Alois Eder

Brennende Leidenschaft für die knackige Vielfalt vom Apfelbaum

Alois Eder auf der Leiter

Alois Eder auf der Leiter
© Daniel Delang

Weltweit gibt es geschätzt 20.000 bis 30.000 Apfelsorten, etwa 2000 davon gibt es in Deutschland. Doch im Handel findet sich nur ein Bruchteil davon: Wirklich relevante Mengen werden von 20 Sorten verkauft, insgesamt werden lediglich 70 Sorten im gewerblichen Obstanbau in Deutschland kultiviert. Hier droht also sehr viel Vielfalt verloren zu gehen. Zahlreiche Streuobstinitiativen und Pomologen bemühen sich um Kartierung, Sortendokumentation und auch -erhalt.

Am Hof von Alois Eder wird diese Vielfalt schon seit Generationen bewahrt. Bereits der Vater entwickelte eine Leidenschaft für Obstbäume. „Sie unterscheiden sich teils stark im Geschmack, der Lagerfähigkeit und damit auch der Verwendung. Insgesamt habe ich hier an die 60 unterschiedliche Sorten, davon sind 40 Apfelsorten und 20 Birnensorten. Die wenigsten sind im Handel erhältlich. Manche sind besonders gute Saftäpfel, andere gute Bratäpfel, wieder andere – und viele davon sind schon ausgestorben – eignen sich zusammen mit Birnen vor allem zum Mosten.“

Alois beginnt früh, das Werk des Vaters am Hof zu erhalten, also den Baumbestand zu verjüngen. Dazu kooperiert er mit einer Baumschule in der Region. Die Ernte verkauft er ab Hof und auf Märkten, an Menschen, die diesen regionalen Reichtum zu schätzen wissen. Der Hof selbst ist ein Milchviehbetrieb, ein Einsiedlerhof mit einer alten Hofstelle aus dem 17. Jahrhundert und einem neu gebauten Hofladen.

Insgesamt ist die Fläche von acht Hektar Ackerland zu gering für ein Auskommen. Ohne Sonderkulturen wie Äpfel wäre der Hof kaum wirtschaftlich zu betreiben. Der Sohn lebt zwar am Hof, arbeitet jedoch als Elektrotechniker, und die Landwirtschaft als Beruf ist für ihn keine Option. Ein Verpachten der Flächen kommt für Alois nicht infrage. Wie kann man mit so einer Situation konstruktiv umgehen?

Alois hat die Lösung für sich gefunden: Die Ackerfläche soll eine Blühwiese werden. Erfahrungen mit Landschaftsschutz und Biodiversität hat er genug gesammelt: Sei es beim Heckenbau in den abschüssigeren Hanglagen oder in den vielfach prämierten Streuobstwiesen wegen der dortigen Diversität. Je nach Saison finden sich auf wenigen Quadratmetern über 100 Gräser und Pflanzenarten. Hier summt und brummt es über den Sommer, es herrscht ein wildes Durcheinander an Schmetterlingen, Wildbienen und sonstigen Insekten. Ihnen einen Ort zu geben, an dem sie gute Lebensbedingungen vorfinden und sich zugleich an der Natur in dieser vielfältigen Lebendigkeit zu erfreuen, das erscheint Alois das einzig Richtige. Der Landschaftspflegeverband ist schnell überzeugt. Der Ertrag vom Hof verringert sich dadurch zwar – aber es gibt mehr Geld für den Naturschutz und ohne die Milchkühe ist es deutlich weniger Arbeit. „In Summe stimmt es für mich – ideell, aber auch wirtschaftlich. Die Arbeit kann ich mir noch lange vorstellen.“

Für die Obsternte haben Vater und Sohn zusammengefunden: Da ein altes Brennrecht am Hof besteht, soll nun eine neue Destille eine weitere Nutzung für die Obstraritäten erschließen, nämlich selbstgebrannte Bio-Schnäpse. So findet die Ernte eine weitere Bestimmung und die nächste Generation bekommt einen Hof, der sich auch nebenbei betreiben lässt samt einem geschmackvollen Hobby.

Region: Passauer Oberland