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Biolandhof Schreiter - Siegbert Schreiter

In der Ruhe liegt die Kraft – und der Erfolg!

Siegbert Schreiter mit Hühnern
Siegbert Schreiter - Biolandhof Schreiter
© Daniel Delang

Vor zwölf Jahren hat Siegbert sich für das Gelbvieh entschieden, weil es für ihn naheliegend war, diese in Franken heimische Rasse zu halten. Das Gelbvieh steht auf der Roten Liste und ist seit 2018 Arche-Passagier bei Slow Food. Die Rasse ist wirtschaftlich nicht so leistungsstark, dafür schätzt Siegbert viele andere Eigenschaften der Tiere – sie sind zum Beispiel ruhig und auch ein bisschen stur. Wie auch die Leute hier in der Gegend, sagt man. Die Kühe haben außerdem einen ausgeprägten Mutterinstinkt. Wenn sie frisch gekalbt haben, ist es manchmal etwas schwierig, die jungen Mütter zurück in die Herde zu bringen, weil sie die Kleinen beschützen. Die Mutterkühe kalben leicht und brauchen deshalb selten einen Tierarzt. Siegbert hält nur etwas mehr als 50 Tiere. Sie werden sehr extensiv gefüttert – nur mit Heu und Gras – und leben etwa drei Jahre am Hof, bevor sie geschlachtet werden. Diese relativ lange Lebenszeit führt zu einer sehr guten Marmorierung des Fleisches. Diese wiederum ist eine wichtige Voraussetzung für hochwertige Produkte und den guten Geschmack. Nur etwa drei Tiere pro Jahr vermarktet er direkt über seinen Hofladen, der größte Teil geht an die nahe gelegene Bio-Metzgerei Hein. Die Heins sind überzeugte und traditionsbewusste Biometzger-Pioniere und wählen die Tiere sehr sorgfältig aus. Tierwohl ist für Siegbert ein hohes Gut, und so ist er froh, mit den Heins eine Metzgerei mit kurzen Wegen, würdevoller Schlachtung und hohem Qualitätsanspruch gefunden zu haben.

 

Von seinen Eltern hat Siegbert den Hof im unterfränkischen Laufach bei Aschaffenburg im Jahr 1985 übernommen und 1996 dann auf Nebenerwerb umgestellt, weil es sich wirtschaftlich einfach nicht trug. Wenn er erzählt, wie er zum ökologischen Landbau gekommen ist, lächelt er. „Ich war noch einer von den Spinnern.“ Seit 1991 ist er bereits ein Bioland-Betrieb. Seine Motivation war purer Idealismus, er konnte sich mit der Chemie nicht anfreunden und wollte damit aufhören. Siegbert kommt ins Nachdenken und merkt: Das ist eigentlich die Art von Landwirtschaft, wie sie früher betrieben wurde. Das geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er stellt, wie viele damals, relativ schnell und unüberlegt um und erlebt als Pionier viele Rückschläge. Nach der Umstellung auf Bio hat er die Milch noch relativ lange an eine konventionelle Molkerei verkauft und auch nur den konventionellen Preis bekommen, weil es damals überhaupt keine Vermarktungsstrukturen gab. Die Pioniere waren mit ihren Produkten erst einmal allein und mussten sich eigene Absatzwege aufbauen oder an konventionelle Abnehmer verkaufen. Später gab er die Milchwirtschaft auf und stellte auf Mutterkuhhaltung um, das Milchvieh war zu aufwendig.

 

Bis heute ist er mit seiner Entscheidung zufrieden. Zusätzlich zur Mutterkuhherde baut er Getreide an und hält seit 2013 Hühner, aktuell 650 Legehennen in drei Mobilställen. Über die Jahre hat er eine kleine Direktvermarktung mit Freilandeiern und kleinem Hofladen aufgebaut. 80 Prozent der Eier werden direkt im Hofladen verkauft, zusammen mit Nudeln und Rindfleischpaketen. Der Rest der Eier geht an den Naturkostladen Paradieschen und Adam Fairkaufen in Aschaffenburg. Um den Kreislauf zu schließen werden die Althennen in Bad Hersfeld auf dem Geflügelhof Schäfer zu Geflügelwurstwaren und Suppenhühnern verarbeitet und  anschließend über den Hofladen verkauft.

Inzwischen arbeitet Siegbert halbtags auf dem Hof. Es geht ihm auch um eine gute Work-Life-Balance, und das merkt man, ein guter Nebeneffekt der Mutterkuhhaltung. Denn der Kontakt mit der Herde tut auch dem Menschen gut. Die Ruhe und Verbundenheit der Tiere färben ab, und wirken beruhigend aufs Gemüt. Siegbert findet: Er hat den idealen Betrieb für sich entwickelt.



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