Angefangen hat alles als Getreidelager für den eigenen Bio-Betrieb zuhause bei Sebastian Ott, bei dem andere Betriebe nach Lagermöglichkeiten angefragt haben. Die Nachfrage stieg immer weiter und so entschied er sich mit seinem ehemaligen Auszubildenden und heutigem Geschäftspartner Maximilian Forchler das Lager der ehemaligen Porzellanfabrik Winterling in Kirchenlamitz zu übernehmen und in ein bio-zertifiziertes Getreidelager umzubauen. Während sie anfangs noch in der Vermarktung tätig waren, sind sie inzwischen "nur noch" Dienstleister und die Vermarktungsgesellschaft BioBauern mbH aus Pöttmes gehört zu ihren größten Kunden. Fünf Mitarbeiter in 1,5 Schichten betreuen das Lager.
Bei einer Führung durch das mehrstöckige Getreidelager konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion ein Bild davon machen, was es bedeutet ein Getreidelager zu betreiben.
Von der Anlieferung zur verpackten Ware
Bei der Betriebsführung folgten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Weg des Getreides durchs Lager. Wenn eine Lieferung kommt, wird zuerst gewogen und eine Probe entnommen. Diese wird analysiert und deren Qualität bestimmt. Neben dem Einsatz verschiedener Maschinen ist dies auch immer noch Handarbeit, z.B. beim Zählen des Besatzs mit Wicken. Im Anschluss daran wird das Getreide abgekippt und fließt in die Gosse. Ab hier wird das Getreide über Förderbände durchs Lager "geschleust". Je nach Zustand der Partie werden verschiedene Trocknungs- und Reinigungsverfahren, wie Sieb- und Tischausleser oder Trieur, angewandt. Auch eine Reinigung bei Käferbefall mittels Co2-Entwesung ist im Lager von sonatur möglich.
Über vier Stockwerke hinweg konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Entspelzung von Dinkel verfolgen, in einer neuen Anlage, die die Geschäftspartner selbst konzipiert haben.
Viel Know-how und Erfahrung nötig
In der anschließenden Diskussion waren sich alle einig, dass ein solch professionelles Lager neben dem entsprechenden Kapital auch jemanden braucht, der über das entsprechende Fachwissen verfügt. Getreide zu lagern, ist komplizierter und aufwändiger als man als Laie vermuten würde. Da sich bis heute kein Landwirt oder Unternehmer gefunden hat, der ein solches Lager in der Fränkischen Schweiz umsetzen würde, ist deutlich geworden, dass über Alternativen nachgedacht werden muss: Können Kooperationen zwischen Landwirten ein erster Ansatzpunkt sein, um Transporte zu vereinfachen? Welche Anforderungen bestehen an Zwischenlager, die mit größeren Lagern zusammenarbeiten? In wie weit können mobile Geräte für Reinigung und Trocknung eine sinnvolle Ergänzung sein?
Diese Fragen sollen in Zukunft mit den Bio-Landwirtinnen in der Fränkischen Schweiz diskutiert werden, um sinnvolle und realisierbare Lösungen für die Region zu finden.