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Biohof Pilhofer

Mit Kundenorientierung und gutem Marketing in die Unabhängigkeit

Ein Mann und eine Frau stehen Arm-in-Arm vor einem Baum
Annemarie und Harald Pilhofer
© Daniel Delang

Die Milchkühe von Haralds Eltern werden in einem modernen Freilaufstall gehalten. Beste Bedingungen könnte man meinen. Doch der Preis für die Milch schwankt enorm, und als der Vater 2002 stirbt, ist auch schnell klar: Die Milchkühe müssen weg. Es beginnt die Suche nach einem landwirtschaftlichen Produkt, bei dem man den Marktpreisschwankungen nicht machtlos ausgeliefert ist.

„Wir haben uns damals schon für Ökolandbau interessiert. Gleichzeitig wollten wir nicht mit der neuen Ausrichtung wieder in eine Abhängigkeit geraten.“ So sind sie auf Legehennen Haltung gekommen. „Die Sensibilität beim Verbraucher für Eier war sehr früh da. Mit anderen Worten: Bioeier zu kaufen war damals und ist bis heute viel selbstverständlicher als etwa die Bereitschaft, Biofleisch zu kaufen.“ Mit der Umstellung sollte auch der Weg in die Unabhängigkeit beginnen. Dafür hatten sie sich Konzepte einzelner Anbieter angesehen und doch immer gefunden, dass sie wieder nur starren Strukturen ausgeliefert wären und wenig selbst entscheiden könnten. Die Lösung war einfach und aufwendig zugleich: Sie mussten die Vermarktung innerhalb der Region selbst in die Hand nehmen. Es war hier ein großer Vorteil, dass Annemarie ihr ganzes Leben und leidenschaftlich gerne als Küchenplanerin gearbeitet hat. In ihrer Arbeit lernte sie gründlich, auf Kundenbedürfnisse einzugehen, und weiß daher um die Wichtigkeit von Marketingmaßnahmen. Eine klare Positionierung des Betriebs und ein aussagefähiges Logo stehen damit gleich anfangs im Fokus. Damit sind die Pilhofers vor 15 Jahren echte Vorreiter. Und die Rechnung geht auf. Der Absatz stimmt, im Hofladen wie bei den Märkten in der Region. Schritt für Schritt kommen zum ersten Stall noch drei weitere hinzu. Harald ist ein echtes Verkaufstalent und Annemarie ist die Marketingfachfrau im Hintergrund.

Das gesamte Futter wird am Hof erzeugt mit Ausnahme der Sonnenblumen, für die das Klima zu rau ist. Als erster Stall diente der alte Kuhstall. Mittlerweile ist Sohn Maximilian voll in den Betrieb eingestiegen und hat sich dem Ackerbau verschrieben. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe im Ökolandbau: mit der Fruchtfolge die Fruchtbarkeit erhalten, durch mechanische Methoden das Unkraut vermindern und das richtige Erntefenster in den teilweise schweren Böden erwischen. Harald und Maximilian haben den Betrieb im Griff. Annemarie ist Herrin des Hofladens und genießt es, dort den Kontakt mit den Kunden zu pflegen. „Niemals würde ich jemanden belehren. Ganz im Gegenteil: Ich will wissen, was meine Kunden bewegt, was sie mögen und schätzen. Nur so kann ich auf deren Wünsche reagieren.“

Der Schritt in die Unabhängigkeit war ein Risiko, aber er ist gelungen. Der Hof ist auf die nächsten Jahre ausgerichtet mit einem gesunden Kreislauf in der Region und am Hof sowie erneuerbarer Energie vor Ort. Pilhofers würden sich wünschen, dass diese vorausschauend handelnden Betriebe auch von der Politik mehr gesehen und wertgeschätzt werden. Denn ihre Lösungen finden sie selbst und schlagen mutig neue Pfade ein. Ein paar Vorschriften und Regelungen weniger wären dabei hilfreich.

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