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Grüne Kino 2023

Öko-Modellregionen des Landkreises Tirschenreuth ziehen Bilanz

Projekt: Öko? Logisch!
Besucher kommen ins Kino und bestaunen die Buchausstellung des Bücherhauses Rhode
Foyer des Cineplanet Tirschenreuth
© Steinwald-Allianz
Nach einer kurzen Begrüßung der 70 Gäste durch Eva Gibhardt und Antje Grüner startete der Film: „Der Bauer und der Bobo – wie aus Wut Freundschaft wurde“.
Der steirische Bergbauer Christian Bachler postet über seine Facebookseite Wuttiraden gegen den Falter-Chefredakteur Florian Klenk. Der Auslöser war ein Urteil, in dem ein Bauer für das gefährliche Verhalten seiner Kühe verurteilt wurde. Bachler konfrontierte Klenk und lud den „arroganten Oberbobo“ zu einem Praktikum auf seinem Betrieb ein, damit er sich ein eigenes Bild vom Alltag eines Bauern machen kann. Der Chefredakteur nimmt die Herausforderung an und lernt diese Welt kennen.
Mit 20 Jahren, nach dem plötzlichen Tod des Vaters, übernimmt Christian Bachler den Betrieb und baut einen Milchviehstall. Die Kredite dazu wurden von der Bank schnell vergeben, doch in den Folgejahren änderten sich die Ausgleichzahlungen und der Milchpreis sank. Die Schulden blieben und somit wuchs der Druck auf seinen Schultern. Mit seinen systemkritischen Erzählungen und Videos gilt Bachler als „Wutbauer“ und es folgten ihm 25.000 Follower auf Facebook.
Nach dem Praktikum realisierte Florian Klenk, wie schwer es ist Bergbauer zu sein. Er wollte helfen! So initiierten Sie eine Spendenaktion für Bachler. Innerhalb weniger Tage füllte sich das Konto und die Schulden konnten beglichen werden. Der von der Zwangsversteigerung bedrohte Hof und seine Bewohner konnten neue Hoffnung sammeln. Mit einem neuen Konzept und neuen Produkten für die Direktvermarktung hat Bachler nun seinen Weg gefunden.

Nach der Vorführung nutzten die rund 70 Teilnehmer die Gelegenheit mit zwei Bio-Landwirten aus der Region zu reden und mehr über ihre Situationen zu erfahren. Elisabeth Waldeck moderierte die etwa halbstündige Diskussionsrunde. In dieser ging unter anderem hervor, dass eine Diskrepanz zwischen dem Kenntnisstand der Verbraucher zu den Problemen und Leistungen der Landwirtschaft besteht. Die Öko-Modellregionen versuchen auch bei solchen Themen mit Veranstaltungen wie diesen, Hofbesichtigungen, einer Stärkung der Direktvermarktung und Informationsangeboten diese Kluft zu schließen.


Fortsetzung der erfolgreichen Reihe
Auch der zweite Kinoabend am 26.04.2023, mit dem gezeigten Film „Der wilde Wald – Natur Natur sein lassen“, wurde sehr gut angenommen. Die Besucherzahl kletterte auf 89 Personen! Der bildgewaltige Film von Lisa Eder zeigte den Bayerischen Wald im Wandel der Zeit seit seiner Gründung im Jahr 1970. Seine Fläche umfasst mittlerweile knapp 25.000 Hektar, welche von 320 km Wanderwege und 170 km Langlaufloipe durchzogen sind. Gemeinsam mit dem angrenzen tschechischen Nationalpark Šumava (Böhmerwald) bilden sie das Herzstück des grünen Dachs Europas und stellen das größte, zusammenhängende Waldschutzgebiet Mitteleuropas dar. Der Film zeigte mit eindrucksvollen Aufnahmen die Flora & Fauna, welche sich ohne menschliche Eingriffe entwickeln darf. Ebenso wurde auch anhand historischer Filmaufnahmen die gesellschaftlichen Spannungen portraitiert, die mit der sich frei entwickelnden Natur aufkamen.
Unsere Experten Christoph Hübner (Forstdirektor AELF TIR-WEN), Wolfgang Pröls (Revierleiter der BayStF in Mitterteich) und Stefan Gradl (Stadtförster TIR und Bärnau) standen unserem Moderator Martin Schmid (Allianz-Manager Steinwald) und dem Publikum Rede und Antwort. Sie brachten Ihre Arbeit den Besuchern näherbringen und erläuterten Ihre Umgangsweise mit dem Ihnen anvertrauten Gut.


„Alcarràs – die letzte Ernte“ wurde am 03.05.2023 gezeigt. Ein Film, gespielt in Spanien, besetzt mit Laien die sich selbst darstellen. Die Familie Solé bewirtschaftet seit mehreren Generationen eine Pfirsichplantage auf den Flächen eines Großgrundbesitzers. Dieser möchte nun auf dem Land Photovoltaikanlagen installieren und so kommt es zu Spannungen, auch innerhalb der Familie. Während des Filmes werden viele Konfliktpotenziale erwähnt, denn jeder Darsteller hat seine eigene Stimme und Geschichte. Da ist die lärmende Unbeschwertheit beim Familienfest, harte Arbeitstage von Morgengrauem bis tief in die Nacht, der Kampf in der Genossenschaft gegen das Preisdiktat der Supermärkte, die Fröhlichkeit bei der gemeinsamen Ernte, das Wissen über die Pflanzen und den Boden und natürlich die Ungewissheit was kommen mag. Am Ende müssen die Plantagen den Photovoltaikanlagen weichen.

Auch hier in unserer Region werden die kleinbäuerlichen Strukturen immer weniger und das Einkommen vom Betrieb reicht meist nicht mehr aus. Da stellt sich für viele die Frage: „Wachsen oder Weichen?“ Doch auch die Flächen werden immer weniger. Hinzu kommt die Notwendigkeit der Energiewende, die von der Wissenschaft, Gesellschaft und Politik zunehmend eingefordert und umgesetzt wird. Der Ausbau der Freiflächenanlagen läuft bereits schon seit mehreren Jahren, aber immer mehr landwirtschaftliche Bertriebe sehen hierbei eine Chance ein zusätzliches Einkommen zu generieren. Mit Elisabeth Frank (Geschäftsführerin Naturpark Steinwald) und Maximilian Hierl (AELF TIR-Weiden) waren zwei kompetente Ansprechpartner für den Landkreis vor Ort. Sie erläuterten uns die Problematik die mit solchen Anlagen auch auftreten. Herr Hierl merkte an, dass eine Unternutzung im landwirtschaftlichen Bereich nicht ganz so unproblematisch ist, da zum Beispiel nur Kleinwiederkäuer (Schafe) für die Flächen möglich sind. In der Hallertau soll Hopfen ein Photovoltaikdach bekommen, eine Win-Win-Situation. Denn der Hopfen ist so vor zu viel Sonneneinstrahlung und vor allem Hagel geschützt. Jedoch handelt es sich hierbei noch um eine Ausnahme. Aber was macht das mit dem Naturpark Steinwald. Auch hier hat Elisabeth Frank Einblicke geliefert. Dem Bau von Photovoltaikanlagen im Landschaftsschutzgebiet sind zwangsläufig Grenzen gesetzt, denn für den Titel "Naturpark" müssen mindestens 50 % LSG-Fläche fortbestehen.

Vielen Dank an alle Besucher*innen und Expert*innen für Ihre Neugierde und Zeit.

Wenn Sie bereits Ideen oder Filmwünsche für unsere nächste Reihe haben, können Sie gerne uns schreiben!
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