Um ein regionales Lebensmittel zu erhalten, braucht es meist viel mehr als einen Bauern und eine*n Verkäufer*in. Vielmehr benötigt man regionale Wertschöpfungsketten von der Erzeugung, über die Aufbereitung und Lagerung der Rohstoffe, sowie die Weiterverarbeitung zu verschiedenen Produkten bis hin zum Verkauf. Nur die wenigsten Lebensmittel, wie zum Beispiel Saisongemüse oder Beerenobst, gelangen auf direkten Weg vom Acker auf den Marktstand.
Früher prägten die Bauernhöfe das Landschaftsbild einer Region aber in den letzten Jahrzehnten ist die Erzeugung von Lebensmitteln immer mehr aus dem Blickfeld gerückt und so auch aus dem Bewusstsein der Gesellschaft. Kleine Höfe im Ortskern oder am Ortsrand wurden häufig aufgegeben und weiterverarbeitende Strukturen zentralisiert und oft siedlungsfern ausgelagert. Leider ist dadurch selbst im ländlichen Raum, das Grundverständnis und die Akzeptanz für die Lebensmittelproduktion zum großen Teil verloren gegangen. Auch haben die wenigsten von uns den Platz, die Zeit oder auch die Muse selber einen Gemüsegarten anzulegen oder Nutztiere zu halten und so regelmäßig selber die Erfahrung zu machen, wie aufwändig es ist.
So entstehen häufig paradoxe Situationen: Wir sind auf dem Heimweg von der Arbeit von dem Traktor vor uns auf der Straße genervt, obwohl der Bauer vielleicht gerade auf den Acker fährt, um die Kartoffeln zu legen, welche wir im Herbst auf unserem Teller haben wollen. Fleisch, von artgerecht gehaltenen Tieren aus der Region, ohne lange Transportwege zum Schlachthof wünschen sich viele, aber nicht unbedingt trampelnde, muhende Kühe in der Nachbarschaft. Handwerklich hergestelltes, frisches Brot vom Bäcker um die Ecke wissen sehr viele Leute zu schätzen, aber was hilft dies, wenn das Getreide aus der Region ewig weit zum nächsten Lager gefahren wird und dann noch weiter zu den Mühlen, um dann als Mehl irgendwo, nur meist nicht in der Herkunftsregion zu landen?
Wenn man in den Genuss von Lebensmitteln aus der Region kommen möchte, braucht man Strukturen, die vielleicht nicht sofort in unser modernes, in vieler Hinsicht verzerrtes Bild eines ländlichen Idylls passen. Wir sollten den Stall am Ortsrand, Gewächshäuser für Gemüse, Lagerhallen für Feldfrüchte, verarbeitende Betriebe wie Mühlen oder Schlachthöfe wieder in unserem Umfeld zulassen und uns bewusst für Lebensmittel aus der Region entscheiden. Denn durch eine Vernetzung mit regionalen Erzeuger*innen und verarbeitenden Betrieben, können wir uns nicht nur einfacher für bestimmte Produktionsweisen und Produkte entscheiden, wir könnten auch direkten Einfluss auf die Landschaft nehmen, welche uns umgibt. So können unsere Kinder Kühe, Schafe oder Hühner auf der Weide und im Stall erleben und nicht nur im Streichelzoo. Wir können uns Vorort anschauen, wie Getreide gedroschen, Brot gebacken, Bier gebraut wird und müssen dies nicht von der Sendung mit der Maus lernen.
Das Projektmanagement der Öko-Modellregion Landkreis Neumarkt i.d.OPf. organisiert nicht nur gerne Exkursionen oder Informationsveranstaltungen um das Thema ökologisch erzeugte, regionale Lebensmittel in das Bewusstsein der Menschen zu rücken, sondern unterstützt auch aktiv den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten.