In der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen wird seit 1998 für Studierende des Ökolandbaus der Universität Kassel Lehre durch Praxis betrieben. Seitdem wird der insgesamt 320 ha große Lehr- und Versuchsbetrieb nach ökologischen Richtlinien bewirtschaftet und ist Mitglied bei den Anbauverbänden Bioland und Naturland. Jedoch soll der gläserne Lehrbetrieb nicht nur Studierenden, sondern gleichzeitig der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Nach einem erfolgreichen Auftakt im letzten Jahr geschah dies nun erneut für zwei Tage.
Auch aus der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld machte man sich mit einem gut gefüllten Bus am Mittwochmorgen auf den Weg. Eine Förderung für den Bus kam von dem Projekt bio-offensive der Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) und des Verbandes der Landwirtschaftskammern (VLK).
Das Programm war umfangreich und vielfältig: In Fachforen wie QUERgedacht diskutierte man über agrarpolitische Themen, WEITERgedacht hingegen setzte sich mit Zukunftsfragen, wie zum Beispiel der Agroforstwirtschaft, auseinander. An die Zuhörer appellierend referierten in jenem Forum auch Forscher und Aktivisten über die gefährliche Beziehung von Gentechnik und Ökolandbau und fragten, wie man den Fortbestand der ökologischen Landwirtschaft sichern könne. Die Berliner Initiative „save our seeds“ rief zur Unterschrift ihrer Petition auf, die gegen den Einsatz von Gene Drives kämpft, welche das Erbgut eines Zielorganismus bleibend verändern und so einen unwiderruflichen Eingriff in die Evolution darstellen.
Auch für das Auge war reichlich geboten. Besonders hervorzuheben sind die 70 Kulturen auf acht Hektar Versuchs- und Demonstrationsflächen mit über 800 Parzellen des Fachbereichs Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel / Witzenhausen und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH). Von Wintergetreidepopulationen, Maisanbausystemen für die Biomasseerzeugung, Landessortenversuche diverser Kulturen und Düngesystemen für Winterweizen war das Angebot breit gefächert. Auch Gemüseselbsterntesysteme konnte man besichtigen sowie Maschinendemonstrationen verschiedener Hersteller.
Das LLH-Forum Stallgespräche (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen) bot Landwirt*innen die Möglichkeit, sich über aktuelle Themen der Tierhaltung zu informieren und auszutauschen. Im Forum des BÖLN wurden beispielsweise Projektergebnisse aus der Forschung zu Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft vorgestellt. Besonders für die Ökomodellmanagerin Ullrich waren diese Vorträge von Mehrwert, da sie mit fachlichem Wissen Landwirte in der Beratung unterstützt. So nahm sie mit, dass man sich in zweierlei Hinsicht vor allem wieder auf die Vielfalt besinnen müsse: Zum einen mit Blick auf die Konzepte der Direktvermarktung, die sich zeitgemäß und innovativ gestalten müssten, zum anderen beispielsweise auf den Gebrauch gemischter Populationen, da hierdurch Sorten herausgestellt werden können, die sehr viel resilienter gegen Klimastress sind als gewöhnlich.
Neue (alte) Anbausorten beschäftigten auch Tobias Mültner, Bio-Bauer aus Nordheim v. d. Rhön, der unter den vielen Ausstellern von Saatgut zufällig auf Leindotter stieß und darin möglicherweise Potential für seinen Ackerbau sieht – ein gutes Beispiel für den großen Wert der Öko-Feldtage, die auch als Netzwerk und Treffpunkt für neuen Input und anregenden Austausch dienen. Hierfür nutzten auch die Frauen der Branche den Tag, die sich im Park zu einem Netzwerktreffen zusammenfanden, um sich über ihre Arbeit auszutauschen und gegenseitig Mut zuzusprechen, „weiterhin Dinge selbst in die Hand zu nehmen“. Einer pensionierten Landwirtin aus der Nähe von Sulzfeld fiel besonders die „angenehme, freundliche Stimmung“ auf dem gesamten Gelände auf und betonte, dass man dort im Innenhof und Park gut und gerne mehrere Stunden verweilen könne.
Mit vielen Eindrücken kamen so alle Teilnehmer am Abend wieder in Rhön-Grabfeld an und freuen sich vielleicht schon auf die dritten Feldtage in 2020.