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Transparenz und Waldeier

Der Meserhof in Osterwarngau

Hühner im Stall
Hühner im Stall
© Stiller
Hubert Knabl ist Schreiner und Landwirt im Nebenerwerb. Er hat ein Blockheizkraftwerk und produziert damit Öko-Strom und als Nebenprodukt Wärme. Auch ist Hubert Knabl Mitbetreiber des BHKW der örtlichen Gemeinde. Katrin Knabl hat eine Hand fürs Kreative: sie ist Floristin und Raumausstatterin. Das wird in vielen schönen Details am Hof sichtbar. Und ihr Herz schlägt fürs Vieh, besonders fürs Federvieh. Alte Rassen wie Sulmtaler, Marans und Triesdorfer Landhuhn mag die engagierte Nebenerwerbslandwirtin besonders gern.

Die Knabls bewirtschaften ihren Hof inmitten des Miesbacher Oberlandes im Nebenerwerb. Ochsenkälber werden in der näheren Umgebung zugekauft und wachsen in Ganzjahresweidemast auf. Dank einer Heutrocknungsanlage gibt’s für die Ochsen auch im Winter bestes Futter. Die Wärme für die Trocknung kommt vom eigenen Blockheizkraftwerk. Unter anderem vermarkten Knabls das erzeugte Fleisch unter dem Namen „Miesbacher Weidefleisch“. Dabei ist ihnen Transparenz wichtig: jeder kann sehen, wie die Ochsen gehalten werden. Ein Wanderweg geht direkt am Hof vorbei und die Leute schauen oft neugierig den Tieren zu. Auch den Gästen der beiden Ferienwohnungen gewähren die Knabels gern Einblick in ihr Leben und ihre Landwirtschaft. Von der Aufzucht bis zur Schlachtung - transparent eben.

Neben den Rindern laufen aber auch noch 50 Hühner am Hof in Osterwarngau umher. Und heuer im Januar kamen nochmal 120 Legehennen dazu. Sie sind in den nagelneuen mobilen Hühnerstall eingezogen. Dieser mobile Stall wird im Frühjahr auf einen Teil der Pappelplantage am Ortsrand wandern. "Mit dem kleinen Wald, einer extra angelegten Pappel-Plantage, bieten wir unseren Hühnern ein Leben in ihrer natürlichsten Umgebung“ meint Katrin Knabl. „ Denn die Tiere mögen kein freies Feld, am liebsten halten sie sich unter Bäumen und Sträuchern auf, dort sind sie geschützt. Deshalb sieht man auch oft anderswo Freilandhühner nur in der Nähe der Ställe scharren. Durch die Pappeln hätten sie jedoch sicheren Schutz vor Greifvögel und im Sommer vor der prallen Sonne. Das mögen die geflügelten Damen, denn Hühner sind eigentlich Waldtiere.“ betont Knabl. Man spürt förmlich die Begeisterung für ihr neues Projekt, das sie schon lange im Kopf hat.

Dabei wurde die 3,5 ha große Pappelplantage damals im Jahr 2013 zu einem anderen Zweck angelegt: zur Biomasse-Erzeugung. Eine Kurzumtriebsplantage ist eine Anpflanzung schnell wachsender Bäume mit dem Ziel, innerhalb kurzer Umtriebszeiten Holz-Hackschnitzel als nachwachsenden Rohstoff zu produzieren. Mit solch einer Pappelplantage kann man effektiv Biomasse produzieren, da die Bäume gut und schnell wachsen. Der Zuwachs liegt bei ca. 100 m³ pro Hektar und Jahr. Mit den daraus erzeugten Hackschnitzeln wird Wärme und Strom erzeugt. So auch in Warngau.

Schon beim Pflanzen der Pappeln spielte Kathrin Knabl mit dem Gedanken, diesen neuen Wald fürs Federvieh zu nutzen. „Dort würden sich die Tiere wohl fühlen, das wär artgerecht“ so Knabl damals. Und nun ist es soweit. Im zeitigen Frühjahr wird die Pappelplantage umzäunt und die 120 Junghennen ziehen mit samt mobilem Stall in den kleinen Wald. Man darf gespannt sein auf die ersten „Waldeier“ aus dem Miesbacher Oberland.

Eine Herde mit rund 50 Hühnern unterschiedlicher Rassen bleibt aber weiterhin am Hof im Ort. Auch sie haben dort einen tollen Stall mit großem Auslauf. Einige Hähne sind mit dabei. Und den Nachbarn gefällts. In Osterwarngau beschwert sich niemand über das Krähen eines Gockels. Alle sind froh, im SB-Schrankerl frische Eier holen zu können. Gern ganz abwechslungsreich in verschiedenen Farben der unterschiedlichen Rassen. Vielfältig eben, genau wie es zum Meserhof passt.

Ein informatives Video dazu gibts hier:
Warum Hubert Knabl seinen Ochsen ein paradiesisches Leben schenken kann

Beim Meser
Katrin und Hubert Knabl
Birkenweg 4
83627 Osterwarngau
https://www.beim-meser.de
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