Genuss und Vielfalt aus der Region
Die Veranstaltung, an der rund 40 Experten aus Politik, Wirtschaft und Fachwelt teilnahmen, gab spannende Einblicke in die erfolgreiche Wiederbelebung von „Babenhauser Rotvesen“ (Dinkel) und „Allgäuer Land“ (Weizen), zwei historischen Regionalsorten, die nun wieder auf Allgäuer Feldern wachsen. Bio-Landwirt Michael Königsberger aus Westerheim, der 12018 mit der ersten Aussaat begann, erzählte begeistert von den ersten Mühen und Erfolgen: „Damals hatten wir nur eine Handvoll Körner. Heute bauen wir die Sorten auf 4 Hektar an.“ Gemahlen wird das Getreide in der traditionsreichen Donath-Mühle in Bad Wörishofen und in der Rapunzel Backstube in Legau zu Backwaren verarbeitet. „Die Kunst liegt in der handwerklichen Verarbeitung – jeder Teig erfordert eine individuelle Herangehensweise, denn jede Ernte bringt ihre eigenen, einzigartigen Eigenschaften mit“, erklärt der Bäcker Nigel Siedel. „Die alten Sorten haben nicht nur sehr gute Backeigenschaften, sondern auch einen besonderen nussigen Geschmack“, berichtet er. Ein Geschmack, von dem sich die Teilnehmer gleich vor Ort überzeugen konnten: Von Vollkornbrot über Seelen bis hin zu Franzbrötchen, war die Vielfalt an Backwaren groß.
Tradition trifft Zukunft
In den letzten 100 Jahren ist die Sortenvielfalt bei Nutzpflanzen in Bayern stark zurückgegangen. Daher erhielt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) vor zehn Jahren den Auftrag, einheimische Nutztierrassen und Kulturpflanzen langfristig zu sichern. Dr. Klaus Fleißner von der LfL betont, dass vor allem die alten, so genannten Landsorten, die über Jahrhunderte in Bayern angebaut wurden, ein großes genetisches Potenzial bergen. Ihre Anpassungsfähigkeit an klimatische Veränderungen macht sie auch für die moderne Züchtung wertvoll und stärkt nicht nur die Biodiversität, sondern schlägt auch eine Brücke zwischen Tradition und Zukunft. Gleichzeitig tragen sie zur biologischen Vielfalt bei und sind ein wertvolles Kulturgut.
So werden Allgäuer Landsorten bekannt
Rebecca Petschke, Managerin der Öko-Modellregion gab den Startschuss für die neue Website www.allgaeuer-landsorten.de. Diese bietet Einblicke in die Geschichte und den Anbau alter Getreidesorten, Informationen zu Verkaufsstellen und bietet Transparenz über den gesamten Produktionsprozess. Ein Paradebeispiel für die enge Zusammenarbeit von Landwirten, Müller und Bäckern, die gemeinsam dafür sorgen, dass die wertvollen alten Sorten nicht nur erhalten bleiben, sondern auch wieder in der Region Fuß fassen.
Ergänzend wurden Flyer und Etiketten entwickelt, die den Verbrauchern die Geschichte und den Wert dieser regionalen Produkte näher bringen und den positiven Beitrag für Mensch und Umwelt verdeutlichen. „Ich hoffe, dass Produkte aus Allgäuer Landsorten bald wieder fester Bestandteil des Alltags werden“, so Rebecca Petschke abschließend.