Günter Sippels Bioland-Betrieb gehört zu den Urgesteinen der deutschen Biobranche. Bei Wetzendorf im Knoblauchsland und in Sachsen-Anhalt betreibt er eine Biogärtnerei auf insgesamt über 50 Hektar. 12 Hektar bewirtschaften die Sippels im Knoblauchsland, mehr als 40 Hektar sind in den vergangenen Jahren noch zusätzlich in Sachsen-Anhalt dazugekommen.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich die heimische Landwirtschaft im Umbruch. Das Ziel lautete: „Weg von der traditionellen hin zu einer intensiven chemisch-technischen, von der Industrie abhängigen Wirtschaftsweise“. Der Schweizer Agrarpolitiker Hans Müller gründet eine Bauernheimatbewegung, mit der Unabhängigkeit von Zufuhrmitteln und eine unabhängige Vermarktung erreicht werden sollte. Geschlossene Betriebskreisläufe und die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis sollten die Existenz der Bauern sichern. Aus dieser Idee heraus sind die Grundlagen des organisch-biologischen Landbaus entstanden, welche gemeinsam mit dem deutschen Arzt Hans Peter Rusch entwickelt wurden. Sehr bald wird Sippel auf die Bewegung aufmerksam. Da war die Landwirtschaft fast vollständig industrialisiert. Es ging nicht mehr um Partnerschaft mit der Natur, sondern um Effizienz und Ertragssteigerungen. Günter Sippel erkannte damals, dass eine Landwirtschaft, die nur auf Quantität und „Billig“ aufbaut, nicht der richtige Weg in die Zukunft sein kann. Die Partnerschaft besteht und Günter Sippel gehört zu den späteren Gründerfamilien des Biolandverbandes, welcher 1971 unter dem Namen „Bio-Gemüse“ gegründet wurde.
Seit 1964 wirtschaftet Sippel ohne synthetische Dünger und Pestizide. Zu Beginn wurden er und seine Familie, wie fast alle Pioniere, als Spinner abgetan. Das ist heute anders. Der Betrieb floriert und beherrscht den ökologischen Gemüsebau wie kaum ein anderer. Das Gemüse wird direkt ab Hofladen in der Alten Parlerstraße 3 und am Wochenmarkt verkauft, denn der Kontakt zu seinen Kunden ist Sippel immer wichtig geblieben. Deshalb steht er, mit seinen rund 80 Jahren, noch immer freitags persönlich am Hauptmarkt und verkauft sein Gemüse. Darüber hinaus wird die Ware an den Naturkost-Fachhandel verkauft, etwa an ebl-Naturkost.
Seinen Kunden bietet er ein breites saisonales Angebot und probiert dabei auch immer wieder Neues aus. Im Spätsommer 2020 konnte man z.B. zum ersten Mal leckere Melonen bei ihm erstehen.