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Highlandhof Raab

Ethischer Fleischkonsum und tiergerechte Schlachtung

Projekt: Bio-Fleisch aus der Region für die Region
die Familie hinter dem Highlandhof Raab
Familie Raab
© Petra Wähning

Michaela und ihr Mann Hans Peter packen eine gute Gelegenheit beim Schopf und entscheiden sich, 2012 in die Landwirtschaft einzusteigen. Beide wachsen auf einem kleinen Vielfaltshof auf ‒ er in Kufstein, sie im Fränkischen. Mit der Hofstelle erfüllen sie sich einen Traum. Michaela ist dem Geflügel als Hobby treu geblieben. Hans Peter hat sich für Hochlandrinder begeistert. 2013 beginnen sie damit, ihre Herde aufzubauen. Mittlerweile ist diese auf insgesamt 49 Tiere angewachsen. Die Tiere bekommen viel Aufmerksamkeit. „Wir schauen, dass wir gute Eigenschaften in unserer Nachzucht behalten. Dazu müssen wir die Tiere kennen und gut beobachten. Wie sanft sind sie? Wie gehen sie miteinander um? Haben sie gute Muttereigenschaften?“ Wichtig ist der Kontakt auch, damit die Tiere die Raabs akzeptieren und an sie gewöhnt sind.

Pascal, Michaelas Sohn wächst mit der bodenständigen Haltung zu Tieren auf. Es bringt ihn zum Metzgerhandwerk. Damit zählt er zu den immer weniger werdenden jungen Menschen, die sich für dieses Handwerk entscheiden. Als Metzger arbeitet er bei Edeka in der Region. Daheim am Hof engagiert er sich für eine schonende Schlachtung. Das Betäuben und Entbluten geschieht in der natürlichen Umgebung der Tiere auf der Weide, alle weiteren Vorgänge des Schlachtens erfolgen im Schlachthaus der Familie Raab mit EU-Zulassung. Denn so sehr sie an die Raabs gewöhnt sind, die Tiere haben ihr ganzes Leben noch keinen Transporter betreten. „Rinder mögen keine ungewohnten Aktionen. Das Töten in der gewohnten Umgebung ist für sie stressfrei.“ Für Pascal ist jedes Tier anders und damit auch jede Schlachtung. Er will hier mit jedem Tier den bestmöglichen Umgang finden. „Das wirkt sich dann auf die Fleischqualität aus, wenn die Tiere keinen Stress hatten.“ „Ethischer Fleischkonsum“ ist der Begriff dazu. Man isst weniger Fleisch, aber bewusst von Tieren, die ein gutes Leben und ein schonendes Ende hatten.

Diesen Wunsch tragen die meisten Landwirte für ihre Tiere in sich, dass es ihnen gut geht auf ihrem letzten Weg. Pascal wollte deshalb mit der mobilen Schlachtbox auch die Tiere von Kollegen schlachten können und wurde bei der Organisation von der Öko-Modellregion Obermain-Jura unterstützt. Die Feinzerlegung und weitere Lagerung geschieht dann bei den jeweiligen direktvermarktenden Betrieben in deren Verantwortung. Damit schafft er einen Mehrwert für die Region, die sich glücklich schätzen kann, einen jungen Metzger als Alternative zu den größeren, Schlachthöfen zu haben, zu denen die Tiere zum Teil weit gefahren werden müssen. Der Plan, mit Hilfe der mobilen Einheit die Schlachtung im Herkunftsbetrieb auch für benachbarte Betriebe anbieten zu können, wurde von der Öko-Modellregion mit einer Kleinprojektförderung unterstützt. Jeder Betrieb, der auf diese Weise schlachten möchte, benötigt eine extra Genehmigung von der örtlichen Veterinärbehörde. Mit Unterstützung der Regionalwert AG Franken konnte dann auch das Kühlhaus für mehr Lagerkapazität vergrößert werden. Wenn alle nötigen Rahmenbedingungen erfüllt sind und die Genehmigungen erteilt sind, wird die tiergerechte Schlachtung für Betriebe im näheren Umkreis möglich.

Nächster Mensch