Stephan Gleißner lebt allein am Hof, den er 2009 von seinem verstorbenen Onkel übernommen hat. Zu diesem Zeitpunkt war der landwirtschaftliche Betrieb schon einige Jahre eingestellt und der Hof wäre dem weiteren Verfall preisgegeben gewesen, wenn Stephan Gleißner ihn nicht weitergeführt hätte. Anders als viele, die sich schon früh für den Beruf des Landwirts entschließen, kam bei ihm die Entscheidung für den Hof eher spontan und spät.
Bis 2009 hatte er ganz andere Interessen und seine vielen künstlerischen Talente ausgelebt. Mit einer professionellen Gesangsausbildung zieht es ihn in den 90er-Jahren nach Irland, wo er nicht nur singt, sondern auch als Kunstschmied tätig ist. Darüber hinaus schmiedet er auch Spezialwerkzeuge für Korbflechter. Ein abenteuerliches Leben ist das – auch eine Suche nach Sinn und Beziehung.
Dann kommt das Ende für den Hof, der erstmals 1610 erwähnt wurde, wie der Bruder herausfindet. Eine so lange Tradition einfach aufgeben? Das kam dann doch nicht infrage, und Stephan Gleißner übernimmt und gestaltet. Auf seine Art.
Auch die Hofübernahme ist eine Suche nach der Beziehung, die wir Menschen untereinander und mit unserer Umwelt haben. Diese Beziehung hinterfragt er grundsätzlich, unsere Dominanz darin und unsere Gier sind ihm nicht geheuer. Wie können wir diese Beziehung anders gestalten? Stephans Antwort: Bescheidenheit. Die Landschaft vielfältig zu gestalten ist eine weitere Weise, die Erde zu reparieren und in dieser zu leben. So wundert es wenig, dass der Hof sich hauptsächlich und sehr bescheiden über die aktive Landschaftspflege finanziert.
Seitdem Stephan Gleißner den Hof übernommen hat, gibt es hier einen Hahn und ein paar Hühner eine Gruppe Kamerunschafe sowie eine Herde mit Waldschafen. Eine vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse aus dem Bayerischen- und Böhmerwald. Naturbeobachtung spielt bei ihm eine große Rolle: „Der Hahn ist ein wunderbares Tier, er beschützt die Hennen. Findet er Futter – bietet er es den Hennen an und wartet, bis sie satt sind. Diese mütterliche Fürsorglichkeit findet man bei männlichen Säugetieren normalerweise nicht. Der Schafbock beispielsweise scheucht alle seine Schafe erstmal vom Futtertisch und frisst selbst. Erst dann dürfen die Anderen ran. Für Stephan ist es wichtig, das er die Natur bei der Gestaltung des Hofes mit einbezieht. Es ist die Entscheidung, Landwirtschaft als "Kunst" zu betreiben. Es ist eine Entscheidung, in Verbindung mit der Natur dieser zu dienen, wo es geht, und selbst einen bescheidenen Platz inmitten des Ganzen einzunehmen.
Aus der Schur der Waldschafe, spinnt Stephan Gleißner Wolle. Nach dem waschen, darf die Wolle an der Sonne trocknen, dann wird sie sortiert und gefärbt und gesponnen. Mit Hilfe der Birke und mehreren Auszügen, liegen in der Küche auf dem Tisch Wollknäule von dunkelgrün bis hin zu einem schönen hellen grüngelb. Aber auch andere Farben wie Rot und Blau oder auch Braun und die natürliche Farbgebung hat er zum verarbeiten da. Er webt damit auf einem selbst zusammengebauten Webrahmen Stoffe. Voller Stolz zeigt er eine Weste, die aus der Wolle seiner Schafe stammt.
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