Grund für den weiteren Verbleib ist unter anderem die Fortsetzung der Förderung der Einrichtung „Ökomodellregion“ durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Dir Förderung sollte ursprünglich im Mai 2022 auslaufen. Nun haben die „Ökomodellregionen der ersten Stunde“, zu denen auch die ÖMR Waginger See-Rupertiwinkel gehört, es in zähen Verhandlungen mit dem Ministerium erreicht, dass in den nächsten sieben Jahren die Personalkosten für das Ökomodellmanagement weiterhin wie bisher mit zwanzig Prozent gefördert werden. Zusätzlich wird es nun aber auch projektbezogene Gelder geben. Die Förderrichtlinien dazu müssen noch ausgearbeitet werden. Für die Marktgemeinde Teisendorf würden sich unter den jetzt bekannten Vorraussetzungen ab 2022 Beitragskosten zur ÖMR Waginger See-Rupertiwinkel von rund 24.500 Euro pro Jahr ergeben, so Bürgermeister Thomas Gasser.
Neben den finanziellen Aspekten hatte der Ratshauschef auch andere wichtige Argumente zum Verbleib seiner Gemeinde in der ÖMR. So sind die Ökomodellregionen inzwischen im bayerischen BioRegio-Programm ein wichtiger Baustein für die praktische Umsetzung der Maßnahmen zur Erreichung von dreißig Prozent Öko-Landbau bis 2030. Teisendorf hat noch mehr als 300 Landwirte, davon 35 Bio-Landwirte. „Die Ökomodellregion wird in Zukunft ein noch wichtigerer Ansprechpartner und Unterstützer unserer Landwirte beim Aufbau neuer Standbeine sein“, so Gasser in seinem Statement. Sie werde auch weiterhin Chancen für umstellungswillige Landwirte, Verarbeiter und Vermarkter aufzeigen und den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten unterstützen. Er sähe mit der Teilnahme an der ÖMR für die Gemeinde auch Vorteile bei der Fortsetzung des Gewässerschutzes zur Reduzierung des Phosphateintrags, beim Schutz der Artenvielfalt vor allem bei Insekten sowie bei der Förderung eines nachhaltigenTourismusses in der Region. Durch die interkommunale Zusammenarbeit der zehn Gemeinden, die der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel angehören, nämlich Kirchanschöring, Laufen, Wonneberg, Tittmoning, Taching am See, Petting-Gemeinden Laufen, Fridolfing Saaldorf-Surheim, Teisendorf und Waging am See, würde auch der Abruf von Fördermitteln bei anderen Regionalinitiativen wie Leader oder ILE (Integrierte ländliche Entwicklung) leichter.
Gasser nannte auch konkrete Beispiele zur Teilnahme lokaler Betriebe an Projekten der ÖMR, darunter das Bio-Wirte-Netzwerk, die Digitale Vermarktungsplattform für Bioprodukte oder das ökologische Pflegekonzept für gemeindliche Flächen. Man wolle mit dem Verbleib in der ÖMR die wichtige Rolle der Biosphärenregion Berchtesgadener Land nicht schmälern. Es habe sich aber herausgestellt, dass die „Biosphäre“ nicht alle Aufgaben übernehmen könne. Daher sei es gut, dass man die Chance habe, zweigleisig zu fahren.
Ein klares „ja“ zum Verbleib in der ÖMR gab es von Seiten der Gemeinderäte Gitti Leitenbacher (CSU) und Matthias Spiegelsberger (Grüne). Der Engpass in der Landwirtschaft sei nicht die Produktion hochwertiger Lebensmittel, sondern deren Vermarktung, so Leitenbacher „In diesem Bereich sind wir für jede Unterstützung froh“, fuhr die Gemeinderätin fort. Allerdings wünscht sie sich einen weiteren Ausbau der Strategien der ÖMR mehr in Richtung regional, denn regionale Produkte seien bei den Konsumenten noch stärker nachgefragt als reine Bio-Produkte. Der Verbleib sei vor allem für die Kleinbetriebe wichtig, meinte Rat Spiegelsperger, für die man mit der Ökomodellregion viel erreicht habe. Auch Gemeinderat Andreas Neumeier (CSU) zeigte sich erfreut über den Verbleib von Teisendorf in der ÖMR. In seiner Bäckerei verwendet er erfolgreich den Laufener Landweizen und profitiert damit direkt von der ÖMR, wo das Projekt initiiert wurde. „Wir dürfen auch die touristische Außenwirkung nicht vergessen, die durch die Zugehörigkeit zur ÖMR verstärkt wird“, ergänzte Neumeier. Man habe die Entwicklungen in der ÖMR genau beobachtet, stellte Gemeinderat Georg Quentin (SPD) fest. Sie seien durchaus positiv gewesen, daher werde er für den Verbleib stimmen.
Gemeinderat Alois Stadler (CSU) kam in seinen Ausführungen zu einem anderen Ergebnis und sprach sich gegen eine weitere Mitgliedschaft der Gemeinde in der ÖMR aus. Man stecke damit viel Geld in die Förderung der Marke „Bio“, das man besser für die Stärkung der Regionalität verwenden sollte. Dies käme dann allen heimischen Bauern zugute, unabhängig von der Produktionsweise, so Stadler.
Artikel von Monika Konnert, Traunsteiner Tagblatt vom 04.10.2021, Südostbayerische Rundschau vom 06.10.2021 („Nun doch Ja zur Ökomodellregion“)