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Kinderhaus St. Bartholomäus

Leuchtturm der nachhaltigen Kinderverpflegung

Zwei Frauen in einer Küche
Leiterin Nadine Löhser und Köchin Doreen Maar in der Kinderhaus-Küche
© Daniel Delang, Öko-Modellregionen

Es war auch ein Neuanfang für alle Kindergartenkinder. Bei den vielen verschiedenen Speisen, die die Kinder sonst immer mitbrachten, waren von Süßigkeiten, belegten Broten und Mahlzeiten zum Erwärmen in der Mikrowelle, alles dabei. Manche Kinder, die vielleicht an dem Tag auch gerne etwas Warmes gegessen hätten, mussten dann das kalte Brot essen. Das eine Kind hatte etwas Gesundes dabei, das andere vielleicht Pudding oder ungesunde Riegel. Mit der Frischeküche hatte dies ein Ende, da die Kinder seitdem jeden Tag das gleiche Essen bekommen. Niemand musste mehr „neidisch“ auf andere sein und es entstand ein großes Gefühl der Gemeinschaft.

Mit vereinten Kräften wurde die Verpflegung von Grund auf neu organisiert: Zum einen hat Beate Laumeyer die Einrichtung im Rahmen des Angebots „Coaching Kitaverpflegung“ vom bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bei der Einführung begleitet. Sie arbeitet bei der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Unterfranken, mit Sitz am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg. Zum anderen haben Anna-Katharina Paar von der Öko-Modellregion Oberes Werntal (Projektmanagerin bis Mai 2021) und BioRegio-Coach Michael Müller die Einrichtung unterstützt. Michael Müller kocht selber an der Waldorfschule in Würzburg. Er ist ein Mann der Praxis, der das Kinderhaus ein Jahr lang bei der Neuausrichtung der Verpflegung beraten hat. „Das hat uns Mut gemacht und war sehr hilfreich“, so die Köchin Doreen Maar.

Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte ist die Folge der gemeinsamen Anstrengungen: Seit dem Umbau bekommen alle Kinder im Kinderhaus jeden Tag Frühstück, warmes Mittagessen und einen Nachmittagssnack aus der Kita-eigenen Küche. Und alle sind begeistert und haben ihre Aufgaben – Kinder, pädagogisches Personal, Küchenleiterin, Eltern ‒ und auch der Träger unterstützt dieses Konzept. Im Kinderhaus gibt es täglich frisches Obst und Gemüse. Der Acht-Wochen-Speiseplan für das Mittagessen entspricht den Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und garantiert damit ein ausgewogenes, gesundheitsförderliches Angebot. Für die Küchenleiterin Doreen Maar wurde eine neue Stelle geschaffen.

„Mit vereinten Kräften haben wir diesen Erfolg auf den Weg gebracht. Nun gibt es ein Verpflegungsangebot mit einem BioRegio-Anteil von über 70 %, das den Kindern schmeckt. Und es ist auch arbeitsorganisatorisch und auch budgetmäßig machbar.“ Nadine Löhser stellt mit großer Zufriedenheit fest: „Die Eltern berichten, dass die Kinder jetzt auch zu Hause mehr Gemüse essen. Durch das Coaching läuft das Essen in der Küche und in den Gruppenräumen jetzt entspannt ab, Kinder und Eltern sind sehr zufrieden.“

Gleichzeitig ist noch etwas Wichtiges gelungen: Frau Maar, die als Küchenleitung für die Umsetzung zuständig ist, betreibt die Küche mit Freude und hohem Einsatz. „Es ist auch mein eigener Anspruch, dass es gesund ist, bio-regional und den Kindern schmeckt. Die Unterstützung durch das „Coaching Kitaverpflegung“ und „BioRegio-Coaching“ hat mir in der Anfangszeit Orientierung gegeben. Heute ist es ein selbstbestimmtes Arbeiten, eine herausfordernde, aber lohnende Aufgabe, all die unterschiedlichen Ansprüche: Budget, bioregionale Zutaten, gesunde Zutaten und Geschmack unter einen Hut zu bringen“, so Frau Maar.

Der Erfolg gibt ihr Recht: Die Eltern fragten so oft nach den Rezepten, dass Frau Maar während des ersten Lockdowns ein Kochbuch geschrieben hat.
Die Kinder dürfen sich zum Geburtstag ihr Lieblingsessen aussuchen: „Am beliebtesten sind Käsespätzle mit Gurkensalat oder Apfelküchle. Anderes, was uns Erwachsenen vielleicht schmeckt, wie Linsensuppe, schmeckte den Kindern einfach gar nicht. Aber diese Lebensmittel versuche ich dann durch andere Variationen „ans Kind“ zu bringen. Der Geschmack von Kindern ist halt ein bisschen anders, als der von Erwachsenen.“ Und der Einkauf? Wer erledigt den? „Das mache ich gleich mit. Es ist schön, nicht so anonym zu kaufen, sondern direkt bei den Erzeugern und Handwerkern vor Ort. So entsteht ein Miteinander. Wir planen, sobald es Corona wieder zulässt, auch die Kinder mitzunehmen, damit sie sehen und erleben können, wo ihre Lebensmittel herkommen. “

Coachin Beate Laumeyer zieht nach vielen Gesprächen und Besuchen ebenfalls eine sehr positive Bilanz „Das Kinderhaus Greßthal ist ein echter Leuchtturm für nachhaltige Verpflegung in der Kita, Einsatz von saisonalen Lebensmitteln aus der Region, überwiegend in Bio-Qualität und es gibt kaum Speisereste, dank guter Kommunikation aller Beteiligten.“ So sieht eine gute Verknüpfung von Ernährungsbildung und Verpflegung aus, bei der auch das Menschliche nicht zu kurz kommt.

Homepage: https://www.kindergarten-gressthal.de/

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