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Zehn Jahre Engagement für ökologische Landwirtschaft

Ökomodellregion Waginger See–Rupertiwinkel feierte im Bürgerhaus in Wonneberg – Ministerin Kaniber gratulierte per Videobotschaft

Projekt: Öffentlichkeitsarbeit
Die Bürgermeister unter Regie von Alfons Leitenbacher beim Singspiel „Der See ruft“, musikalisch begleitet von Vater und Sohn Fenninger
Die Bürgermeister unter Regie von Alfons Leitenbacher beim Singspiel „Der See ruft“, musikalisch begleitet von Vater und Sohn Fenninger
© ÖMR Waging

2012 rief der damalige Bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner das »BioRegio-Programm 2020« ins Leben, mit dem Ziel, bis 2020 den Anteil des Biolandbaus an der Landwirtschaft im Freistaat auf 30 Prozent zu erhöhen. Dazu sollten unter anderem Modellregionen für den Ökolandbau geschaffen werden. Die Region um den Waginger See bewarb sich damals als Verbund aus sieben Gemeinden mit einem Konzept, wurde ausgewählt und startete als allererste Region in die Umsetzung dieses Programms. Hauptgrund für die Bewerbung und den Zusammenschluss der sieben Gemeinden war die schlechte ökologische Qualität des Waginger und des Tachinger Sees. Weniger Nährstoffeintrag durch die Umstellung auf Biolandwirtschaft in der Region sollte diese verbessern. Im Mai 2014 fand die Auftaktveranstaltung in Waging mit über 140 Bürgern statt, bei der die Ausarbeitung inhaltlicher Schwerpunkte erfolgte.

Die kommunale Arbeitsgemeinschaft besteht mittlerweile aus den zehn Gemeinden und Städten Waging, Taching und Wonneberg, Petting und Kirchanschöring, Tittmoning und Fridolfing, Laufen, Saaldorf-Surheim und Teisendorf. Das Arbeitsfeld der Ökomodellregion hat sich seit der Gründung um viele Handlungsfelder erweitert. Die Verknüpfung zwischen den einzelnen Erzeugern mit den verarbeitenden Betrieben, über die Logistik und die Vermarktung bis das Produkt den Verbraucher erreicht, wird von der Arbeitsgemeinschaft gefördert. Oberstes Ziel für die Mitglieder sei es, die Wertschöpfung in der Region zu halten, so Baderhuber.

Ministerin gratulierte per Videobotschaft

Als 2014 der Startschuss für die bayerischen Ökomodellregionen fiel, hätten nicht viele Stimmen auf ein längerfristiges Zukunftsmodell gewettet, sagte Baderhuber weiter. Bis heute habe dieses »bayerische Modell« in viele weitere Regionen ausgestrahlt. Eine erfolgreiche Arbeit in der Ökomodellregion sei nur möglich, weil sich Landwirte, Bäuerinnen und Verarbeiter offen gezeigt hätten für eine Zusammenarbeit. Und weil es aufgeschlossene Menschen im Lebensmittelhandwerk und »ganz normale Leute« gebe, die sich für mehr heimisches Bio und für ökologische Projekte engagieren, sagte der Waginger Bürgermeister.

Viele der Festbesucher waren enttäuscht über die Nachricht, dass sich Landwirtschafts-ministerin Michaela Kaniber, die als Festrednerin kommen wollte, entschuldigen ließ. Sie übermittelte jedoch eine Videobotschaft. Die Mitglieder der Ökomodellregion seien Pioniere, die sich zum Ziel gesetzt hätten, Klima-, Umwelt- und Artenschutz durch Ökologie, Regionalität und Nachhaltigkeit voranzutreiben, sagte Kaniber. Durch den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten gewinne der Ökolandbau mehr an Bedeutung. Die Ministerin lobte: »Ihr bringt die vielen unternehmerischen Menschen zusammen, die etwas bewegen wollen. Ihr stärkt regionale Identität und den Gemeinschaftsgeist.« Sie bedankte sich bei allen, die sich in der ÖMR engagieren, besonders bei Managerin Marlene Berger-Stöckl, die sich mit Herzblut für das Projekt einsetze.

