Krautfäule – in diesem Jahr stellt sie alle Betriebe, die Kartoffeln anbauen, vor eine große Herausforderung. Die andauernde nasse Witterung in dieser Saison verschont fast keinen Kartoffelbestand vor einer Infektion. Vor allem der Ökolandbau, in dem nur eine begrenzte Menge an Kupfer zur Behandlung der Bestände zugelassen ist, interessiert sich für zufriedenstellende Lösungen. Die LfL arbeitet in einem Verbundprojekt mit dem Julius-Kühn-Institut (JKI) und dem Leibnitz-Institut für Kulturpflanzenforschung mit Hochdruck an diesem Problem. Zusammen mit Biolandwirten züchten und testen sie im aktuellen BÖLN-Projekt „EffiKar“ neue widerstandsfähige Kartoffeln. Bereits seit 2012 engagieren sich Ökopioniere in der partizipativen Ökozüchtung von Speisekartoffeln und legten damit den Grundstein für die jetzigen Züchtungserfolge.
Zusammen mit Georg Forster vom Projektbüro ForKa, der das Züchtungsprogramm ebenso von Anfang an wissenschaftlich begleitet, organisierte die Öko-Modellregion Siebenstern eine Begehung des Zuchtgartens am Standort in Rehau. Interessierte Landwirt*innen sowie Vertreter der Anbauverbände folgten der Einladung. Nach einer kurzen Vorstellung der Ziele und Organisation des Projekts erklärte der Pflanzenzüchter im Kartoffelfeld anschaulich den Züchtungsablauf unter ökologischen Bedingungen: Neue Sortenkandidaten werden aus Tausenden Sämlingsstauden, der ersten Feldgeneration von neuen Klonen, selektiert. Das JKI und die LfL stellen beteiligten Landwirten die aus Samen gezogenen und damit einzigartigen Kartoffelknöllchen bereit. Von Beginn an stehen Nährstoffeffizienz, Krautentwicklung und Resilienz im Vordergrund. Dementsprechend unterscheiden sich die Pflanzen im Feld. Während manche Pflanzen in Kürze durch die Krautfäule abgetötet werden wachsen andere noch grasgrün weiter. Nur die schönsten und am besten schmeckenden Kartoffeln werden weiter vermehrt.
So katastrophal die aktuelle Witterung für Kartoffelanbauer ist, so ideal schafft sie die notwendigen Selektionsbedingungen und zeigt deutlich die Unterschiede. Die Parzellen mit den Neuzüchtungen stehen einem Demonstrationsanbau von 20 wichtigen Sorten für den Ökolandbau gegenüber. Bei einem gemeinsamen Gang durch die Parzellen stellte Georg Forster relevante Sorten und Sortenkanditaten genau vor. Die ausgegrabenen Knollen der Sorten und Zuchtstämme gaben bereits Hinweise auf Ertrags- und Qualitätsunterschiede. Das war besonders interessant, da auch die Sortenunterschiede in der Krautfäule-Anfälligkeit ohne Kupfereinsatz sehr deutlich gezeigt wurden.
Mit weiterem Fachsimpeln und Austausch in der Scheune des Hofes fand die gelungene Veranstaltung einen gemütlichen Ausklang.