Die Rede ist von der Wolle!
In diesem Fall von der des Waldschafes, einer gefährdeten Hausschafrasse, welche auf dem Bio-Betrieb von Stephan Gleißner bei Tirschenreuth gehalten wird. Diese Rasse kam im vergangenen Jahrhundert noch häufiger vor und hat vielleicht zum Ruf der kratzigen Wollkleidung etwas mitgeholfen.
Sie ist für vermutlich für einige Konsument*innen als Bekleidungsstück auf der direkten Haut nicht so attraktiv wie Merinowolle, aber jede Wolle bringt eigene Vor- und Nachteile mit sich, weshalb hier weiterhin nach möglichen Produkten für eine Nutzung gesucht wird. Eine Inspiration lieferte hierzu die Filzerin Jana von Janso, mit Sitz in Weiden. Sie fertigte in der Vergangenheit bereits Nisthöhlen für Vögel an.
Diese Wolle des Waldschafs hat nicht nur auf der Haut besondere Eigenschaften, sondern auch beim Filzen, wie Frau von Janso beim Versuch feststellen durfte. Nach längerem Tüfteln und einem Austausch auf einem internationalen Workshop , stieß sie auf eine Lösung zur Verarbeitung: In vergleichbaren Fällen kardieren die kasachischen Filzerinnen die Wolle und verfilzen diese ausschließlich mit Wasser, ohne Beigabe von Seife. Somit entstand die erste Nisthöhle aus der Waldschafwolle.
In Bayern ist ein Rückgang diverser Vogelarten festzustellen, weshalb ein Produkt wie dieses sinnvoll ist. Zum einen bietet es einen Unterschlupf, zum anderen - und das ist noch wichtiger - hilft es die Menschen für die Thematik zu sensibilisieren.
Anhand dieses kleinen Produktes lässt sich zeigen, wie eine Wertschöpfungskette ausschauen und aufgebaut werden kann. Dies ist einer der Hauptaufgaben einer Öko-Modellregion. Auch wenn dieses Beispiel eher eine Nische darstellt, lässt sich dabei schön veranschaulichen, welche Felder zusammenkommen können. Hier laufen die Themen der Regionalität, der Biodiversität, des traditionellen Handwerks, der Umweltbildung und der ökologischen Landwirtschaft zusammen und schaffen somit einen besonderen Mehrwert.
Die Waldschafwolle stellte zum Filzen eine Herausforderung dar, weshalb es in dieser Zusammensetzung nicht weiter produziert wird. Wir versuchen aber auch die Wolle weiterer Rassen aus der Region des Stiftlandes oder angrenzender Öko-Modellregionen zu vermitteln. Des Weiteren werden weitere Verwendungsmöglichkeiten für die Waldschafwolle gesucht.
Interessierte Schafhalter*innen oder generell Menschen mit Ideen können sich gerne an die ÖMR Stiftland wenden.
Siehe hierzu auch das Projekt "Vom Schaf auf die Haut".
Frau von Janso bietet auch Kurse zum Filzen im Laden "Der analoge Anker" an, die aufgrund von Corona eingeschränkt sind. Bei Interesse kontaktieren Sie diese Vertreterin eines ganz besonderen Handwerks.
Kontakt der Öko-Modellregion Stiftland:
Jonas Bierlein
09635- 924 2378
Jonas.Bierlein@ikomstiftland.de
Antje Grüner
09635- 924 0467
Antje.Gruener@ikomstiftland.de