Nun, die Gastwirtschaft gibt es leider schon lange nicht mehr. Zu viele „Baustellen“ gab es auf dem Hof: den landwirtschaftlichen Betrieb mit arbeitsintensiver Milchviehhaltung und Rindermast, die Ferienwohnungen, die hofeigene Metzgerei. Dazu noch die vier Kinder, den Josef, die Martina, die Julia und den Franz, die auch versorgt werden wollten. Das wurde Josef und Mechtild zu viel. Die Wirtschaft wurde aufgegeben.
Wir sitzen heute bei Sonnenschein im Garten vor dem Wohnhaus. Uns gegenüber sitzt der Seniorchef Sepp und sein jüngstes Kind, der Franz, der sich anschickt, den Hof seiner Eltern zu übernehmen. Was für ein schönes Bild: der nach außen hin eher ruhige Vater und der Sohn, der vor Ideen gerade so sprudelt. Gegenwart und Zukunft vereint als gutes Team.
Es war lange nicht absehbar, dass Franz den Hof weiterbewirtschaften würde. Ebenso wie seine drei Geschwister hat er sich zunächst beruflich anders orientiert. Er hat Kaminkehrer gelernt, schnell aber gemerkt, dass dies nichts für ihn ist. Dann kam für ihn die gedankliche Wende. Er hat ökologische Landwirtschaft in Kassel-Witzenhausen studiert.
Danach kam Franz heim. Heim nach Huttenstätt, auf den kleinstrukturierten Betrieb der Eltern aber eben mit der enormen Energie was zu schaffen. Nicht nur, dass er sein Studium in fünf Semestern durchgezogen hat. Auch dass er nur vier Wochen nach dem Wiedereinzug daheim den Hofladen baute, zeigt, dass es richtig war, sich für den eigenen Betrieb und gegen das Büro oder die Projektarbeit in der internationalen Zusammenarbeit zu entscheiden. „Das war im Rückblick vielleicht alles etwas übertrieben und schnell, aber wir hatten einfach alle das Gefühl – jetzt oder nie!“
Und in der selben Geschwindigkeit ging es dann auch weiter: Der Garser Bauernmarkt wurde gegründet, erste Lieferungen zum FoodHub München waren erfolgreich, zwei weitere Märkte hatten mit den Eisgrubers endlich einen Bio-Metzger, Gastros und Kantinen wurden versorgt, vielen Kindern der Ökolandbau gezeigt und die Milchleistung der Kühe durch Haltung, Züchtung und Management verdoppelt.
„Du hältst schon viel mit mir aus!“ sagt Franz zu seinem Papa. Das Gefühl, dass die beiden sich sehr nahestehen und sich gegenseitig mit voller Kraft unterstützen, trügt an diesem Nachmittag im Garten nicht. Über die gemeinsame Zeit in der Metzgerei und hin zu den perfekten Produkten sagt Franz: „Ich habe dich wirklich oft geärgert: so habe ich mir die Weißwurst einfach nicht vorgestellt. Und da war dann auch ein Reiz da: wir wollten es richtig gut machen. Zu zweit geht das! Mit Ehrgeiz, Ambitionen und dem Blick drauf, was wollen die Verbraucher*innen?“ Und auch Josef bestätigt mit einem Grinsen, dass sie ihre Produkte nun genauso haben, wie sie es immer wollten. Es sollte nicht nur Bio sein, sondern perfekt. Er ergänzt: „Wir stehen gerne in der Metzgerei und tüfteln aus, was am besten schmeckt. Von Leberkas, über Aufschnitt und Salami, bis hin zu Käsegriller und eigenen Produkten wie Gemüseleberwurst im Glas.“
Auch die Kooperation mit Martin Rott, der einen Bio-Schafbetrieb gleich nebenan führt, ist es nicht nur eine gute Zusammenarbeit, sondern eine echte Freundschaft. Franz beschreibt es als ein Geben und Nehmen, die beiden können über viel reden, haben Visionen. „Du brauchst in der Landwirtschaft einfach Leute, mit denen du dich gut verstehst!“
Als wir Franz danach fragen, wie er sich und den Betrieb in zehn Jahren sieht, kam er das erste Mal ins Stocken: „Eigentlich will ich, dass wir jetzt alles soweit vorbereiten, damit meine Eltern ihren Ruhestand genießen können. Ich freue mich auf jeden Tag, der da kommt!“
Vielleicht liegt es auch daran, dass es das Glück mit Franz ein weiteres Mal sehr gut gemeint hat. Hilde kam als Betriebshelferin. Und Hilde blieb – gemeinsam haben Franz und seine Freundin nun die Idee, auch die Gastwirtschaft wiederzubeleben.
Eine Hauswirtschaftsmeisterin und ein junger Bauer, die mit viel Witz und Kraft einen Betrieb in die Zukunft geführt haben. Das wäre ein schönes Bild für die Zukunft – ganz nach Franz` Lieblingsspruch: „Der Weg entsteht beim Gehen“.