Denkt Willi an seine Kindheit, hat er einen kleinen Vielfaltshof in Erinnerung: Vier Kühe, ein paar Hühner und Schweine. Auf sieben Hektar wächst Getreide und dazu die Obstbäume, vor allem Kirschbäume. Er denkt an die reifen Kirschen und die Mischung aus Respekt, ein bisschen Adrenalin und Vorfreude, bevor es hinauf geht in die Baumkrone. „Als Kind schienen mir diese Bäume riesig. Dann, weit oben in den hohen Kirschbäumen wurde gepflückt. Und genascht, bis der Bauch weh tat.“ Die geernteten Kirschen landeten in geflochtenen Körben, das tun sie am Hof der Schmidts bis heute. Unter den Bäumen war damals keine Wiese. Darunter wurde Getreide angebaut, um auch wirklich jeden Zentimeter gut zu nutzen. Erst später hat man einen Streifen entlang der Bäume mit Gras eingesät. Heute ist alles eine grüne Wiese. „Im Rückblick war das eine Art Agroforst, die wir damals betrieben haben. Bei uns gab es den Spruch: nach oben kostet das Land nichts. Aber alles half damals nichts. Mir war immer klar, ich werde den Hof zwar übernehmen, aber bedauerlicherweise nicht mehr von ihm leben können. Also habe ich schweren Herzens einen anderen Beruf gelernt.“
Willibald wird Industriemeister und Maschinenbautechniker und findet Arbeit in der Kleidungsbranche, die damals in der Fränkischen Schweiz noch Bedeutung hatte. Doch die Nähereien waren leider dem Niedergang geweiht. Er hatte Glück und kam bei einem Kosmetiktaschenhersteller unter. „Ich wusste damals instinktiv, dass auch diese Produktion in Deutschland keine langfristigen Aussichten mehr hat.“ So hat er sich entschlossen, den Hof mit 48 Jahren wieder zu entwickeln. Zehn Jahre sollte es dauern, bis auch das Unternehmen seine Pforten schloss. Doch für Willi und seine Frau Irmgard war das genug Zeit, ihren Hof vom Nebenerwerb in den Vollerwerb zu bringen. Nebenberuflich bedeutete das für beide einen hohen Einsatz und den weitgehenden Verzicht auf Freizeit.
Der erste Schritt war die Vergrößerung der Obstflächen. Willibald hatte das Glück, dass in der Gegend ein Graf im Zuge der Flurbereinigung seine Obstflächen verpachten wollte. Er bekam erst die eine und dann auch die zweite Fläche. Auf 1,6 Hektar wachsen Sorten, die man gut verkaufen kann, Elstar, Boskoop und Sommerregent. Die zweite Fläche mit 0,8 Hektar war mit Sorten bepflanzt, die gut zu mosten waren. Mit viel Einsatz und der Bereitschaft, Streuobstbestände anderer Höfe zu übernehmen und auch Neupflanzungen zu wagen, bewirtschaftet das Familienunternehmen mittlerweile rund 25 Hektar Obstflächen. 1995 stellte die Familie den Hof auf ökologischen Landbau um. Die Erzeugung gesunder und ökologischer Lebensmittel liegt allen sehr am Herzen. Sie möchten den nachkommenden Generationen eine intakte Umwelt hinterlassen.
Auf den Ertragsflächen gedeiht heute eine große Vielfalt an sonnengereiften Äpfeln, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Birnen, Quitten und Walnüsse. Besondere Spezialitäten sind der Bio-Apfelsaft sowie Edelbrände, die aus den eigenen, biologisch erzeugten Früchten hergestellt werden. Dazu werden süße und herbe Cidre und ein Apfel-Schaumwein erzeugt. Ganz neu im Programm sind auch alkoholfreie Seccos in den Sorten Apfel, Apfel-Birne und Apfel-Quitte.
Frisches Bio-Obst geht an den Bio-Fachhandel und wird ab Hof
verkauft. Die Kirschen sind sehr arbeitsintensiv. Sie werden per Hand gepflückt
und dann auf einem Band nach Größe sortiert.
"Der Essigfliege entkommen wir durch ein frühes Erntefenster. Auf diese Art kontrollieren
wir unsere Schädlinge“, erklärt Willi.
Es war schon immer klar, dass Sohn Jochen früher oder später den Hof übernehmen wird. Er hat mehr Glück als der Vater. Denn Willibald und Irmgard war es durch die Weitsicht und die Zähigkeit gelungen, einen Vollerwerbsbetrieb zu entwickeln. Der Hof bietet dem Sohn nun von Anfang an eine gute Basis, auf der er aufbauen kann. Er selbst hat wie der Vater zuerst Mechatroniker gelernt. Auf einem Demeter Obstbetrieb am Bodensee und später im berühmten Alten Land bei Hamburg absolvierte er den zweiten Beruf zum Gärtner in Fachrichtung Obstbau. Mittlerweile hat er neben all diesen Eindrücken von anderen Betrieben auch die Meisterprüfung und ist bestens ausgebildet, den Betrieb der Eltern erfolgreich weiterzuführen.
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