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Dorfkultur trifft Biolandbau

Fazit des neuen Formates: Mehr davon!

Projekt: Vebraucher/-innen erleben Ökolandbau
Leute vor einem Laden
Die Besuchenden strömen zur Besichtigung des neuen Egg-Lädeles von Ben Karg
© Anja Scheurich

Lesen Sie hier die Rückblicke für die beiden Veranstaltungen
Donnerstag, 10. Juli 2025: Zu Fuß durch Theilheim
Dienstag, 22. Juli 2025: Zu Fuß durch Kronungen

Dorfspaziergang – „Dorfkultur trifft Biolandbau“

Zu Fuß in Theilheim unterwegs

Die Ökomodellregion Oberes Werntal bot zum ersten Mal in Kooperation mit der Gemeinde Waigolshausen und der ILE Oberes Werntal das neue Format „Dorfspaziergang“ an. Interessierte tauchten ein in die geschichtliche und kulturelle Vergangenheit von Theilheim sowie in das Thema Ökolandbau.

Gemeinsamer Treffpunkt war am Kindergarten St. Sebastianus. Christian Zeißner, erster Bürgermeister der Gemeinde Waigolshausen begrüßte die Gruppe von rund 40 Personen. Die Umsetzungsbegleitung der ILE Oberes Werntal Eva Fenn informierte darüber, wo der Ursprung des interkommunalen Zusammenschlusses liegt und wie sich die Zusammenarbeit gestaltet. Auch Anja Scheurich, die Managerin der Öko-Modellregion, gab Einblick in ihr Aufgabenfeld und erklärte, dass in der Gemeinde Waigolshausen bereits über ein Drittel der Fläche ökologisch bewirtschaftet wird

Emilie Brehm ging auf die Geschichte des Kindergartens und die heutige Nutzung der Räumlichkeiten ein. Einige Anwesende konnten sich noch gut an die „guten alten Zeiten“ erinnern, was für Erheiterung sorgte. Dann ging es los in Richtung „Römmeltsgarten“, einer begrünten „Oase“ in Kindergartennähe, mit altem Baumbestand und Spielgeräten, die dank ehrenamtlichem Engagement aufgekauft und hergerichtet werden konnte. Ein altes und doch neues Spielangebot ist das Trampolin, das mit Mitteln des Regionalbudgets des Amtes für Ländliche Entwicklung und der ILE Oberes Werntal erneuert wurde. Christian Zeißner stellte zudem Projekte des Sportvereins vor, die ebenso über das Regionalbudget verwirklicht werden konnten.

Der Dorfspaziergang führte weiter in Richtung Theilheimer Schloss. Roland Sauer, der Eigentümer, informierte über die Geschichte des Schlosses, die eng mit dem Adelsgeschlecht der „von Erthals“ verbunden ist. Das Wappen findet sich noch heute über dem Eingangsportal am Haupteingang sowie im Stil der „Lüftelmalerei“ in einem Nebengebäude, das in jüngster Vergangenheit noch als „Spanferkelranch“ dem geselligen Beisammensein diente. Seit 1883 ist das herrschaftliche Anwesen im Besitz der Familie Sauer. Konrad Roth wusste weitere Geschichten über einen Tüftler und Bastler der Ballonfahrt zu erzählen, der zu Zeiten Napoleons in Russland seine Erfindung bewarb und sich dann nach Theilheim zurückzog, um weiter in die USA zu reisen.

Nächste Station war ein „Marterle“, an dem auf das Fränkische Bildstockzentrum Egenhausen aufmerksam gemacht wurde, einem Gemeinschaftsprojekt der ILE, das dieses Jahr 15-jähriges Bestehen feiert. Neu ist eine „Marteli-Rallye“, die von Schülern des Alexander von Humboldt Gymnasiums ausgearbeitet wurde. Auch wurde die Werntalförderung vorgestellt, die es Besitzern von ortstypischen Gebäuden, Hoftoren, Pforten und Einfriedungen ermöglicht, Fördermittel zu erhalten.

Eine weitere Station war der steinerne Kinderwagen am Denkort Deportation. Es erinnert zusammen mit einer Tafel an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die im September 1942 aus Theilheim deportiert wurden. Konrad Roth wusste viel über die fast 500 Jahre lange Geschichte der Juden in Theilheim zu erzählen, die einst einen großen Prozentsatz der Dorfbevölkerung ausmachten. Gezwungenermaßen als Händler tätig, sorgten sie für geschäftiges Treiben in Theilheim und prägten mit ihren Anwesen das Ortsbild.

Weiter ging es zur „Alten Schule“, die mit Mitteln des Amtes für Ländliche Entwicklung saniert wurde. Geschäftsleiter Josef Zeißner informierte über Daten und Fakten. Auch konnten die Proberäume des Musikvereines und des Gesangsvereines besichtigt werden. Als Überraschung gab der Gesangsverein Liederkranz mehrere Lieder zum Besten, die Anwesenden stimmten mit ein.