Singspiel samt Bürgermeisterchor

Die Bürgermeister der zehn Mitgliedsgemeinden überraschten die Festbesucher mit einem Sketch in Form eines Singspiels. Alfons Leitenbacher, scheidender Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein, der die Einlage moderierte, erzählte von der „Angst der Bauern vor der Ökomodellregion“. Die beiden Bürgermeister Thomas Gasser aus Teisendorf und Andreas Buchwinkler aus Saaldorf-Surheim mimten gemeinsam mit Michael Steinmaßl eine Bauersfamilie. Es ging um den innerfamiliären Streit, den der Beitritt zur ÖMR entfachte. Vater und Mutter sind ganz und gar gegen die Umstellung auf Biolandwirtschaft, der Sohn ist jedoch nicht abgeneigt. Hans Feil, Bürgermeister aus Laufen, versuchte in der Rolle der Marlene (Berger-Stöckl) den Jungbauern zum Umstellen auf Bio zu bewegen, was ihm auch gelang. Musikalisch begleitet von Wonnebergs Bürgermeister Martin Fenninger an der Ziach und dessen Sohn Stefan an der Gitarre, drückte Michael Steinmaßl in der Rolle des Sohns seinen Zwiespalt in Sachen Biolandwirtschaft in einem Lied aus. Letztlich kam er zur Entscheidung, die Umstellung auf Anraten von Marlene in Angriff zu nehmen. Der Bürgermeisterchor sang dazu immer wieder im Refrain »Marlene mach dir koane Sorg'n, i stell um liaba heit ois moang«.

In einer kurzen Vorstellungsrunde unter dem Motto »Marlene bringt's hin« befragte Alfons Leitenbacher Landwirte und Unternehmer, die durch den Beitritt zur ÖMR neue Wege in der Landwirtschaft und der Vermarktung ihrer Produkte beschreiten. Bio-Landwirt Andreas Remmelberger informierte über die neuen Vermarktungswege, die er mittlerweile betreibe. Markus Milkreiter von der Steiner Brauerei erzählte von einem Bier, das gänzlich aus heimischer Biogerste gebraut werde. Die Familie von Leonard Schramm aus Bad Endorf stellt seit 30 Jahren vegetarische und vegane Lebensmittel her. Gemüsebauer Markus Hager habe von der Ökomodellregion die Unterstützung bekommen, die Vernetzung mit anderen Betrieben und die Vermarktung der Produkte umzusetzen. Die Salzachklinik, die seit 2022 Bio-zertifiziert ist, verarbeite in ihrer Großküche 30 Prozent Lebensmittel aus biologischem Anbau, erzählte Maria Stadler, Diabetes-Assistentin der Klinik. Franz Huber war als konventioneller Landwirt von Anfang an bei der ÖMR dabei. Als Leiter des Arbeitskreises regionales Eiweiß setzt er sich für den Anbau von Soja u.a.m. in der Region ein, um das Eiweiß nicht aus dem Ausland einführen zu müssen. Elisabeth und Stefan Rehrl haben viele Standbeine mit Mutterkuhhaltung sowie Legehühnern. Die Selbstvermarkter betreiben ein Bio-zertifiziertes Schlachthaus.

Mathias Baderhuber und Tachings Bürgermeisterin Stefanie Lang bedankten sich bei allen Unterstützern, Landwirten und Unternehmern der Ökomodellregion. Besonderer Dank galt Marlene Berger-Stöckl für ihren Einsatz. Ebenfalls bedankten sie sich bei Kirchanschörings Bürgermeister Hans-Jörg Birner und dem ehemaligen Waginger Bürgermeister Herbert Häusl, die sich als Vorstandssprecher der ersten Stunde besonders verdient gemacht hätten. Lang und Baderhuber wünschten sich für die Zukunft weiterhin gute und professionelle Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern. »Die Erfolgsgeschichte Ökomodellregion Waginger See–Rupertiwinkel schreiben die Leute, die für das brennen, was sie tun“, so ihr gemeinsames Schlusswort.

Artikel von Linda Babl, Südostbayerische Rundschau vom 8.5., Traunsteiner Tagblatt vom 11.05.2024



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