Als dann auch noch die Molkerei für Bio wirbt, fällt in der Familie Köllner die Entscheidung. Mit der Betriebsübernahme kam die Umstellung auf ökologischen Landbau. Der Vater Oswald reagiert darauf positiv: „Der Trend zu Bio ist ja da. Auch das Amt war begeistert.“ „So richtig einverstanden war ich schon lange nicht mehr mit den chemischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln, das alles hat starke Auswirkungen auf den Boden“, meint auch Christian dazu.
Die Umstellung bedeutete bei den Köllners unter anderem einen Stallneubau und damit erhebliche Investitionen in die Zukunft. Es wurde ein luftiger Laufstall gebaut. Jetzt laufen sie den ganzen Tag frei und haben ihre eigene Hierarchie. Wir können nicht mehr so einfach zu den Tieren hinein gehen, und wenn wir ein Tier behandeln müssen oder in den anderen Stall bringen, haben wir dafür eigens einen Transportstand angeschafft.“
Die Umstellung fiel genau in die trockenen Jahre ab 2018. Mittlerweile hat sich die Lage entspannt: Die Umstellung ist vollzogen, der Milchpreis passt und auch beim Futteranbau sind Vater und Sohn sehr zufrieden. „Im Sommer gibt es viel Grünschnitt und Kleegras. Für den Winter arbeiten wir mit Ganzpflanzensilage aus einer Mischung von Triticale und Wintererbsen. Die Felder blühen wunderbar und die Nährwerte des Futters sind perfekt. Auch der Boden hat sich deutlich verbessert“, schwärmt Oswald Köllner. Die Wasserbindefähigkeit hat sich schon nach so kurzer Zeit enorm erhöht. Gerade bei dem Starkregen, der in den letzten Jahren immer häufiger ist und sich mit den Trockenperioden abwechselt, ist das von unschätzbarem Wert. Die positiven Folgen der Umstellung auf das Bodenleben freuen den Altlandwirt sichtlich.
Noch etwas anderes ist am Hof der Köllners durchaus besonders: „Die Molkerei, die wir beliefern, produziert auch Biomilchpulver für den chinesischen Markt. Wir werden dadurch zusätzlich von einer chinesischen Agentur zertifiziert.“ Wie die Familie damit zurechtkommt? „Ein bisschen komisch ist es schon. Ich glaube, deshalb war es uns auch so wichtig, zumindest einen Teil der Milch regional zu vermarkten.“, erzählt Christian. Die pasteurisierte Milch kann man in drei Edeka-Filialen durch einen Milchautomaten beziehen und das Angebot wird in der Region gut angenommen.
Auch die Nachzucht hat einen eigenen Stall bekommen und wird elektronisch gesteuert mit Milch versorgt. „Hier können wir die Milch verwenden, die in den Automaten nicht verkauft wird. So nutzen wir jeden Liter und vermeiden Abfall.“ Die jungen Kälber dürfen saufen, soviel sie wollen und fühlen sich – wie auch alle anderen Tiere am Hof – sichtlich wohl. Der Familie merkt man den Stolz und auch etwas Erleichterung an, dass die Umstellung so gut verlaufen ist, das Konzept wirtschaftlich tragfähig ist und positive Effekte des Ökolandbaus sich bemerkbar machen. Auch die Veränderung der Beziehung zum Tier nehmen sie letztlich gelassen. „Es ist halt anders, und darauf mussten wir uns einstellen.“ Jetzt passt es für alle, und der Betrieb ist gerüstet für die nächsten Jahrzehnte.
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