandenen Lieferketten für jeden sichtbar sind, können interessierte Konsumenten, Lebensmittelhandwerk und Küchenleiter leichter dort anknüpfen. Gastronominnen, die mit Bauern und Lebensmittelhandwerkern in der Region zusammenarbeiten, können ihr Engagement dort übersichtlich und attraktiv darstellen.“
Zielvorgabe für alle Bayerischen Öko-Modellregionen ist es, einen Beitrag für die Entwicklung des Ökolandbaus in Bayern zu leisten. Das Ziel „30 % Ökolandbau in Bayern bis 2030“ ist seit 2019 im Bayerischen Naturschutzgesetz verankert und im Landesprogramm BioRegio Bayern 2030 dargestellt. „Wir hoffen, dass wir mit der Regiothek für dieses Ziel Impulse setzen können. Alle, die mehr Ökolandbau vor ihrer Haustüre möchten, können diese Entwicklung fördern, indem sie beim Bäcker und Metzger einkaufen und nach „Bio“ aus der Region fragen. Steigende Nachfrage stärkt letztlich Lebensmittelhandwerk und Ökolandbau in unserer Region für eine nachhaltige Entwicklung.“ so Barbara Ströll.
Die Projektmanagerinnen können für Bio-Betriebe die Profile erstellen, mit denen sich diese auf der Plattform darstellen können. Die Betriebe kümmern sich dann um die weitere Pflege. Mehr als 20 Betriebe haben bisher die Regiothek-Infoabende der Öko-Modellregionen in den Landkreisen „Neutstadt an der Waldnaab“ und Amberg-Sulzbach genutzt und Interesse bekundet.
Oberpfälzer Öko-Netzwerker
Derzeit ist die Gailertsreuther Mühle der größte Stern auf der Regiothek-Landkarte der Oberpfalz. Als getreideverarbeitender Betrieb ist die Bio-Mühle ein zentraler Knotenpunkt im Netzwerk der regionalen Lebensmittelwirtschaft. Aktuell ist eine Auswahl von neun Bio-Höfen sichtbar, welche die Mühle mit Getreide beliefern. Erkennbar ist auch, dass vier Oberpfälzer Bäckereien mit dem Bio-Mehl aus der Region backen.
Als Dienstleister bereitet die Mühle das Getreide vom Bio-Hof Walz aus Amberg-Schäflohe auf. Auch Familie Walz legt den größten Teil ihrer Lieferbeziehungen auf der Internet-Plattform offen. Man sieht, dass der Bio-Betrieb sein Mehl im eigenen Hofladen und über diverse Naturkostläden verkauft und dass sein Emmer-Mehl von einer Nürnberger Bio-Bäckerei verbacken wird. Andreas Walz sucht über die Regiothek auch Kontakt zu weiteren Betriebskantinen. „Vielleicht entdeckt uns der eine oder andere ambitionierte Küchenleiter, der sich für alte Getreidesorten und unseren Reis interessiert.“ so Walz.
Oberpfälzer Gastronomie und Lebensmittelhandel sind auf der Regiothek-Karte bisher nur als Verkaufsstellen oder Abnehmer der Bauern oder der Mühle sichtbar. Bio-Bauer Klaus Hofmann aus Schmidtstadt gibt zwei Wirtshäuser an, die er mit Rindfleisch beliefert: „Ich find`s gut, dass ich hier langjährige Beziehungen darstellen kann. Die Wirtshäuser, die ich beliefere, sind bisher nicht biozertifiziert. Daher dürfen sie selbst nicht auf die Bio-Herkunft hinweisen.“
Mit jedem weiteren Betrieb, der mitmacht, wird das regionale Netzwerk dichter und interessanter. Weitere Betriebe – vor allem Direktvermarkter - haben Interesse angemeldet. „Leider erschwert uns Corona gerade die weitere Kontaktaufnahme. Einen Infoabend im Stiftland mussten wir absagen.“ erklärt Gründer Alexander Treml. Aktuell helfen er und seine Kollegen interessierten Gastronomen bei der Einrichtung der „Genuss-Vermittlung“. Mit diesem Vorbestellsystem möchten sich die Betriebe auf den Lockdown einstellen.
Weitere Bayerische Portale für Lebensmittel aus der Region
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung Landwirtschaft und Forsten unterstützt die Vernetzung von Bauern, Lebensmittelhandwerk, Gastronomie und Handel mit Hilfe von drei kostenlosten Online-Portalen. Die Betriebe können sich mit ihrem Angebot dort darstellen und anknüfpen.
www.regionales-bayern.de vernetzt: Bauern, Verarbeiter, Märkte, Regionalinitiativen, Verbraucher.
www.wirt-sucht-bauer.de vernetzt: Bauern, Verarbeiter, Gastronomie
www.regio-verpflegung.bayern vernetzt: Bauern, Verarbeiter, Händler, Gemeinschaftsgastronomie
Barbara Ströll
Regiothek-Auftakt Oberpfalz: Bio aus der Region für die Region
Transparenz und Qualität
Datum
4. November 2020
Regionen