Durstig machten sich die interessierten Zuhörer auf den Weg in Richtung Bioland-Weingut Huter. Es ging direkt hoch in den Weinberg, von wo aus sich ein schöner Rundumblick über Theilheim und Umgebung bot. Eine Insel mit liebevoll hergerichteten Bio-Köstlichkeiten von Kathrin Huter wartete auf die Ankömmlinge. Bei Speis und Trank präsentierte Sebastian Huter sein Weinsortiment und stellte die Arbeit im Weinberg vor. Der überzeugte Bio-Winzer, der nahezu ausschließlich Handarbeit leistet, ging insbesondere auf die Themen Bewässerung und Schädlingsbekämpfung ein. Der Abend klang mit gemütlichem Beisammensein und guten Gesprächen aus. Ein gelungenes Format, das in Kronungen seine Wiederholung finden wird.

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Dorfspaziergang – „Dorfkultur trifft Biolandbau“

Zu Fuß in Kronungen unterwegs

Erster Bürgermeister Ludwig Nätscher begrüßte die Interessierten in Kronungen auf dem Hof von Benedikt Karg. Dieser führt den Hof bereits in zweiter Generation. Anja Scheurich, Managerin der Öko-Modellregion Oberes Werntal zeigte auf, was eine biologische Anbauweise im Sinne der Kreislaufwirtschaft bedeutet. Benedikt Karg ergänzte es am praktischen Beispiel: mittels einer Futter-Mist Kooperation kann er eine gute Bodenfruchtbarkeit aufrechterhalten, auch ohne Viehhaltung. Auch Kleegras trägt dazu bei, den Boden zu verbessern und den unerwünschten Beikrautwuchs, wie Disteln, zu minimieren.

Vom Milchviehbetrieb zum Ackerbau

Über die Jahre kam es auf dem Hof Karg zu Anpassungen im Betriebsablauf und auch zu baulichen Veränderungen der Hofstelle. Einst als Aussiedlerhof errichtet befindet sich der Hof nun gut integriert im Ort nahe der Kirche. Damals stand die Milchviehhaltung im Vordergrund des Wirtschaftens. Heute sind es der Ackerbau und die Hühnerhaltung, alles in ökologischer Bewirtschaftung. Anstelle der alten Mistlege wurde eine Halle mit Werkstatt errichtet. Der ehemalige Kuhstall dient inzwischen der Futterabfüllung und Weiterverarbeitung. Auch kam mit Mitteln des Öko-Kleinprojektefonds ein neuer Verarbeitungsraum für Brot hinzu. Der bereits bestehende Hofladen wurde erneuert. Zusätzlich lädt ein „Egglädle“ in Selbstbedienung ein, regionale Bio-Produkte kennenzulernen.

Vom „Egglädle“ aus gings zu einem „neueren Bildstock“ von 2006, finanziert durch die Jagdgenossenschaft. ILE-Umsetzungsbegleitung Eva Fenn informierte über das Gemeinschaftsprojekt Fränkisches Bildstockzentrum Egenhausen, das seit neuesten eine Marterli-Rallye anbietet. Altbürgermeister Reinhold Stahl zeigte den Innenraum der Kirche, mit Schutzpatron, Heiligenfiguren und Evangelisten. Eine Besonderheit stellt das zweigeteilte Deckengemälde dar.

Zusammenhalt und Dorfgemeinschaft

Nächste Station war das Backhaus der Dorfgemeinschaft Kronungen. Thomas Groganz zeigte Bilder der Sanierungsphase. Über 1.000 Arbeitsstunden flossen mit ein, viele helfende Hände packten zusammen an, um das Gebäude herzurichten. Im Backofen können gut 35 Brote gleichzeitig gebacken werden, insbesondere zu Festen kommt er zum Einsatz. Patrick Wagner zeigte bebildert den Bau des neuen Spielplatzgeländes der DJK Kronungen, das mit Mitteln des Regionalbudgets der ILE finanziert wurde. Auch hier waren viele fleißige Kronunger am Werk, um die Spielgeräte aufzustellen und das neue Fußballtor zu installieren. In naher Zukunft wird noch eine Sitzgruppe ergänzt.

Weiter ging es zur Baustelle „Alte Schule“, die über die Städtebauförderung gefördert wird. Bürgermeister Ludwig Nätscher erläuterte die Umbaupläne der Gemeinde. Das Gebäude selbst steht unter Denkmalschutz, auch wurden im Kirchenumgriff Knochen vom einstigen Friedhof gefunden, die es sorgfältig zu begleiten gilt. In Ergänzung wird der Spielplatz erneuert sowie der Bereich für die Maibaumaufstellung. Die umfassenden Baumaßnahmen werden noch bis Mitte 2026 andauern. Werner Göbel ging auf die neue Idee des Bibelgartens ein, der im Kirchenumgriff mit Stele und einer entsprechenden Bepflanzung entstehen könnte. Auch könnte überregional das Thema Kelten miteingebunden werden. Abschließend ging es zurück zum Bio-Hof Karg. Bei leckeren Köstlichkeiten gab es Zeit für gute Gespräche und gemütliches Beisammensein.

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