Der Trend zu einer fleischlosen Ernährung steigt stetig. Immer mehr Verbraucher wenden sich vom Produkt Rindfleisch ab. Denn das sei ungesund und schlecht für das Klima. Doch Referent Ulrich Mück ist hier anderer Meinung: Esst mehr Rindfleisch!
Mück bezieht sich in seinem Vortrag „Rinder – Klimakiller oder unersetzbar für nachhaltigen Landbau und Ernährung“ in Ebermannstadt auf das „Dreamteam der Evolution“: Rinder und Grünland. Rinder seien essenziell für den Erhalt von Grünlandflächen, welche enorm viel Kohlendioxid binden. Zudem weißen Wiesen und Weiden einen höheren Humusgehalt auf, dämpfen Starkregen ab und verhindern Erosionsschäden. Außerdem tragen Grünflächen maßgeblich dazu bei, Biodiversität zu erhalten. Allein ein Kuhfladen, ein wichtiger natürlicher Dünger für den Boden, beherbergt und fördert 267 verschiedene Insektenarten, so Mück. Dafür brauche es mehr Rinder in der regionalen und ökologischen Landwirtschaft. Und damit sich die Haltung auch für Landwirte rechnet, müsse mehr Rindfleisch gegessen werden.
Schon seit Millionen von Jahren haben Rinder eine große Bedeutung in der Kulturgeschichte des Menschen. Sie wurden geheiligt, aber auch gegessen. Sie verwerten Gras, ein Produkt, das für den menschlichen Verzehr nicht verwendbar ist und liefern Fleisch und Milch. Allein in Bayern sind ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche Wiesen und Weiden. Rinder stoßen auch Methan aus. „Dennoch seien die positiven Aspekte, die Wiederkäuer bewirken, weitaus bedeutender“, so Mück. „Nur 3% des CO2E in Deutschland stammt von Rindern. 87% von Menschen durch Konsumieren, Fahren, Heizen, Fliegen - und das auch erst seit Neuerem“, betont er. Nach Mück haben Rinder keinen Anteil am menschengemachten Klimawandel in Deutschland.
Damit der Verzehr von Rindfleisch wirklich klimafreundlich sei, müsse es laut dem Referenten mehr Weidehaltung geben. „Die Erde braucht Weidetiere und Wiederkäuer“, fordert er. Allerdings ist seit 1990 die Zahl der Wiederkäuer in Deutschland um 40% gesunken.
Einfluss der menschlichen Ernährung auf die Oberflächen der Erde
Mit dem was der Mensch isst, wird die landwirtschaftlich genutzte Fläche der Erde gestaltet. Verschiebt sich das Ernährungsverhalten zu einer vegetarischen oder veganen Ernährungsform, wird weiterhin Milch und Käse, aber weniger Fleisch konsumiert. Der Landwirt sei gezwungen in Richtung Milchleistung zu züchten. Im Umkehrschluss werde mehr Kraftfutter eingesetzt und weniger „Milch aus Gras“ gewonnen, sagt Mück. Durch die fehlenden Weidetiere, werde mehr Grünland umgebrochen - das wirke sich auch auf das Klima aus. Außerdem würde ohne Tierhaltung der natürliche Dünger in der Kreislaufwirtschaft fehlen.
Auch die Vermarktung von Kälbern wird dann schwierig, da mehr Milch wie Fleisch verzehrt wird. Eine artgerechte Kälberhaltung und -Aufzucht ist nur dann möglich, wenn der Verbraucher das so erzeugte Fleisch auch schätze. Mück rechnet vor: Für 1 Liter Öko-Milch brauche es 25 bis 30 Gramm Rindfleisch, damit das System Grünland mit Beweidung erhalten bleibt.
„Neue Ernährungstrends und die Fleischernährung auf Basis von Schwein, Huhn und Pute in Deutschland, verstärken das mediale Rinder-Bashing“, sagt Mück. Für Schwein und Huhn werden Ackerflächen für die Futtermittelproduktion hergenommen. Eine Flächen- und Nahrungsmittelkonkurrenz gegenüber dem Menschen könnte entstehen.
Rinder und Raufutterfresser seien also ein nicht austauschbares Element des ökologischen Landbaus und einer nachhaltigen Landbewirtschaftung, mahnte Mück, sofern sie grasbasiert mit möglichst wenig Kraftfutter gefüttert werden. Ohne Konsum von Rindfleisch sei das nicht zu realisieren.