An einem Strang ziehen - stellv. Landrat Josef Demar ruft zum gemeinsamen Handeln auf
„Wasser ist eine unserer kostbarsten Ressourcen und gerade hier in Rhön-Grabfeld spüren wir die Folgen des Klimawandels deutlich“, betonte Svenja Arbes, Projektmanagerin der Öko-Modellregion, bei ihrer Begrüßung. Insbesondere das Grabfeld sei eine der trockensten Regionen in ganz Unterfranken. Deshalb müssen wir jetzt gemeinsam handeln!
Stellvertretender Landrat Josef Demar freute sich über das Interesse der Anwesenden, lobte ihr Engagement, übte in seinem Grußwort aber auch Kritik aus: „Dass einige Bürgermeisterinnen und Bürgermeister heute fehlen, ist enttäuschend!“ Das Thema gehe alle an und wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen – Kommunen, Behörden, Land- und Forstwirtschaft, Bürgerinnen und Bürger.
Der Grundwasserspiegel in Unterfranken sinkt
Dr. Jens Habenstein von der Regierung Unterfranken gab einen Überblick über aktuelle Daten im Regierungsbezirk. Der Trend zeige deutlich, dass die Temperaturen im Jahresmittel steigen. Seit den 1960er Jahren bis heute gäbe es im Jahr durchschnittlich 10 Hitzetage (wärmer als 30°C) mehr, dafür rund 25 Frosttage (kälter als 0°C) weniger. Gleichzeitig sinke die Grundwasserneubildung – seit 2003 mit einem Gesamtdefizit von 220mm. Ohne aktive Maßnahmen sei es schwierig, das weitere Absinken des Grundwasserspiegels aufzuhalten, so Habenstein.
Was können wir tun?
Im Anschluss präsentierte deshalb Felix Schmitt, erfahrener Agraringenieur, Lösungsansätze für eine natürliche Wasserspeicherung und angepasste Landnutzung. Auch hier wurde deutlich: Wir müssen alle aktiv werden – und zwar jetzt und nicht erst im Katastrophenfall!
Ein wichtiger Schritt - sowohl auf kommunaler Ebene als auch privat - sei es, versiegelte Oberflächen zu vermeiden. „Wir müssen Entsiegeln, was nicht versiegelt sein muss.“, so Schmitt. Denn der Bodenwasserspeicher sei fast immer groß genug, das Wasser komme aber nicht schnell genug in den Boden.
In der Landwirtschaft brauche es unter anderem Zwischenfrüchte. Eine Pflanzendecke lege Nährstoffe fest, bremse Regen, aktiviere das Bodenleben und stabilisiere den Boden. Außerdem hob Schmitt die Wirkung von Gräben, kleinen Bächen und Dämmen zur Versickerung hervor, die von Kommunen, Forst- und Landwirtschaft bedacht werden sollte. Jeder Halm und jeder Busch würden helfen, Wasser beim Abfluss zu bremsen.
Bebaute Flächen und Dächer strahlen noch mehr Hitze ab, als durch die unmittelbare Sonneneinstrahlung entstehe und wie ein Pizzaofen heizen diese nachts nochmal nach. Die Folge: Der Wasserverbrauch steigt, es kann nicht in den Boden versickern. Dem entgegen wirken zum Beispiel Dach- und Fassadenbegrünungen, die Wasser speichern und für eine kühlere Umgebung sorgen.
Schmitt motivierte die Anwesenden, aktiv zu werden – mit der Aussicht auf mehr Lebensqualität, auch bei „schlechtem“ Wetter.
Was sagen die Menschen in Rhön-Grabfeld?
Die Zuhörenden zeigten sich interessiert und brachten sich in der anschließenden Diskussion zur konkreten Umsetzung in der Region rege ein. Letztendlich stand die Überlegung im Raum, ob wir es mit entsprechenden Maßnahmen schaffen können, einen Wiederanstieg des Grundwassers zu erzielen. Eindeutig zu beantworten ist dies nicht. Klar ist jedoch, dass es nur gemeinsam geht und wir zumindest ein weiteres Absinken verhindern müssen.
Nach den zahlreichen Fragen aus dem Publikum gehörte die Bühne Akteuren aus der Region.
Johannes Föhr, Umsetzungsbegleiter der ILE Streutalallianz, stellte das Projekt „Schwammregion“ vor. Ein Zusammenschluss aus NES-Allianz, Allianz Fränkischer Grabfeldgau und Streutalallianz hatte sich bei einem Aktionsprogramm des Bayerischen Staatsministeriums beworben und wurde als eine von zehn Gemeindeverbünden in Bayern ausgewählt. Die Region Streu-Saale erhält nun finanzielle und fachliche Unterstützung vom Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken und stellt deshalb ab Sommer einen Projetmanager / eine Projektmanagerin ein, die Ansprechperson für alle Themen rund um die „Schwammregion“ sein wird.
Lisa Knur vom Biosphärenreservat Rhön arbeitet am Thema Klimawandel und Anpassung an seine Folgen. In diesem Zuge ist auch sie im Rahmen von Veranstaltungen und Projekten zum Thema Wasserrückhalt aktiv.
Norbert Dietzel stellte die Initiative Was(s)erleben vor, die das Thema Wasser in diesem Jahr mit verschiedenen Aktionen bespielt und mit dem „Jahr des Wassers 2025“ im Grabfeld kooperiert. Im Rahmen dessen können regionale Akteure Veranstaltungen anbieten und bewerben – Kunst und Kultur, Aktionen für Familien, fachliche Vorträge und vieles mehr.
Zum Schluss stellte sich das Organisations-Team des Abends – Helmut Bär (BUND), Christof Helfrich (Energieinitiative), Svenja Arbes (Öko-Modellregion) und Michael Diestel (BBV) – kurz vor.
Helmut Bär, Kreisgruppenvorsitzender des BUND Naturschutz, warb in seinem Statement für den Biber als natürlichen Partner bei der Schaffung einer Schwammlandschaft. Durch seine Dämme schaffe er Wasserrückhalt in der Fläche, was in unserer Trockenregion besonders wichtig sei. Und seine Bauwerke würden kleineres und mittleres Hochwasser regulieren. Mit gutem Willen könnten die unerwünschten Tätigkeiten des Bibers meistens geregelt werden.
Eines der Ziele der Öko-Modellregion sei die Stärkung des Öko-Landbaus in der Region, was auch zum Wasserrückhalt in Rhön-Grabfeld beitrage, so Svenja Abes. Denn beispielsweise der Aufbau eines lebendigen, gesunden Bodens, der Wasser aufnehmen kann, sowie die Bodenbedeckung durch Zwischenfrüchte seien wichtige Bestandteile der Bio-Landwirtschaft.
Michael Diestel, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands, appellierte zum Schluss: Wir können nicht darauf warten, dass andere etwas tun, sondern wir müssen jetzt aktiv werden - hier in Rhön-Grabfeld!
Sie haben den Vortrag verpasst? Weitere Veranstaltungen zum Thema gibt’s im Rahmen des „Jahr des Wassers 2025“. Zum Veranstaltungskalender: https://jahrdeswassers2025.de/