Die eigenen Kinder haben sich beruflich anders orientiert. Beide waren sich sicher: ein Hof zur Pacht bedeutet für die Pächter auch eine Unsicherheit. Was geschieht dann nach dem Tod der Verpächter mit dem Hof? Die Übernehmer sollten gute Startbedingungen bekommen. Das Land wirklich besitzen, damit sie es gut entwickeln und sich verantwortlich fühlen. Nur selten sind Landwirte dann so konsequent, wie die Merkenschlagers. Sie suchen sich juristischen Rat und klären die Situation mit dem Erbrecht. Die eigenen Kinder bekommen einen Pflichtanteil vom Wert des Hofes. „Damit haben wir den Hof freigekauft für andere Menschen, die ihn übernehmen wollten. Rückblickend war das ein Schlüssel zum Erfolg: dass wir alles Innerfamiliäre klären konnten.“
Dennoch soll die Suche noch eine Weile dauern. „Mit den ersten Interessenten hat es nicht geklappt, der wollte letztlich einen Ponyhof draus machen. Wir wollten, dass der Hof und unsere Limousin Mutterkuhherde weiter besteht. Dann haben wir in Thalmässing erfahren, dass die Tochter vom Gerberwirt, Petra mit ihrem Mann Stephan einen Hof suchen. Wir sind direkt hingefahren und haben erst mal mit Petras Vater, ebenfalls Landwirt, geredet. Wenige Tage später fand dann ein Treffen zwischen uns, Petra und Stephan statt, auf neutralen Boden und nicht auf dem Hof, so wie es uns geraten wurde.“
„Wir waren schon länger auf der Suche nach einem geeigneten Betrieb, dann ging plötzlich alles ganz schnell“, so Petra Sollmann. Alle Beteiligten haben ein gutes Gefühl bei der ersten Begegnung. Sie beschließen, sich trotzdem Zeit zu lassen und einen längeren Übergabeprozess zu starten. Vorgesehen waren zwei Jahre zur Pacht, um zu sehen, dass alles passt und sich besser kennenzulernen. Schließlich leben beide Paare weiter am Hof zusammen. „Für uns war das eine riesige Erleichterung. Es wurde von Anfang an sehr offen über alles geredet. Das hat den Übergabeprozess enorm erleichtert. Auch empfehlen wir allen, sich dabei professionell begleiten zu lassen. Das war für uns ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.“ Fragen, die das künftige Zusammenleben betreffen, die Umwidmung von Wirtschafts- in Wohnraum, die eventuelle Mithilfe oder auch die Versorgung im Alter waren zu klären. Geholfen hat ihnen dabei Isidor Schelle vom Bayerischen Bauernverband. Er ist Mediator, gelernter Kaufmann, Landwirt und Jurist und hat schon über 2000 Hofübergaben miterlebt. Auch bei den Merkenschlagers hat er dafür gesorgt, dass bei der Hofübergabe keine Fragen offenblieben und für alle Beteiligten gute Ergebnisse erzielt wurden.
Damals wie heute ist der Hof ein Nebenerwerbsbetrieb. Die Übergabe gelingt. „Heute sind wir froh, dass es ist, wie es ist. Wir haben noch ein Leben auf dem Hof, werden noch gebraucht, erleben, dass der Betrieb weitergeht“, erzählt Leonhard sichtlich glücklich.
Neben der Mutterkuhherde baut sich Petra am Hof ein zweites Standbein auf. Sie nutzt geschickt ihre gastronomische Erfahrung, um den Kindern den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Essen nahezubringen. Über den Verfügungsrahmen wurde eine kleine Melkstation aufgebaut. Als zertifizierte Erlebnisbäuerin ist sie Teil eines engagierten bayernweiten Netzwerks und ist hier gut integriert. Gleichzeitig hat sie viele Ideen, wie das Erlebnisangebot noch weiter ausgebaut werden kann. Das bisherige Programm kommt so gut an, dass sich letztens auch eine Gruppe Senioren für eine Führung interessiert hat. Petra, der es viel um die Vermittlung kleinbäuerlicher Landwitschaft geht, freut das sichtlich.
Aufgrund der erfolgreichen Übergabe melden sich immer mehr
Interessierte, Petra und Leonhard halten Vorträge und sind offen für
Beratungen. „Mit einer erfolgreichen Übergabe als Hintergrund können wir viele
relevante Informationen bereitstellen und freuen uns, wenn wir etwas beitragen
können, damit die außerfamiliäre Hofübergabe noch ein bisschen öfter gelingt.“
Kontakt:
Stephan Sollmann
Feinschluck 1
91177 Thalmässing
E-Mail: info(at)schluckerhof.de
Internet: https://www.schluckerhof.de/
