Der Innovationspreis des Deutschen Verbands für Landschaftspflege im Ideenwettbewerb „Bioökonomie in Mittelgebirgen“ geht nach Weisbach: Der Biobetrieb Hartmann wurde für seine zukunftsweisende Betriebszweigentwicklung im Bereich Gemüsebau in der Kategorie „Gesamtbetriebliche Konzeption“ ausgezeichnet.
Beim Ideenwettbewerb wurden innovative Ansätze gesucht, die modellhaft Anregungen für andere landwirtschaftliche Betriebe in Mittelgebirgsregionen bieten können. Besonderes Augenmerk wurde auf die Aspekte Nachhaltigkeit und Übergabe in die nächste Generation gelegt. „Nachdem klar war, dass unser Sohn Michael zuhause einsteigen möchte, musste ein neuer Arbeitsplatz geschaffen werden“, erklärt Claudia Hartmann. Gemüseanbau in der Rhön, einer wasserarmen Gegend? Nicht nur die eigene Familie war zunächst skeptisch. Doch Michael Hartmann hat sich intensiv ins sogenannte Market Gardening eingelesen. Der studierte Landwirt beschäftigte sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit mit diesem Geschäftsmodell und kalkulierte den neuen Betriebszweig für den elterlichen Betrieb durch. „Von Anfang an war uns klar: Unser Gemüseanbau wird in der Bevölkerung nur akzeptiert werden, wenn wir es nachhaltig und sozialverträglich gestalten. Für uns stand fest, dass wir unabhängig von der öffentlichen Trinkwasserversorgung sein wollen und nachhaltige Bewässerungsstrategien entwickeln müssen“, so Familie Hartmann. Dementsprechend machte ein Wasserspeicher-Teich, der 1000 m3, also 1 Million Liter Wasser fassen kann, den größten Teil der Investitionen aus. „Das war sicherlich nicht die günstigste Lösung, aber die nachhaltigste“, erklärt Michael. Das System ist bestechend einfach: Das Dachwasser des Rinderstalles wird aufgefangen und in ein Becken umgeleitet. Vom Teich ausgehend versorgt ein Pumpensystem jedes Beet einzeln auf die Kultur angepasst mit Sprenklern oder Tröpfchenbewässerung. Wassersparend und punktuell nach Bedarf, das ist die Devise. Bereits der erste Sommer 2022 zeigte: Das Modell ist krisenerprobt, Familie Hartmann hat die Feuertaufe bestanden.
Auch die Vermarktung lief im ersten Jahr sehr gut an. „Netzwerkbildung ist die zentrale Aufgabe“, so Michael Hartmann. Man arbeite mit Betrieben in der Region zusammen, die dieselbe Ideologie vertreten und auf Nachhaltigkeit, Regionalität und höchste Qualität setzen. Die Fischerhütte Edwin zählt genauso zu den Abnehmern wie die Umweltbildungsstätte Oberelsbach. Neben dem eigenen Hofladen hat sich mit aktuell 26 Kunden eine wöchentliche Abo-Gemüsekiste etabliert.
Alle Siegerbetriebe werden in einer umfassenden Broschüre porträtiert und online unter www.ibm.dvl.org vorgestellt.
(Text: Markt Oberelsbach, bearbeitet von Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld)