Tiefenbach/Perlesreut. Welche Themen beschäftigen die Menschen in den Öko-Modellregionen vor Ort? Wie kann die Politik bei den aktuellen Fragestellungen in der Bio-Landwirtschaft tätig werden? Antworten auf diese Fragen suchten die beiden Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Rosi Steinberger (beide Bündnis 90/ Die Grünen) bei einem Besuch in den Öko-Modellregionen Passauer Oberland und Ilzer Land Anfang August. Beim Tagesprogramm in den beiden Regionen verschafften sie sich einen Überblick über die Handlungsbereiche der Öko-Modellregionen und lernten Menschen und landwirtschaftliche Betriebe vor Ort kennen. Die Projektmanagerinnen Barbara Messerer (Passauer Oberland) und Katharina Hobelsberger (Ilzer Land) gestalteten gemeinsam in Absprache mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort das Programm.
Der Tag begann in Eppenschlag, wo sich die Runde im Gemeindehaus einfand. Peter Schmid, 1. Bgm. Eppenschlag berichtete vom Genussdorf Eppenschlag und der Umwandlung eines leerstehenden Dor-Wirtshauses in eine Bauernmarkthalle, in der künftig Bio- und regionale Produkte vermarktet werden sollen. Er appellierte an die Politikerinnen, dass für ein solches Vorhaben unbedingt die Unterstützung von politischer Seite nötig ist. Der Umsatz im Lebensmittel-Bereich ist derzeit rückläufig, dies bekommen auch Petra Friedl, Bio-Landwirtin und Inhaberin des Perlesreuter Landmarktes sowie Monika Bauer zu spüren. Die Landwirtin aus Eppenschlag musste gemeinsam mit ihrer Familie den Neubau eines Schweinestalles aufgrund der derzeit vorherrschenden Planungsunsicherheiten und hohen Baukosten auf Eis legen. Um Menschen vom Mehrwert der Bio-Lebensmittel zu überzeugen, bedarf es weiterhin einer intensiven Bewusstseinsbildung in den Öko-Modellregionen, ist sich die Runde sicher.
Nach dem interessanten Vormittag ging es zur Mittagseinkehr in die Bio-Bäckerei Wagner am Zugsberg, wo ein kurzer Austausch mit Betriebsleiter Hans-Peter Wagner stattfand und man sich mit Bio-Verpflegung bester Qualität für das Nachmittagsprogramm stärkte. Im Anschluss stand eine Betriebsbesichtigung bei Familie Dankesreiter in Muth bei Tittling auf der Agenda: seit 2016 wird der Milchviehbetrieb biologisch bewirtschaftet und seit 2020 setzt das Betriebsleiterehepaar Franz und Stefanie auf die Erzeugung von Heumilch. Hierzu wurde eigens eine Heutrocknung gebaut. 2022 folgte eine Verkaufshütte, um in die Direktvermarktung der eignen Milch, von Käse und weiterer Produkte einzusteigen. Finanzielle Unterstützung für die Verkaufsautomaten konnte hier der Verfügungsrahmen für Öko-Projekte leisten, der in den Öko-Modellregionen in Bayern ein Förderinstrument darstellt.
Der Betriebsbesuch bei Walter Dankesreiter stand als letzter Punkt auf dem Plan. Der Bio-Pionier, der sowohl seinen Betrieb als auch den Betrieb seiner Frau bereits in den 80er und 90er Jahren auf die biologische Wirtschaftsweise umgestellt hatte, geht nach wie vor neue Wege: Die Umstellung zur Ammenkuhhaltung möchte die Familie im kommenden Jahr umsetzen. Zur vielfältigen Fruchtfolge auf dem Betrieb gehören neben verschiedenen Getreidearten und Hülsenfrüchten unter anderem auch Kartoffeln. Walter Dankesreiter bringt sich neben seiner Tätigkeit auf dem landwirtschaftlichen Betrieb mit viel Engagement durch sein Mitwirken in verschiedenen Gremien in die Öko-Modellregion Passauer Oberland ein.
Zuletzt zogen die beiden Landtagsabgeordneten Sengl und Steinberger Resümee:
Die Öko-Modellregionen haben weiterhin Strahlkraft, denn durch den Aufbau und die Stärkung regionaler Bio-Wertschöpfungsketten bleiben die Waren- und Geldflüsse in der Region und leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Menschen. Besonders wirkungsvoll scheint hierbei auch der ‚Verfügungsrahmen für Öko-Projekte‘, eine seit 2022 verfügbare Fördermöglichkeit für die Öko-Modellregionen. Durch diese Fördergelder wird die Öko-Modellregion nochmal ein Stück weit sichtbarer gemacht und kann Landwirtinnen und Landwirte in der Region unterstützen, kleinere Projekte umzusetzen, so Christian Fürst, federführender Bürgermeister der Öko-Modellregion Passauer Oberland. Zuletzt waren sich alle Beteiligten auf jeden Fall einig: Bürgermeister, Projektmanagerinnen und Akteure der Öko-Modellregion müssen weiterhin an einem Strang ziehen, um den Öko-Landbau mit seinen Stärken für Klima, Umwelt, Mensch und Tier in der Region und besonders in dieser schwierigen Phase weiter zu etablieren.
Text: Barbara Messerer (ÖMR Passauer Oberland), Katharina Hobelsberger (ÖMR Ilzer Land)