Das Studium jedenfalls war nicht das Richtige, nach einem Jahr des haderns gibt Lena es schlussendlich auf. Dann kam die Pandemie und mit ihr eine nagende Sehnsucht nach der Weite der Heimat. „Das hätte ich nie gedacht, ich wollte ja unbedingt weg! Und plötzlich konnte ich nichts anderes mehr denken und fühlen als die Sehnsucht nach meiner Heimat.“ Sie hat einen starken Willen und der Entschluss zurückzukehren fällt schnell. Die Freude des Vaters ist enorm – und er ist damit nicht allein, viele im Dorf freuen sich, dass Lena, die einst dem Ort den Rücken gekehrt hat, wieder zurückkommt.
Dabei hatte sie klare Bedingungen: Sie will in die Landwirtschaft des Vaters einsteigen, der muss aber auf Ökolandbau umstellen, etwas anderes kommt für sie nicht infrage. Der Vater willigt ein. Der Hof wird ohnedies schon seit jeher ressourcenschonend und naturnah bewirtschaftet. Auf Grund des bürokratischen und finanziellen Aufwands scheute sich Josef Fischl jedoch bisher den kleinen Betrieb auf Bio umzustellen. Da Lena diese Arbeiten gerne übernimmt, lässt er sich auf den neuen Abschnitt ein. Sein kleiner Betrieb mit den paar Mutterkühen und ein paar Mastschweinen arbeitet extensiv, ohne Schwierigkeiten führt er nach der Umstellung seinen Betrieb mit Fleischdirektvermarktung weiter. Für Lena ist die Fleischerzeugung am Hof als Veganerin kein Problem und der Boden profitiert vom nährstoffreichen Mist der Tiere. Für ihr eigenes Konzept braucht sie einen vitalen, nährstoffreichen Boden, denn sie hat in diesem Jahr begonnen, auf 3000 Quadratmetern Gemüse anzubauen. So, wie sie es richtig findet: ohne Maschineneinsatz mit der Market Garden Methode, einem intensiven biologischen Gemüseanbau, bei dem bis zu 2,5-mal mehr Gemüse erzeugt wird als auf herkömmlichen Gemüseäckern. Regelmäßige Nährstoffzufuhr ist ebenso wichtig wie Wasser, Wärme und Licht. Eine selbstgebaute Bewässerungsanlage sorgt dafür, dass sehr wenig Wasser verbraucht und Arbeitszeit gespart wird. Dafür wird Regenwasser in einer Zisterne gesammelt. Eine Handhacke und Sämaschine helfen bei der Arbeit. Ein Folientunnel ermöglicht den Anbau von Tomaten, Paprika und Gurken und verschiedenen Winterkulturen.
„Es ist wirklich gut angelaufen im ersten Jahr, viele im Dorf kommen und holen sich ihr Gemüse. Sie wollen ratschen oder eine Abo-Kiste anlegen, einzeln einkaufen, oder eine Kiste nach ihrer Wahl oder meinen Empfehlungen mitnehmen.“ Es macht ihr Freude, auf die Kundenwünsche einzugehen, sie hat viel Verständnis dafür, dass die Menschen ihre eigenen, individuellen Bedürfnisse haben. Als dann auch noch Leo Schwaiberger, der mehrere Edeka Filialen betreibt, persönlich anruft, weil er Gemüse kaufen möchte, ist sie überglücklich. „Erst war ich nicht sicher, ob seine Kunden das kaufen. Es ist ja ein bisschen teurer als Gemüse von irgendwoher – doch sie tun es! Bei der Ware steht ein Foto von mir auf dem Gemüseacker.“ Und es funktioniert! Die Kunden kaufen, und auch die Lieferung klappt. „Ich bekomme eine Bestellung und melde zurück, was ich liefern kann und was nicht. Bisher funktioniert das wunderbar und die Gemüselieferung bei den freundlichen Mitarbeitern der Märkte ist ein Highlight“, bemerkt sie zuversichtlich. Sie fühlt sich bestätigt, dass sie nicht die Einzige ist, die sich nachhaltige und persönliche Kreisläufe in der Region wünscht und dass es gelingen kann, wenn man sich gemeinsam für den Unterschied zu anonymen Verkaufswegen einsetzt.