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Biohof Ritter

Vielfalt in der Direktvermarktung

Andreas und Andreas jun. Ritter
Andreas und Andreas jun. Ritter
© Daniel Delang

Als die Übernahme des Hofes ansteht, hat Andreas schon viel gesehen auf seinen Handelsreisen. Für ihn steht fest, dass der Hof eine Neuausrichtung braucht. Zu diesem Zeitpunkt ist Andreas schon überzeugt, dass er auf Ökolandbau umstellen möchte. Wie es dazu kam? „Wir haben als konventionelle Landwirte viele Spritzmittel ausgebracht. Damit bin ich groß geworden. Dann stellte sich heraus, wie schädlich Atrazin für die Umwelt ist. Von da an habe ich auch die harmlose Wirkung auf den Menschen immer mehr bezweifelt. Mir ging es schlecht, nachdem ich mit den Spritzmitteln raus aufs Feld bin. Damals hatten wir ja auch keine Schutzkleidung. Dann kamen die Kinder und damit die Entscheidung, ganz zu verzichten. Die Eltern waren zunächst skeptisch. Aber als sie gesehen haben, dass es funktioniert, ist die Skepsis schnell verflogen.“ 
Bei der Übernahme ist der Kuhstall marode. Doch Andreas will keinen neuen Stall finanzieren. „Das bedeutet wachsen und damit Stress.“ Der Hof brauchte ein neues Konzept. Andreas kommt durch seine Vertriebstätigkeit oft auf andere Höfe und sieht, was dort funktioniert. Er rechnet gerne, am Ende soll sein Vorhaben seinen Werten entsprechen und sich zugleich finanziell lohnen. Durch seine Vertretertätigkeit kann er sich Zeit lassen, den Hof in Ruhe zu entwickeln. Die Milchkühe kommen weg, stattdessen lebt jetzt eine Angusherde auf den Weideflächen des Hofes. Mit der Direktvermarktung des Fleisches macht er erste gute Erfahrungen mit Kunden am Hof.  
Dann überlegt er, wie sich die Gebäude am Hof gut nutzen lassen. Es war immer schon Geflügel am Hof. Die ersten Jahre hat er je 150 Biogänse und Bioenten großgezogen. „Das Geschäft ist aber sehr saisonal und konzentriert das Einkommen auf einen Termin, das ganze Jahr muss vorfinanziert werden.“ Als die Sanierung des Gebäudes ansteht, entscheidet er sich dafür, Hähnchen in Bioqualität aufzuziehen. 
„Die Hähnchen leben bei uns 70 Tage“, erklärt er. Das ist mehr als doppelt so lange wie im konventionellen Landbau. „Bei uns kommen vier Mal im Jahr 3200 Eintagsküken an. Sie dürfen nach 14 Tagen raus, jedes Tier hat im Freien noch mal vier Quadratmeter zur Verfügung.“ Wobei Andreas erklärt, dass nicht alle den Freilauf nutzen. „Es gibt welche, die wollen gar nicht raus, sondern im Stall bleiben. Andere zieht es permanent raus und sie warten morgens schon ungeduldig darauf, dass das Rolltor hochgeht. Die Charaktere sind unterschiedlich, wie bei uns Menschen.“ Draußen landen sie in einer schönen Streuobstwiese und freuen sich im Herbst über das Fallobst. Die Wiese liegt an einer vielbefahrenen Staatsstraße und vor dem Edeka-Markt von Marktleuthen. Der Ausbau der Direktvermarktung hat sich also angeboten, der Markt übernimmt einen Teil und einen Teil der Hähnchen darf er selbst vermarkten. Der Sohn, Andreas jun. lernt die Landwirtschaft auf einem Biobetrieb, in dem auch Gemüse angebaut wird, und bringt diese Expertise mit. So entwickelt sich das Angebot am Hof stetig weiter. Neben fertig vakuumierten Hähnchenteilen und ganzen Hähnchen gibt es seit sieben Jahren Kartoffeln, seit fünf Jahren noch weitere Feldgemüse wie Rote Bete. Das neueste Angebot sind Tomaten, Paprika und Gurken, die die Kunden sehr gern annehmen. Das Angebot – Gemüse und Huhn – ist durchaus besonders und nicht so häufig zu finden. „Es kommen einige von weither und nehmen sich einen größeren Vorrat mit.“ Mit der Entwicklung des Hofes sind er und auch sein Sohn, der mittlerweile voll im Betrieb mitarbeitet, sehr zufrieden. „Es macht Freude zu erleben, dass man Lebensmittel erzeugt, die vom Verbraucher wirklich wertgeschätzt werden. Da kommt viel zurück, es bestätigt uns darin, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.“ 

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