Anhand von durch Bohrungen erhaltenen Bodenproben zeigten Max Poschner und Dominik Zellner an mehreren Stellen während der Begehung das Zusammenspiel von Bodenbeschaffenheit und Bewuchs sowie die Effekte von Trockenlegungen auf die Bodenbeschaffenheit und den Pflanzen- und Baumbewuchs auf. Festgestellt wurde dabei, wie wichtig es sei, statt des sehr windwurfgefährdeten Fichtenbestands auf dem staunassen Gley-Boden am Rand des Moors einen guten Bestand aus Tannen, Eichen und Hainbuchen zu haben. Letztere würden gute Bestandsstabilität und Humuszustand gewährleisten, sagte Poschner. Willkommene Nebenwirkungen davon seien auch die Verbesserung von Wasserhaushalt und Biodiversität, sowie eine Verringerung des Treibhauseffekts.
Weiter innen im Moor erläuterten die Referenten die Auswirkungen in einem Erlen-Fichtenwaldes auf staunassem Boden mit größerer Torfauflage. Hier könnten nur noch wenige genügsame Baumarten, wie Moorbirke, Aspe, Kiefer, oder eben die natürlich vorkommenden Fichten und Schwarzerlen gedeihen. Dabei seien die Fichten, wegen ihrer geringen Wurzeltiefe, sehr windwurfgefährdet. Zudem wurde dabei auf die Gefahr des Borkenkäferbefalls und der dadurch nötigen Bekämpfung dieses Schädlings hingewiesen. Poschner zeigte im anschließenden Fichtenmoorwald typische Bodenpflanzen des Moores wie Torfmoos und Pfeifengras.
„Der Moorwald hier als Lebensraum ist aufgrund von Entwässerung entstanden, wie man an den durchlaufenden Gräben sieht“, erläuterte Poschner, und wurde von Landwirt Alois Schneckenpointner bestätigt: „In meiner Jugend waren hier nur Streuwiesen“.
In der Folge wurden von Dominik Bachmor die Wichtigkeit und Bemühungen der Regierung für die Renaturierung von Hochmooren erklärt. Das geschehe auch hier im FFH (Fauna-Flora-Habitat) Gebiet Weitmoos, in Zusammenarbeit mit Dominik Zellner vom AELF und der Gemeinde Waging. Das „Moor-Renaturierungskonzept“ in Bayern bis zum Jahr 2050 sehe vor, diese Gebiete durch Pacht, Grunddienstbarkeit, oder Ankauf von Privatflächen zu sichern und damit eine Renaturierung durch Wasserrückhalt zu ermöglichen. Die Aufgabe der Renaturierung sei keine kurzfristige, sondern eine Generationenarbeit, sagte Bachmor. Schlitzgräben könnten erst verschlossen werden, wenn sichergestellt sei, dass es keine unerwünschten Nebenwirkungen auf Nachbarsgrundstücke gebe. Dafür gebe es professionelle Simulationen, auch zum Wasserstand. Die Wichtigkeit von Mooren ergebe sich nebenbei durch ihre Fähigkeit das Dreifache an CO² und Methan im Vergleich zu gewöhnlichem Wald zu speichern. Dabei sei aber ein wichtiger „Kipp-Punkt“ zu beachten. Der Wasserstand im Boden sei kritisch, er müsse nämlich knapp, etwa 10 cm unter der Bodenoberfläche liegen. Andernfalls würde der Boden statt des Speicherns vorübergehend CO² und Methan in die Atmosphäre abgeben. Nach ca. 12-20 Jahren werde das Moor wieder ein natürlicher Speicher mit wachsenden Torfmooren, der auch eine wachsende Bedeutung für den Rückhalt von Starkregen bekomme. „Ein natürliches Moor ist wie ein großer Schwamm und echte Klimavorsorge“, so Bachmor.
„Es gibt kein vergleichbares Klimaschutzprogramm, bei dem die Verbesserung des Wasserhaushalts, die Bindung von Klimagasen und die Förderung der Artenvielfalt so ideal Hand in Hand gehen wie bei der Moorrenaturierung“, so Bachmor. „Die Renaturierung von Hochmooren ist eine der wenigen praktikablen Möglichkeiten zur Senkung von Treibhausgasen, die trotz kleiner Flächen in der Gesamtbilanz sehr viel bewirken kann - denn allein ca. 5% der gesamten Treibhausgase in Deutschland stammen aus entwässerten Moorflächen“.
An einem der Stopps brachte einer der Teilnehmer an der Begehung die problematischen und womöglich negativen Auswirkungen auf die natürliche Entwicklung von gesunden Wäldern und Wildbeständen durch zu viele touristische Einrichtungen in renaturierten Mooren zur Sprache. Dominik Bachmor erläuterte, es sei wichtig, das Wissen zum Erhalt von Mooren und die Bedeutung für den Klimaschutz auch an die junge Generation weiterzugeben, aber diese Einrichtungen sollten auf wenige geeignete Bereiche, wie das Schönramer Filz, beschränkt bleiben. „Die Zeit für eine Renaturierung von Mooren drängt, denn es wird durch die laufende Klimaveränderung bereits jetzt immer trockener“, erläuterte FFH-Betreuer Dominik Zellner. „Damit dauert es länger, bis das Moor seine natürliche Speicherfähigkeit zurückerhält“.
Diese Waldbegehung war gespickt mit vielen wissenswerten Informationen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sie auch in ihrem praktischen Umgang mit Wäldern und Mooren verwenden können. Sie zeigte auch den großen Nutzen, der durch eine Renaturierung von Hochmooren für Nachhaltigkeit, die Umwelt und damit dem Klimawandel erzielt werden könnte. „Wo sollen wir uns hinwenden, wenn wir unseren Grund zur Verfügung stellen wollen?“, wollte eine Teilnehmerin wissen. „Die Gemeinde Waging ist Träger der Maßnahme und steht gern als Ansprechpartner zur Verfügung“, erläuterte Bürgermeister Matthias Baderhuber. „Wir stellen die Verbindung her zur Unteren Naturschutzbehörde und zur Regierung“.
Artikel von Alois Albrecht aus der Südostbayerischen Rundschau vom 2.10.201