Die Eltern stellten schon in den frühen 90ern auf Ökolandbau um und waren damals für die Region echte Pioniere. Um die Vermarktung wollten sie sich weitestgehend selbst kümmern und so findet sich eine kleine, gut ausgestattete Metzgerei, eine Backstube und sogar ein hölzerner Verkaufsstand am Hof. Ebenso gibt es eine kleine Dinkelschälmaschine mit welcher der eigene Dinkel entspelzt wurde, zum Vermahlen für die Hofbäckerei. Der Vater sagte: „mit dieser Maschine könnte man auch Dinkelreis herstellen“. Durch angeschliffenes Korn reisähnliche Eigenschaften in heimisches Getreide zu bringen, war damals exotisch. Dieser Versuch misslang jedoch. Sebastian hat aber diese Worte nie vergessen. Nach wenigen Jahren nach der Hofübergabe musste die Direktvermarktung leider aus gesundheitlichen Gründen des Vaters, welchen die Mutter nun in Vollzeit pflegt, aufgegeben werden. Sebastian startete dann eine Beamtenlaufbahn am AELF und bewirtschaftet den Hof seitdem im Nebenerwerb.
Erst, als er mit Rita eine Frau an seiner Seite hatte, die sich auch für Landwirtschaft interessiert, rückte die Entwicklung des Hofes wieder in den Vordergrund. „Es ist mir sehr wichtig, dass jede größere Entscheidung am Hof auch von meiner Frau Rita mitgetragen wird – es geht nur gemeinsam. Wir haben uns gegen Tierhaltung entschieden, weil man dann so angebunden ist. Lange war dann unklar, wie es weitergehen soll.“ Immer wieder denkt Sebastian an die Schälmaschine, die seit vielen Jahren in der Scheune steht. Schließlich holte er 2022 das verstaubte Gerät hervor, reinigte es und erneuerte die Verschleißteile. Nun versuchte er sein Glück, Dinkelreis zu erzeugen. Mit der Ausbeute stand am nächsten Tag beim Essen der Dinkelreis als Beilage am Tisch und die Kinder Amelie und Felix können sich kaum daran sattessen. Auch Freunde und Verwandte sind begeistert von dem festen Biss und dem guten, leicht nussigen Geschmack. Das macht beiden Mut und auch Rita kann sich vorstellen, so einen Betriebszweig mitzugestalten. Sebastian ist bis zur Erzeugung des Dinkelreises in der Verantwortung, dann übernimmt Rita. Sie vermarktet, kümmert sich um eine schöne Verpackung und klärt auf. „Die Hauptherausforderung beim Absatz ist, dass wenige Dinkelreis kennen und sich daher nichts darunter vorstellen können.“ Mit Rezepten auf der Website, Verkostungen und Kochkursen will sie sich dafür einsetzen, dass sich mehr trauen, den Dinkelreis zu probieren. Denn aus Erfahrung weiß sie: „Wer einmal probiert, ist von dem Produkt überzeugt.“
Damit haben beide auch ihren ersten gemeinsamen
Entwicklungsschritt für den Hof getan. Sebastian findet Gefallen an
ausgefallenen Ackerfrüchten: Derzeit experimentiert er mit Beluga-Linsen und
ist sehr zufrieden mit der ersten Ernte. Bei vielem unterstützen die vorhanden
Geräte, und Sebastian ist froh, nun zusammen mit Rita eine Perspektive zu haben,
wie sie den Hof in Ehren halten und achtsam weiterentwickeln können.
Schöne Eindrücke und Rezepte finden sich auch auf der Homepage vom Biohof Hecht oder ihrem Instagram!
