Sie gehören damit zu einer neuen Generation Landwirte: Beide sind berufstätig und möchten ihre Stellen nicht oder zumindest nicht ganz aufgeben. Das vorhandene Einkommen schafft eine gewisse Unabhängigkeit und Spielraum, den Hof zu entwickeln. Um dann am Ende der Entwicklung eventuell wieder in den Vollerwerb zurückzugehen oder den Kindern eine Perspektive zu eröffnen.
Landwirt zu sein bedeutet für Kathrin und Markus auch, sich nach außen zu öffnen, in ihrem Fall mit einer bewussten Entscheidung für Direktvermarktung. Beiden ist Tierwohl und Nachhaltigkeit sehr wichtig. Schnell waren sie sich auch einig, dass der Hof zum Ökobetrieb werden soll. 2017 haben sie dann den Hof übernommen und umgestellt.
Zuerst wurden die Milchkühe durch eine Herde Limousin-Rinder ersetzt. Die Mutterkuhherde lebt mitsamt Stier auf der Weide, solange es die Witterung erlaubt. Den Winter verbringt die Herde im Tretmiststall. Als Schweinerasse haben sich die beiden für die Schweizer Edelschweine entschieden. Diese Rasse wurde erfolgreich von Hubert Heigl in der Oberpfalz etabliert. Sie sind robust und sanft, gleichzeitig haben sie weniger Fett als etwa Schwäbisch-Hällische.
Mit diesen zwei Rassen starteten die beiden ihre Direktvermarktung über eine WhatsApp-Gruppe und eine Telefonliste. Die Qualität hat sich schnell herumgesprochen und der Kundenstamm hat sich über die Jahre gut entwickelt. Das macht Mut für die nächsten Schritte: Der 65 Hektar große Hof hat neben Grünland auch Äcker. Und hier begeistert sich Markus für Ölsaaten. Ihr Anbau ist teilweise sehr ambitioniert, was Markus eher motiviert als abhält. Die Versuche gelingen. Der Verfügungsrahmen ermöglicht die Anschaffung einer Ölmühle und den Ausbau eines Verarbeitungsraums. Nun gibt es am Hof auch Sonnenblumen-, Raps- und Hanföl – alles mit Saaten aus eigener Erzeugung. Für die neue Produktlinie wurde auch ein eigenes Etikett entwickelt, eine Website mit Webshop soll folgen. „Wir folgen unserer Überzeugung, lassen uns mit der Entwicklung Zeit, gehen einen Schritt nach den anderen und holen uns dort Unterstützung, wo wir selbst wenig wissen. Mit ein bisschen Geduld kommt auch die Zuversicht, wir erfahren, wie sich alles entwickelt und gehen dann den nächsten Schritt“, verrät Markus das Rezept seiner Hofentwicklung. Man merkt ihm an, das macht beiden Spaß, die ganze Familie denkt mit und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Auf dem Acker gehen die Versuche weiter: Markus hatte sich bereiterklärt, probehalber Chiasamen (die Pflanze heißt Juana) anzubauen. Die Ernte steht noch aus. „Mit dem Ergebnis bin ich noch nicht ganz zufrieden. Es sind Lichtkeimer und die sind maschinell schwer zu säen. Sie haben etwas spät gekeimt und so manches Beikraut hatte dadurch einen Vorsprung.“ Bald steht die Ernte an und der Ertrag wird zeigen, ob der Versuch in die 2. Runde geht.
Offenheit für neue Erzeugnisse, Veredelung von Saaten zu naturbelassenen Ölen, die Bereitschaft, in einen professionellen Auftritt zu investieren, extensive Tierhaltung und Tierwohl – das sind die Komponenten der Familie Schaller. Bio-Landwirte, die mit Klugheit, Ausdauer und Selbstbewusstsein einen Hof gestalten, der offen ist für Verbraucher und bereit zu zeigen, dass Landwirt sein ein vielfältiger und erfüllender Beruf ist – und unser aller Grundlage.