Gespannt lauschten wir dem Fachwissen von Maria Müller. Sie ist Fachberaterin für Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen, und der EWilPa® ist Ihre Referentengrundlage. Nach nur einem kurzen Stück, hielten wir auch schon an einer Weißdornhecke. Probierfreudige konnten sich die reifen Früchte schmecken lassen, welche Köstlichkeiten man daraus zaubern kann, verriet Frau Müller. Nur ein paar Meter daneben die nächste Wildpflanze, eine Eiche, denn unter Wildpflanzen zählen nicht nur krautige, sondern auch Stauden, Sträucher und Bäume. Aus den Eicheln kann man Kaffee machen oder Eichelmehl. Dies wurde in Geschichtsbüchern meist bitter deklariert, heute jedoch bekamen die Teilnehmer hier eine Verarbeitungsmethode genannt die dies zu verhindern weiß. Dann steht dem gesunden Brot nichts mehr im Wege.
Warum wird das alte Wissen wieder so wertvoll? Unsere Nahrungsaufnahme hat sich in den letzten Jahrhunderten geändert. Und das Extrem. Aus fast allen Kulturgemüsearten wurden die nicht so gut schmeckenden Geschmacksrichtungen rausgezüchtet. Unser Verdauungstrakt benötigt aber die Bitterstoffe. Leber, Niere, Magen, Darm – alle profitieren sie von diesen und von den natürlich vorkommenden Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. Das zeigte auch deutlich die statistische Auswertung der Brennnessel im Verhältnis zu anderen kultivierten Formen wie Spinat. Brennnessel, eine Wunderpflanze, nicht nur als Heilpflanze sondern auch für die reine Nahrungsaufnahme. Nächster Halt war der Vogelbeerbaum oder Esche genannt. Da wusste Maria Müller, es gibt geschmackliche unterschiede und bevor man die Beeren erntet, lohnt es sich eine Kostprobe roh vom Baum zu nehmen. So weiß man auch, dass die Marmelade schmeckt. Schlag auf Schlag ging es weiter, oder besser auf Schritt und Tritt. Denn eine wilde Möhrenpflanze zog uns in den Bann. Doldenblütler gibt es viele und sehr oft sehen sie ähnlich aus. Aber die wilde Möhre, so lernten wir, ist mit ihrem „Petticoat“ unverwechselbar. Die Samen durften wir probieren und sind ein gesunder Brotgewürzersatz. Eine regelrechte Geschmacksexplosion, durch die ätherischen Öle die in den Samen enthalten sind. Am vorerst letzten Zwischenstopp probierten alle Vogelmiere und Girsch. Wobei die Vogelmiere einen Geschmack nach jungen Mais aufweist und Girsch nach Petersilie schmeckt. Mit so einem geballten Wissen sind wir zu unserem Rastplatz gegangen. An dem Herr Rückerl und sein Team ein tolles Buffet aufgebaut hatte. Im Schatten der Bäume durften wir die Köstlichkeiten von Frau Müller probieren. Sie hat geschickt Wildpflanzen mit bio-regionalen Zutaten, die Sie auch vorstellte, kombiniert. So gab es Brennnesselbrot mit Bio-Schnittkäse aus Groppenheim, für die Salate kombinierte Sie Bio-Beluga-Linsen mit Wiesenbärenklau und Bio-Dinkelreis mit Girsch. An beide Salate kam das Bio-Leindotteröl aus Bärnau. Aber auch bei der Brennnesselquiche, den grün gefüllten Hefeschnecken, sowie Brennnesselbrote mit wilder Möhre und Weichkäsesalat wurde gern zugelangt. Gegen den Durst gab es Aronia-Shrup aus Mitterteich, der mit Sibyllenquellwasser verdünnt wurde. Nach der Stärkung übergab Frau Müller den Staffelstab an Frau Schmid. Monika Schmid, Kräuterexpertin auf dem Gebiet der Heilpflanzen, übernahm gern und nahm uns mit wieder in Richtung Kurpark. Auf dem Weg dorthin, konnten wir noch mehr Wissenswertes der Brennnessel erfahren. Als nächstes kam der Frauenmantel. Sein Zellwasser, welches gern in frühen Morgenstunden an den gezahnten Blattenden als Wassertropfen sitzt, wurde schon im Mittelalter als Verjüngungstinktur verwendet. Mit dem Löwenzahn kann man im Frühjahr eine Entgiftungskur der besonderen Art machen. Dabei nimmt man die Stängel und verspeist jeden Tag einen Mehr. Also Tag 1 1 Stängel, Tag 2 2 Stängel, bis man bei Tag 10 angelangt ist, dann geht man wieder rückwärts. Im Kurpark wurden wir unterrichtet über das Johanniskraut, die Kornellkirsche, Thymian, Oregano, Minze, Lavendel und den Rosengewächsen (auch als Hagebutten bekannt). Auch hier gilt: die Wildformen sind Heilpflanzen, die Kulturformen haben Ihre Heilwirkung weitestgehend verloren! Auf dem Weg zum Ausgangspunkt wurden wir noch unterrichtet über die Heilwirkung von Spitzwegerich. Dem SOS-Kraut am Wegesrand. Bei leichten Verletzungen, Mückenstichen helfen die Blätter und deren Saft. Ansonsten kennt man den Spitzwegerich als Hustenlöser. Eine Besonderheit haben die Wegeriche aber noch! Der ährige Blütenstand kann als Pilzersatz genommen werden. Sie schmecken nämlich wie Steinpilz. Den Abschluss an diesem lehrreichen Nachmittag bildete die Linde. Da es viele Linden gibt, kann man die Blüten rasch selbst ernten und trocknen. So ist der Lindenblütenblätter-Tee ganz schnell selbst gemacht.
Als Dankeschön erhielten unsere Referentinnen, aber auch Herr Rückerl für die Organisation das Buch „Lebensart genießen Stiftland“.