Draußen sein, das bedeutete aber nicht nur spielen, sondern vor allem mithelfen. „Wir haben sehr steinige Böden und so müssen wir immer wieder Felder abgehen, um Steine zu klauben. Da hab ich als Kind geholfen, wie das heute meine Kinder tun.“ Sie hilft gerne mit, ist sich für keine Arbeit zu schade. „An dir is a Bou (Bub) verlorengegangen“, hört sie schon früh.
Der Vater Günther hat einen Schweinemastbetrieb, unterstützt von Monika, der Mutter. Die Elis Oma kocht für die ganze Familie, solange sie kann. Familie, das wird neben der Landwirtschaft groß geschrieben bei den Kastners. „Dass ich daheim wohnen bleiben will, das war für mich immer klar“, bekennt Kathrin. „Was mein Interesse an der Landwirtschaft anging, da meinte der Vater: ‚Jetzt lernst mal was Gescheites, und dann schauen wir weiter‘.“ Das macht Kathrin. Sie wird Verwaltungsfachangestellte und findet eine Anstellung in Arzberg, wo sie bis heute in Teilzeit arbeitet.
Als der Vater dann überlegt, den Betrieb einzustellen, ihr die Hofstelle zu überlassen und der Schwester den Grund, sträubt sich alles in Kathrin. „Mir wurde da schlagartig klar, auf einem Hof, der keiner mehr ist, will ich nicht sein. Was sollen wir auf einer toten Hofstelle?“ Die Familie wird sich einig, und damit fällt auch Kathrins Entscheidung, in die Landwirtschaft einzusteigen. Die Schweinehaltung wird aufgegeben. Kathrin meldet sich beim „Bildungsprogramm Landwirt“ (BiLa) an und ist noch unsicher, als sie am ersten Abend dort ist. Doch sie findet direkt Anschluss durch ihre Sitznachbarin Andrea, die am Ende der ersten Unterrichtseinheit kurzerhand für Kathrin kundtut, dass sich Kathrin jetzt für die Ausbildung entschieden hat. Die beiden sind bis heute befreundet. Der Schwager Christian, der 2016 auf Bio umstellt, bringt auch Kathrin dazu, sich mit dem Ökolandbau zu befassen. „Wir haben erst das Grünland umgestellt, damit wir ihnen unser Gras geben können. Aktuell stellen wir alle Flächen um und haben uns ein Hühnermobil angeschafft. Eier und Nudeln gibt es ab Hof. Ansonsten wird erst mal nichts investiert.“ Kathrin und Roland haben drei Söhne, von denen sich Patrick, der Älteste sehr für die Landwirtschaft interessiert. Damit steht fest, bis er so weit ist, wird ohne ihn nichts entschieden.
Immer wieder kommt zur Sprache, wie sehr dieser Betrieb als Großfamilie lebt. „Es ist ja schon ein ziemlich freies Leben, das wir hier haben. Draußen in der Natur zu sein, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Wir fühlen uns alle wohl, wollen gar nicht weg, auch nicht die Kinder.“
Lediglich das mit den Entscheidungen ist manchmal so eine Sache. Der Vater ist noch voll engagiert und da prallen schon das ein oder andere Mal die unterschiedlichen Ansichten der Generationen aufeinander. „Stur sind wir beide. Im Dorf sagt, man, ich bin dem Papa vom Buckel runtergerutscht – um die Ähnlichkeit zu betonen.“ Sie schätzt auch die lebendige Auseinandersetzung. Jeder steht für sich und seine Meinung ein und am Ende steht ein Kompromiss oder es setzt sich einer durch.“ Das gehört dazu und beim gemeinsamen Mittagessen gibt es mitunter lebhafte Diskussionen. Wenn man ihr so zuhört, wünscht man sich das für ganz viele Menschen: eine tägliche Gelegenheit, die eigene Meinung zu erklären, den Meinungen der anderen zuzuhören und sie stehen zu lassen. Dann zu einer guten Entscheidung zu kommen, oder manchmal auch ganz einfach dem Vater seinen Willen lassen, wie sie augenzwinkernd zugibt.
Region