Jochen und Juliane Wunsch haben gerade ihren kleinen Betrieb auf Ökolandbau umgestellt. Einst, als der Hof noch von den Großeltern betrieben wurde, waren es gut 35 Hektar Ackerbau. „Damals konnte man davon noch leben. Auch das Klima hat uns hier oben im Landkreis Lichtenfels noch nicht so stark zugesetzt.“ Dennoch, den Betrieb ereilt ein typisches Schicksal: Der Onkel gibt die Landwirtschaft auf und verpachtet die Flächen. Als Jochen dann die Landwirtschaft weiterführen will, sind die Flächen erst noch in anderen Händen. Aber in dem Bibliothekar, der zu der Zeit mit seiner Frau Juliane im Deutschen Museum in München arbeitet, beginnen Ideen zu sprießen. „Uns war eigentlich schon klar, dass wir nicht in München alt werden wollen“, so Juliane. „Mit Landwirtschaft hatte ich bis dato aber nichts zu tun.“
Aber Jochen lässt es nicht mehr los und Juliane zieht mit. Die beiden beschließen, wieder zurück in die Heimat zu ziehen, sich die Äcker zurückzuholen und wieder Landwirtschaft zu betreiben, wenn auch nur im Nebenerwerb. Jochen macht in der Abendschule über das BILA am AELF in Ebersberg die Ausbildung zum Landwirt. Beide planen den Neubau eines Hauses und den Umzug. Als es so weit ist, hat Juliane Glück und findet bald im nahen Coburg eine Stelle als Bibliothekarin. Bei Jochen dauert es länger. Bis er in Bamberg seine Stelle antritt pendelt er eineinhalb Jahre täglich zwischen Bad Staffelstein und München. „Das war glücklicherweise während Corona und auch wir hatten viel Homeoffice. Sonst hätte ich es wohl nicht geschafft.“
In der Zwischenzeit bauen die beiden ein kleines Fachwerkhaus und eine Maschinenhalle für die Landwirtschaft. Dazu kommen die noch vorhandenen Maschinen und Geräte: Ein alter Traktor, der seine Arbeit tut. Das neueste Gerät ist ein Striegel zur Bodenpflege im Ökolandbau.
„Der Nebenerwerb hat für uns viele Vorteile. Mich erfüllt das Thema sehr und ich genieße die Vernetzung durch den Bioverband. Die Möglichkeit, selbst Landwirt zu werden und unsere Flächen so dem Ökolandbau zuzuführen, das war für uns eine enorme Motivation. Wir wollen etwas beitragen, die Welt ein Stück weit besser zu machen – und auf unseren zehn Hektar können wir das tun.“ So Jochen.
Beim Anbau konzentriert er sich auf Sonderkulturen, mit denen es in der Region noch wenig Erfahrung gibt. „Die Trockenheit hier oben macht uns allen Sorgen. Zwar ist Biosaatgut robuster und die Pflanzen gesünder und widerstandsfähiger, das Getreide gelingt in der Regel. Letztes Jahr hatte ich einen enormen Flächenertrag beim Dinkel. Aber für die Zukunft brauchen wir hier ganz andere Kulturen: Pflanzen, die mit extremer Trockenheit zurechtkommen.“ Erste Versuche startete er mit Mohnanbau. Es folgen Hirse, Quinoa und Amaranth. Dazu haben die beiden noch mit einer Förderung über die Öko-Modellregion in eine kleine Aufbereitung und Getreidelagermöglichkeit investiert. Auf einen Teil seiner Fläche wird er dauerhaft mit Sonderkulturen experimentieren.
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