Idee aus USA
„Eigentlich habe ich von meinem USA-Studienaufenthalt die Idee mitgebracht, Haselnussbäume zu kultivieren. Alexander, ein Freund habe ihn jedoch auf die Trüffelspur gebracht und vorgeschlagen, die Haselnussbäume gleichzeitig für die Produktion der begehrten Pilze zu nutzen. Nicht ganz ohne Eigennutz, denn der Freund bildet Trüffelsuchhunde aus und hätte damit vor der Haustür ein perfektes Übungsgelände.
„Im Putenauslauf gepflanzt, sorgen die Haselnussbäume dafür, dass die Puten Schatten und Schutz haben. Hierdurch fühlen sich die Tiere wohler und nehmen den Auslauf mehr in Anspruch. Gleichzeitig sorgen die Puten dafür, dass das Gras zwischen den Trüffelbäumen kurzgehalten und so die mechanische Pflege der Anlage verringert wird. Außerdem bekommt der Trüffel und sein Wirtsbaum durch die Ausscheidungen der Puten genügend Nährstoffe und wir erreichen einen Nährstoffkreislauf.“, erzählt der 25-jährige Landwirt.
Pflanzen mit Trüffel-TÜV
Gesagt – getan: Tim Ritter ging auf die Suche nach hochwertigen Pflanzen in guter Qualität. Denn der elterliche Betrieb setzt nahezu ausschließlich auf Bioprodukte. Fündig wurde der junge Unternehmer im Trüffelland Frankreich. Bei einer Baumschule an der Cote d’Azur holte der Ostheimer 380 Haselnussbäume mit „Trüffel-TÜV“. Die Bäume des Lieferanten werden jedes Jahr geprüft, ob sie ausreichend Trüffel an den Wurzeln bilden. Tim Ritter darf sich als 1. Biotrüffelbauer Deutschlands mit Naturland-Zertifizierung bezeichnen.
Grünes Licht für schwarzes Gold
Wie geht es nun weiter? „Unsere Haselnussbäume werden jetzt von uns gepflegt. Im Herbst werden sie vom Fachbetrieb Schott in Sasbach für den Haselnussertrag veredelt. So kann Ritter mit ein wenig Glück in einigen Jahren nicht nur Trüffel an den Wurzeln sondern auch Nüsse an den Bäumen ernten. Dass das gut funktionieren kann, hat er ebenfalls vorab geklärt – mit einer Bodenprobe für ein Speziallabor in Bordeaux. Von dort kam grünes Licht für die schwarzen Früchte.
Im Frühjahr 2023 werden die Bäume dann endlich gepflanzt - gleich auf dem Gelände des Ostheimer Landwirtschaftsbetriebs. „Dann wird es rund sechs Jahre dauern, bis Trüffel und drei bis vier Jahre bis wir Haselnüsse ernten.“, weiß der junge Landwirt.
Langweilig wird ihm derweil nicht, schließlich müssen die 3000 Bioputen, die Direktvermarktung von Bio-Geflügel, Eierlikör aus Wachteleiern, die Pferdepension und vieles mehr mit der ganzen Familie gemanagt werden. Nicht zuletzt engagieren sich die Ritters intensiv in der Ukraine-Hilfe gemeinsam mit zahlreichen Partnern aus der Bio-Lebensmittelindustrie.
Förderung über den Öko-Verfügungsrahmen
Unterstützung bekommt das Projekt durch die Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld. Ab dem Jahr 2022 stehen den bayerischen Öko-Modellregionen jährlich bis zu 50.000 Euro zur Förderung von Öko-Kleinprojekten zur Verfügung. 45.000 Euro als Zuschuss, zehn Prozent kommen vom Landkreis, als Träger der Öko-Modellregion. In diesem Jahr können insgesamt sieben Projekte gefördert werden. Die Projektmanagerin der Öko-Modellregion freut sich über das Geld vom Land: „Es zeigt, dass die Stärkung des Ökolandbaus – vom Acker bis auf den Teller – keine leere Forderung ist. Und vor allem kommt das Geld dort an, wo etwas bewegt wird – bei den Betrieben vor Ort!“ So können Pilotprojekte oder Ideen unterstützt werden, die im normalen Betriebsalltag nicht umgesetzt werden könnten.
Man gehe fest davon aus, dass auch 2023 wieder Öko-Projekte gefördert werden, der Aufruf zur Antragsstellung erfolgt Ende des Jahres. Es dürfen also schon Projektideen entwickelt werden!
Text: texTDesign Tonya Schulz GmbH (ergänzt durch die Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld)
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