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Oamahof - Ade Hörl

Selbstbewusst für kleine Kreisläufe in der Region

Ade Hörl steht bei herrlichem Sonnenschein inmitten eines Rapsfeldes und hält lächelnd eine Flasche Rapsöl in die Kamera.
Ade Hörl
© Daniel Delang / Öko-Modellregionen Bayern

„Ich bin mit Ökolandbau aufgewachsen, kenne also gar nichts anderes und möchte auch nichts anderes“, erklärt Ade. Der Hof ist ein Ackerbaubetrieb, ca. 40 Hektar Acker und 12 ha Wald. Am Hof gibt es eine Saisonschweinehaltung mit 19 Tieren, die ausschließlich mit hofeigenen Futtermitteln gefüttert werden. Darunter fallen die aussortierten Kartoffeln, die gedämpft verfüttert werden genauso wie das Siebgetreide, das bei der Saatgutaufbereitung abfällt. Ab 2024 wird sogar das eigene Soja aufbereitet, um es als Aminosäuren- und Eiweißfuttermittel nutzen zu können. Die Schweine werden ab Hof als Hälften und ganze Tiere verkauft. Der Metzger schlachtet und zerlegt die Tiere wunschgemäß nach den Ansprüchen der Kunden.

Ade hatte direkt an den Hof angrenzend einen großen Acker mit 16 Hektar. Viele wären darüber sehr froh – er aber nicht. Da es weder für die Fruchtfolgegestaltung noch für die Biodiversität besonders günstig ist, teilte er diesen Acker in 3 Feldstücke auf. Als Trennstreifen zwischen den Ackerschlägen begann er mit Agroforst zu experimentieren. Als Streifen dienen nun Baumalleen, die mit Obstbäumen ausgepflanzt wurden. Bei den im Abstand von 15m gepflanzten Bäumen gibt es eine Vielfalt von Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen, Süß- und Sauerkirschen, Walnüsse und sogar Pekannüsse, die man von Texas in den USA kennt. Zwischen den Bäumen wächst Gras, das nur einmal jährlich gemäht wird und so als Rückzugsort für Insekten und Kleintiere dient. Für die anfallenden Früchte plant Ade verschiedene Nutzungen. Vom Saft pressen über die ab Hof Vermarktung von Frischobst bis hin zur Verarbeitung zu Edelbränden in einer nahegelegenen Brennerei gibt es schon viele Ideen.

Der Kartoffelanbau auf dem Oamahof ist ein weiteres Standbein der Direktvermarktung. Früh- und Lagerkartoffeln werden sortiert und abgepackt ab Hof verkauft, aber auch an Läden und Supermärkte in der Region geliefert. „Größtes Augenmerk bei der Sortenwahl wird auf den Geschmack gelegt, nicht auf Ertrag oder Optik. Hier heben wir uns von den anderen Kartoffelbauern ab“ sagt Ade stolz.

Ade ist gut eingebunden und vernetzt in der Region und das Miteinander macht ihm sichtlich Spaß. So auch bei seiner Spezialkultur, dem Raps. Hier hat er sich schon mehrere Kooperationen gesucht. So wird das Öl, das er pressen und abfüllen lässt, seit kurzem von einer neuen Heumilch-Käserei im Nachbardorf Johannesbrunn für in Kräuteröl eingelegte Käsewürfel verwendet. Auch zwei Bio Großküchen sowie die Kundschaft in regionalen Läden und Märkten konnte er bereits überzeugen.

Mit dem biologisch angebauten Raps hat Ade eine echte Besonderheit am Hof. „Im Frühling freuen wir uns über das gelbe Leuchten. Doch der Raps hat viele Schädlinge, die ihm zu schaffen machen, weshalb er in Bioqualität selten zu bekommen ist.“ Rapsglanzkäfer, Rapsstängelrüssler, Kohltriebrüssler, Schnecken und der gemeine Erdfloh, den viele Hobbygärtner in den trockenen Frühlingsmonaten der vergangenen Jahre kennenlernen mussten, sind die Spezies, die am häufigsten und in „schöner Regelmäßigkeit“ vorkommen. Doch Ade versucht sie auszutricksen.

Wie er das schafft? „Ich versuche einfach, bei jedem Entwicklungsstadium früher dran zu sein als die Schädlinge, dann schlupf ich meistens durch“ sagt er mit einem Augenzwinkern. „Mit einem breiten Reihenabstand von 55 cm und einem sehr engen Abstand in den Reihen kann ich gut hacken und verhindere Unkraut. Und vor dem Raps kommen immer die Ackerbohnen. Dann ist der Boden entsprechend nährstoffreich und gut gelockert.“ Wobei er sich bei der Fruchtfolge nicht festlegen möchte. „Ich bau an, was der Boden gerade braucht.“ Er ist mit seinen Anbaumethoden so erfolgreich, dass er bei den Kulturen Ackerbohne, Soja und Weizen Saatgutvermehrung betreibt. Hier zeigt sich wieder das souveräne Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Ökolandbau. Sein wichtigstes Anliegen für die Zukunft der Region ist das Vernetzen der Erzeuger und der Verkauf der Produkte beim Verbraucher in der Region – egal ob bio oder konventionell, wie er betont.

Kontakt:
Oamahof - Biohof Hörl
Ay 1
84175 Gerzen
Oama Hof - Nachhaltiger Biolandbau seit 1992
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