Fichtelkaffee

Jetzt stehen sie hinter dem Tresen in ihrem Café am Wunsiedler Marktplatz und fachsimpeln über Espresso. Oxpresso in diesem Fall, denn so heißt ihre eigene Röstung, benannt nach dem das Fichtelgebirge beherrschen Ochsenkopf-Massiv. „Kaffee ist unsere absolute Leidenschaft. Wenn man sich mal reingefuchst hat, muss jeder Espresso perfekt rauskommen. Wir können es nicht lassen, bis Qualität und Geschmack zu 100 Prozent stimmen“, sagt Michael Meyer schmunzelnd. Er und Simon Schelter sind nicht nur die kreativen Köpfe hinter Fichtelkaffee, sie bedienen auch jede Woche selbst im eigenen Café und lieben den Kundenkontakt. „Wir haben viel Spaß an den Gesprächen mit unseren Kunden. Und die kommen zum Teil dreimal täglich auf einen Espresso vorbei. Ohne diesen Kontakt hätten wir diese Produkte gar nicht entwickeln können, denn nur so wissen wir, was sie sich wirklich wünschen.“ Einer dieser Wünsche war, dass der Kaffee aus ökologischem Anbau kommen soll. So ist der Fichtelkaffee mittlerweile biozertifiziert.
Dass die beiden Freunde den Fichtelkaffee ins Leben gerufen haben, ist auch der Pandemie zu verdanken. Denn erst als beide viel im Homeoffice arbeiten, scheint der Moment gekommen zu sein. Michael Meyer ist als Vertriebler von Tableware seit vielen Jahren in der Gastronomie unterwegs und hat viele Röstereien gesehen. Er beginnt, in der eigenen Küche Kaffee zu rösten. Schnell ist auch Simon Schelter Feuer und Flamme. Spezialitätenkaffees sind es, die die beiden faszinieren, von Hand im Trommelröstverfahren geröstet und mit höchsten Qualitätsscores. Sie experimentieren, probieren, besuchen Cafés und Röstereien und arbeiten die Marke Fichtelkaffee heraus. Ein röstfrischer, hochwertiger Bohnenkaffee, mit dem sich die Menschen komplett identifizieren können. Simon Schelter und Michael Meyer haben einige der Plantagen, von denen sie den Rohkaffee beziehen, selbst besucht und sich ein Bild gemacht, unter anderem in Uganda. Ihr vergleichsweise kleines Unternehmen bezieht die Ware dann aber über den Zwischenhandel und lässt mittlerweile auch bei einem befreundeten Profi rösten, der Basilius-Rösterei in Velburg. „Geröstet wird natürlich nach unseren Wünschen und Vorgaben. Aber bei unseren Preisen muss die Qualität schon top sein. Das können wir in unserer Größe nicht selber leisten.“, erklärt Michael Meyer. Dass der Anbau fair und nachhaltig läuft, ist den beiden aber ein großes Anliegen. Besuche bei Kleinbauern und Kooperativen im „Kaffeegürtel“ stehen deshalb jährlich auf der Agenda. Auch Verkostungen gibt es regelmäßig. Den Fichtelkaffee gibt es nicht nur am Marktplatz in Wunsiedel, sondern auch im Online-Shop, bei verschiedenen Gastronomien und Edeka-Märkten der Region. Michael Meyer und Simon Schelter sind außerdem auf diversen Festivals unterwegs mit ihrem Café-Catering-Mobil. „Wir wollen hier auch noch weiterwachsen, mehr Märkte, Cafés und Events bedienen. Es wäre schön, wenn noch mehr Menschen hochwertigen Kaffee schätzen und den Unterschied zur Massenware erkennen. Anfangs sind viele vom Preis abgeschreckt und sagen, dass der Unterschied im Geschmack nicht so groß ist. Aber wenn sie unseren Kaffee erst einmal probiert haben, kommen sie begeistert zurück.“ Von steigenden Energiekosten, bürokratischen Auflagen in der Gastronomie und Schwierigkeiten beim Rohkaffee-Einkauf lassen sich die beiden Fichtelgebirgler deshalb nicht aufhalten. Zwar spielen Klimaextreme und Schädlingsbefall eine immer größere Rolle bei Ernteschwankungen und damit der Preisentwicklung, doch Michael Meyer ist überzeugt: „Unsere Lust und unsere Leidenschaft ist ungebrochen. Die geht auch nicht mehr weg.“ Aktuell ist das Café aus Kapazitätsgründen nur vier Tage in der Woche geöffnet. Die Menschen in und um Wunsiedel würden gern noch öfter kommen. Denn sie finden hier einen Ort zum Verweilen und Genießen, einen Ort, an dem Michael Meyer und Simon Schelter ihnen das anbieten, was sie sich wünschen: hochwertigen, köstlichen Bio-Kaffee nach ihrem Geschmack.