Der erste Teil des Abends wurde von Agrarökonom & MdB Karl Bär gestaltet. Unter dem Titel "Angriff auf die Gentechnikfreiheit" erklärte er in seinem Vortrag den Unterschied zwischen alter und neuer grüner Gentechnik. Er klärte über die Versprechen der Industrie auf, die sich bereits in anderen Ländern, wie Kanada und Brasilien als falsch herausgestellt haben. So konnte er mit Daten hinterlegen, dass sich beim Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut wider Erwarten der Pestizideinsatz erhöht, Abhängigkeiten von großen Pestizid- und Saatgutherstellern geschaffen werden und Erträge sich sogar verringern. Vor allem ein Argument entlarvte er als unwahr: Dass sich durch Gentechnik der Hunger auf der Welt bekämpfen ließe. Auslöser für Hunger wären nämlich vor allem soziale Aspekte, wie ungerechte Verteilung, schlechte Bildung und Armut. Diese Behauptung ist jedoch bereits seit Beginn des Einsatzes von Gentechnik ein Argument der großen Agrarkonzerne, die u.a. mit Patenten auf diese Herstellungsverfahren hohe Gewinne erzielen. Neue Entwicklungen im Bereich der Gentechnikforschung in Verbindung mit intensiver Lobbyarbeit der Industrie bringen Bewegung in die Landwirtschaft und Lebensmittelbranche. Vor allem die Kombination mit künstlicher Intelligenz mache das neue, sogenannte CRISPR/Cas Verfahren sehr machtvoll. So können tiefgreifende Veränderungen an der Erbsubstanz in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit vorgenommen werden. Jedoch spricht sich Bär nicht generell gegen Gentechnik aus, sondern betont, dass es ihm um die Überwachung, Kennzeichnung und Regulierung der Technologie geht.
Die in der EU aktuell geltenden Regulierungen sollen nämlich, laut jüngsten Informationen, nun aufgelockert werden. So soll beispielsweise die Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel aufgehoben werden. Dies würde z.B. dazu führen, dass Verbraucher nicht mehr auf Gentechnik in Lebensmitteln hingewiesen würden und dass gentechnikfreie Landkreise, wie es der Landkreis Rosenheim ist, nicht mehr existieren könnten. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich über die Risiken der neuen Gentechnik zu informieren und sich für die Regulierung dieser mächtigen Technik einzusetzen.
Nach kurzer Pause wurde der Film „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ gezeigt. Vandana Shivasetzt sich seit vielen Jahren für Klimaschutz, Gentechnikfreiheit und kleinstrukturierte Landwirtschaft ein und ist Trägerin des Alternativen Nobelpreises. Der Film handelt von Shivas Leben und ihrem Aktivismus. „Nahrung ist eine Waffe. Wer Waffen verkauft, kontrolliert Armeen. Wer Nahrung kontrolliert, kontrolliert die Gesellschaft. Aber wer Saatgut kontrolliert, kontrolliert das Leben auf der Erde.“ So lautet ein Zitat aus dem Film. Dies zeigt die Macht der Agrarkonzerne, IT- und Chemiegiganten, die durch Neue Gentechnik und Patente auf in der Natur existierende Gensequenzen ihren Einfluss und ihre Gewinne ausbauen möchten. Damit zeigen der Film sowie Bär‘s Vortrag die Bedeutung der Ernährungssouveränität und wie wichtig es ist, die regionale Landwirtschaft und das regionale Lebensmittelhandwerk zu fördern.
Die Landlmühle ist eine Blaupause für einen kollaborativen Netzwerkansatz, ein Zukunftsdorf, das lokale und nachhaltige Akteure zusammenbringt. Aus diesem Grund fand die Veranstaltung dort in Kooperation mit dem AELF Rosenheim, der Solawi Landlmühle, der Marktschwärmerei, dem Kulturklub Rosenheim, Pink Deli und Alpentrunk statt. Letztere zwei versorgten die Gäste mit selbstgemachtem Popcorn, Essen und Cocktails.
Die ÖMR bedankt sich bei allen Beteiligten für die gelungene Zusammenarbeit.