Das Bewusstsein für biologisch angebaute Lebensmittel und regionale Wertschöpfungsketten zu schärfen, zählt zu den wichtigsten Zielen in der Öko-Modellregion Oberes Werntal. So früh wie möglich soll damit begonnen werden, weshalb die Gemeindeallianz jetzt ein kostenloses, spielerisches Bildungsprogramm "Bio-Logisch" für Kinder anbietet. Es geht um Streuobst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Eier, Milch oder Fleisch und wie sie vom Acker beziehungsweise Stall auf den Teller kommen.
Sie sind zwar aus Holz, aber dennoch knackig und bunt: Die Äpfel, Birnen, Bananen oder Trauben, die auf einer Decke im Römmeltsgarten des Theilheimer Kindergartens Sankt Sebastian liegen. Im Kreis sitzen die Drei- bis Sechsjährigen der Sonnenstrahlengruppe darum herum und identifizieren die Früchte. Umweltreferentin Julia Groothedde will von den Kindern wissen, welches Obst auf (Streuobst-)Bäumen und noch dazu in unserer Region wächst. Nicht immer können die Kleinen die richtigen Antworten geben.
Aber im Schmecken der Früchte sind sie großartig: Bei einer Blindverkostung können sie mit geschlossenen Augen Äpfel-, Gurken- und Birnenstücke gut unterscheiden. Und sie erfahren nebenbei, dass Gurken nicht zum Gemüse, sondern zum Obst zählen, weil sie aus einer Blüte wachsen.
Tipps zum Hofbesuch
Mit viel Einfühlungsvermögen, verschiedenen Materialien und indem sie die Sinne anspricht, vermittelt die Umweltreferentin vom mobilen Bildungszentrum GrünNatürlich das Thema Streuobst. Das hat sich der Theilheimer Kindergarten aus der Themenpalette ausgesucht, sagt Leiterin Yvonne Müller. "Solche Themen und wie sie aufbereitet werden, docken an unsere tägliche Arbeit an. Das ist keine zusätzliche Belastung für uns, sondern einfach ein anderer Blickwinkel".
Das Konzept von "Bio-Logisch" hat Groothedde gemeinsam mit ÖMR-Managerin Anja Scheurich erstellt. Demnach sollen diejenigen Lebensmittel, ihre Verarbeitung und ihre Vermarktung spielerisch vorgestellt werden, die in den Betrieben der Öko-Modellregion Oberes Werntal auch produziert werden. "Optimal wäre es, wenn der Erzeugerbetrieb um die Ecke wäre und die Kinder dorthin gehen könnten", meint die Umweltreferentin. "Auf jeden Fall aber sind wir mit den Kindern draußen". Und die Kindergärten und Schulen in der Gemeindeallianz bekommen Tipps, wie sie zu einem Hofbesuch gelangen.
Wochenmarkt simuliert
Das Spielerische steht im Vordergrund. Wenn es beispielsweise um Hülsenfrüchte geht, so Groothedde, steckt sie Kichererbsen, Mais oder Grünkern in kleine Döschen und lässt die Kinder am Rascheln herausfinden, welche Dosenpaare zusammengehören. Oder wenn es um den Verkauf von Gemüse geht, wird ein Stand auf dem Wochenmarkt simuliert, inklusive Verkleidung und Anpreisen des Lebensmittels.
Vermittelt werden die Grundprinzipien der biologischen Landwirtschaft. "Wir arbeiten die Unterschiede der Anbauweisen heraus", sagt die Umweltreferentin. "Es ist gut, wenn die Kinder zwei verschiedene Welten kennenlernen." Bewusstseinsbildung sei wichtig für die Kaufentscheidung.
Schon für 50 Termine zu je 1,5 Stunden wurde die Umweltreferentin von den verschiedenen Einrichtungen in der Allianz sowie für Ferienprogramme der Gemeinden in diesem Jahr gebucht, "die Nachfrage übersteigt das Angebot", freut sich Anja Scheurich. Glücklicherweise könne das Bildungsprogramm "Bio-Logisch" auch 2024 fortgesetzt werden.
30 Prozent Bio-Anbau
Das Projekt wird zu 90 Prozent durch das Bundeslandwirtschaftsministerium über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau gefördert. Schließlich ist es erklärtes Regierungsziel, den biologischen Anbau zu forcieren. "Im Oberen Werntal sind wir mit 30 Prozent Bio-Anbau ja schon sehr gut dabei", sagt Scheurich. Den Wert des Öko-Landbaus unterstreicht sie zudem mit dem Verweis auf eine aktuelle Studie der TU München-Weihenstephan, wonach Öko-Landbau auch enorme Umweltkosten spart.
Waigolshausens Bürgermeister Christian Zeißner beobachtet interessiert, wie die Theilheimer Kleinen reagieren, welche spielerischen Anreize sie erhalten. "Es ist ein logischer Schritt, das Bewusstsein nicht nur bei den Erwachsenen, sondern auch bei den Kids zu schärfen", sagt er. Weil dabei langfristig gedacht wird, soll es im Herbst auch eine Fortbildung für pädagogisches Personal oder Jugendleiter geben, das als Multiplikator den Ökolandbau den Kindern nahebringt.
Fortbildung für Multiplikatoren
Die Fortbildung "Ökolandbau für Kinder und Jugendliche im Oberen Werntal" im Rahmen des Bewusstseinsbildungsprojekts "Öko-Landbau erleben" ist eine viertägige Multiplikatorenschulung der Umweltpädagogik und gedacht für Pädagogen oder Leiter von Jugendbildung.
Das Projekt vom 29. September bis 15. Oktober kann über ÖMR-Managerin Anja Scheurich gebucht werden. E-Mail: oekomodellregion@oberes-werntal.org. Weitere Informationen dazu unter: https://www.oekomodellregionen.bayern/termine/fortbildung-oekolandbau-fuer-kinder-und-jungendliche
Quelle: Main-Post, 21.4.2023, Autorin: Silvia Eidel, https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/wie-kinder-im-landkreis-schweinfurt-bio-logisch-inspiriert-werden-art-11109859