Bisher kaum beachtete neue Details beschrieb der Professor den Zuhörern. „Eigentlich müsste es, wenn es wärmer wird, bei uns eher mehr als weniger regnen,“ sagte der Professor. Prognostiziert seien in nächster Zeit bei uns nur leichte Rückgänge beim Niederschlag. Was sich ändert ist aber die Verteilung – und das habe Folgen für die Grundwasserneubildung und die Vegetation. Extremereignisse, wie Dürreperioden und Starkregen werden zunehmen. Grund sei der vermehrte Oberflächenabfluss, das heißt, dass das Wasser nicht auf der Fläche verbleibt. Ein ganz wesentlicher Treiber sei hier die Nutzung der Landschaft: Zunehmende Flächenversiegelung, Bodenverdichtung und Entwässerung.
Wenn das verfügbare Regenwasser, nicht oberirdisch abfließt, sondern im Boden gespeichert wird stünde es in der Trockenphasen zur Verfügung. Voraussetzung sei, der Wasserfluss werde nicht ständig unterbrochen, wie zum Beispiel durch Forststraßen, Rückegassen oder Wegseitengräben. „Es werde viel zu wenig über den Wasserhaushalt und wie wir ihn manipulieren nachgedacht,“ so Auerswald. „Mit dem dichten Straßen- und Wegenetz haben wir uns ein sekundäres Entwässerungsnetz geschaffen!“ Dazu wirkt sich die Verdichtung der Ackerflächen verheerend aus: Unsere Pflanzen kommen mit ihren Wurzeln gar nicht mehr in die tieferen Schichten unserer Böden und das dort gespeicherte Wasser an. Die Wurzeln werden kürzer und die Oberböden trocknen noch stärker aus. „Aber wie sollen wir jungen Leuten erklären, dass ein Vierzigtonner auf dem Acker nichts zu suchen hat?“ fragte der Referent.
Karl Auerswald hält das Pflanzen von Hecken für unverzichtbar. Die Hecken bringen einen besseren Wasserhaushalt und mindern keineswegs den Ertrag, sondern steigern ihn. Das gilt auch für den Agroforst. „Man macht keinen Fehler, wenn man eine Hecke pflanzt, in den meisten Fällen bringt das einen Gewinn.“, erklärte Karl Auerswald. „Wir müssen das Rad beim Wasserhaushalt zurückdrehen,“ forderte er.
„Der Flächenverbrauch muss unbedingt reduziert werden.“, sagte der Referent. Vordingliche Maßnahmen dazu seien die Entsiegelung der Böden (zum Beispiel Parkplätze), die Begrünung von Dächern, Alleen, Fassaden, Bremsung des Abflusses in den Straßenseitengräben, durchgehende Bodenbedeckung und weiteres. Impulse die viele Zuhörer zu Fragen und Wortbeiträgen animierten.
In der anschließenden Diskussion ging es auch um die richtigen Investitionen staatlicher Gelder: Der Staat ist aufgerufen, durch vernünftige Maßnahmen, durch Hilfe zur Selbsthilfe wie die Initiative boden:ständig zu unterstützen. „Noch können wir etwas verändern.“, sagte Karl Auerswald. Er sprach sich dabei eindeutig für einen Paradigmenwechsel aus: „Jetzt steht nicht mehr die Ernährungssicherheit im Fokus (wie nach dem 2. Weltkrieg), sondern ein klimaresilliente Ökosysteme – die mit Veränderungen umgehen können.“
Der Appell an alle Zuhörer: „Überlegen Sie, was Sie tun
können und tun sie es morgen und nicht erst übermorgen.“ Auch Michael Diestel,
Geschäftsführer vom Bauernverband Rhön-Grabfeld, der die Moderation der
Diskussion übernahm, betonte es ginge darum gemeinsam Lösungen zu finden und
umzusetzen. Ein Abend, der sicherlich zum Nach- und Umdenken angeregt hat,
befand auch Dr. Maike Hamacher von der Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld, die den
Abend mit einem Schlusswort beendete.
(Text: Regina Vossenkaul/Maike Hamacher)
Den gesamten Vortrag inklusive Diskussion können Sie hier anschauen. Ein herzliches Dankeschön an den Permakulturverein Die Waldgeister e.V. für die Aufzeichnung!