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Claudia Dollinger-Höps

Eine Solawi zum Anpacken

Claudia Dollinger-Höps
Claudia Dollinger-Höps
© Daniel Delang

In den neun Jahren wurde unter anderem nicht nur eine tragfähige Wirtschaftsgemeinschaft aufgebaut, sondern auf Weidehaltung umgestellt, eine Käserei gebaut, der Gemüseanbau auf 5ha ausgeweitet, eine Schafherde angeschafft, Brunnen und Bewässerung installiert und die Logistik in 15 Abholstellen aufgebaut.

Ein Team von Engagierten setzen bezahlt und im Ehrenamt auf diesem Vielfaltshof das Konzept der Solawi um. Da ist zum Beispiel Claudia Porschert, die seit vielen Jahren neben ihrer eigenen Selbständigkeit ehrenamtlich das Hofbüro im Home Office leitet. Apostolos Poupakis arbeitet als Mechaniker und Techniker am Hof, repariert die Maschinen, Traktoren und Autos, sorgt dafür, dass der Fuhrpark gepflegt und in Schuss ist. Und Ulli Schleehahn leitet den Hofkindergarten. Das sind nur einige Beispiele, denn daneben gibt es noch ein weiteres knappes Dutzend Mitglieder, die kleinere oder größere Aufgaben am Hof und in der Solawi erledigen: Die IT, die Organisation der Mitarbeit, die Packlisten, all das wird ehrenamtlich gestemmt. Außerdem sind in den 17 Abholstellen ca. 30 Ehrenamtliche tätig, die die Abläufe koordinieren.

Es ist bemerkenswert, wie sich in Claudia Dollinger bäuerliche Qualitäten, die Liebe zur Natur und zur kommenden Generation, die Kraft zur Vision und zur Ganzheitlichkeit vereinen. Ihre Sehnsucht danach wirklich etwas zu bewegen, nicht nur zu reden, sondern tatsächlich durch den eigenen Einsatz etwas zu verändern und in Prozesse zu investieren, die nicht unmittelbar einen wirtschaftlichen Nutzen bringen, holt Menschen an den Hof und lässt die Idee vom Gemeinwohl einer Wirtschaftsgemeinschaft wie der Solawi am Hof, real werden. Ihr Feingespür für Zusammenhänge und wie die Dinge sich entwickeln könnten und müssten, wird ergänzt durch ein seltenes Kommunikationstalent. Dazu kommt eine gehörige Portion Durchhaltevermögen und die Stärke, ein alternatives Hofkonzept auf dem Land erfolgreich auf den Weg zu bringen.

Bei einer solidarischen Landwirtschaft wird der Preis für die Produkte zur Nebensache. Die Mitglieder, sogenannte Ernteteiler, teilen sich die Kosten, das Produktionsrisiko – und, wie im Fall der Dollinger-Solawi, auch einen Teil der Arbeit. Dabei strebt die Dollinger-Solawi Vollversorgung an: Es gibt am Hof alles, was es zum Leben braucht, Gemüse, Kartoffeln, Obst, Fleisch und Wurst, Milch und Käse, Getreide und Brot.

Seit einigen Jahren orientiert sich der jeweilige Mitgliedsbeitrag an den Einkommensverhältnissen. Es gibt einen Richtwert und der ist die untere Grenze. Je nach vorhandenem Gesamtbudget kann pro Jahr eine begrenzte Anzahl an Ermäßigungen gegeben werden und dies wird von denen getragen die mehr zahlen können.

Jeder, der von den Erzeugnissen des Hofes lebt, soll auch einmal die Hände in der Erde haben und teilhaben an der Erfahrung, wie Lebensmittel erzeugt werden. Deshalb ist die Mitarbeit von einem Tag oder acht Stunden im Jahr verpflichtend – für jeden der rund 500 Ernteteiler. „Wir informieren regelmäßig in unseren Newsletter und in unserem Jahresbericht. Da stellen wir Wissen bereit. Dazu ist es uns ein Anliegen, die Menschen tatsächlich mit Landwirtschaft in Berührung zu bringen, sie müssen es erleben, damit sie es verstehen“, so Claudia.

Doch das ist nicht die einzige Besonderheit. Die Tiere am Hof, Milchkühe und deren Nachkommen, Schafe, ein paar Hühner und Schweine tragen mit ihrem Mist zur Bodenfruchtbarkeit bei. „Ein Hof braucht Tiere für den Bodenaufbau aber auch für den Erhalt der Diversität und Artenvielfalt. Die Zusammenhänge eines Ökosystems und seiner Wechselwirkungen werden in Vorträgen und Veranstaltungen immer wieder dargestellt. Einmal pro Monat finden im Rahmen einer Solawimitgliedschaft kostenlose Bildungsaktionen für Familien statt und 2018 entstand auch der Hofkindergarten. Neben viel Liebe und Herzblut ist es diese Kraft zur Vision, der Mut, für Verbraucher auch ungewohnte Wahrheiten anzusprechen und die Auseinandersetzung nicht zu scheuen, die Claudia Dollinger auszeichnen. Sie lebt ihren Idealismus und steht dazu. Die Bildungsarbeit, die daraus resultiert, ist von unschätzbarem Wert. So finden sich am Hof unter den Ernteteilern auch welche, die wieder Fleisch essen, seitdem sie am Hof sind.

Die Menschen erfahren hautnah, was es bedeutet, in Zeiten des Klimawandels Lebensmittel zu erzeugen. Sie lernen, wie man mit der Trockenheit umgehen kann, was es alles braucht, damit Biodiversität und Lebensmittelerzeugung auf derselben Fläche geschehen können. Auf rund 30 Seiten können die Ernteteiler jedes Jahr nachlesen, was auf dem Hof geleistet wurde. Und sie erfahren das Ergebnis bei den Feiern am Hof. So stiftet Claudia mit ihrem Team Verbindung zwischen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft und interessierten Verbrauchern, die hier erleben, wie es gehen kann, dass wir uns alle regional, saisonal und biologisch ernähren und dabei auch den Tieren ein gutes Leben und der Natur ihren Raum lassen.  

Neuerdings öffnet der Hof seine Türen in einem liebevoll gestalteten Hofladen auch für Menschen, die nur Produkte am Hof kaufen möchten. Und vielleicht werden auch einige von ihnen durch die Arbeit und den guten Geist der Solawi inspiriert.


Kontakt:

Demeterhof Dollinger

Solidarische Landwirtschaft und Hofladen

Bauernhofkindergarten

Offenbau 24

91177 Thalmässing

09173 - 78897


https://solawidollinger.de/

https://bauernhofkindergartendollingerhof.de/

https://www.instagram.com/solawi.dollinger/

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