Kombihaltung bedeutet, die Tiere sind witterungsbedingt von April/Mai bis in den Oktober auf der Weide, im Fall der Gloggners Tag und Nacht. Die Tiere kommen zweimal am Tag zum Melken an den Hof und sind sonst immer draußen. Im Winter, sobald es draußen zu matschig wird und die Weide sich in eine Schlammlandschaft verwandelt würde, kommen die Tiere heim in den Stall und haben dort ihren Platz, an dem sie auch angebunden werden. „Die Tiere beruhigt es unserer Erfahrung nach, zu wissen, wo ihr Platz ist und dass sie dort ungestört sind. Zweimal in der Woche kommen sie auch im Winter raus und wälzen sich teilweise im Schnee wie kleine Kinder. Dann geht es wieder zurück in den Stall“, erzählt Brigitte. Die Mehrheit im Landkreis Miesbach betreibt ihren Hof, wie die Gloggners, in Kombihaltung. Ein Laufstall ist nicht für jeden Landwirt finanzierbar.
Die Spezialisierung der Region hat auch noch eine andere Auswirkung: Mit dem Fokus auf Milchvieh werden die männlichen Kälber und alle weiblichen, die nicht für die Nachzucht gebraucht werden, am Viehmarkt verkauft. Die Tiere werden vom Hof geholt und so sicher weiß keiner, wo sie landen werden, nachdem sie den Hof verlassen haben. „Schon meinen Vater hat das immer gewurmt. Er war immer anwesend, wenn die Tiere abgeholt wurden und hat sichtlich gelitten, nicht zu wissen, wohin sie kommen.“ Daran hat sich bis heute wenig geändert. Doch nun macht sich die Öko-Modellregion und etliche Bauern auf den Weg, dafür eine Lösung zu finden. „Milch und Fleisch gehören zusammen“, meint Stephanie Stiller, Projektmanagerin der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland. „Wir wollen dahin kommen, langfristig die Tiere auch bei uns zu mästen, also auf der Weide aufwachsen zu lassen oder eben wie früher teilweise als Kalb zu schlachten.“ Dieser Umbau würde bedeuten, dass die Tiere im Landkreis bleiben. Funktionieren könnte das, wenn diejenigen, die mit der Milchwirtschaft aufhören, ihren Betrieb nicht komplett stilllegen, sondern vielleicht eine Weidemast weiterführen mit Tieren aus den umliegenden Milchviehbetrieben. Das macht weniger Arbeit und lässt sich leichter im Nebenerwerb bewerkstelligen.
Familie Gloggner, die mit Liebe die Tradition der Eltern im Nebenerwerb weiterbetreibt, beobachtet die Entwicklung vorsichtig: „Wir betreiben wie die Eltern eine Ferienwohnung, die wir jetzt saniert haben und die für zwei Familien ausreicht – oder für mehrere Generationen.“ Was am Hof wächst, wird verarbeitet: Baumobst zu Säften, Konfitüren und feinen Bränden, wobei Brigitte fürs Einmachen und die Liköre zuständig ist und Thomas für die Brände. Wie es wirklich weitergeht, das wollen die beiden ihren Kindern überlassen. „Uns ist wichtig, hier nichts zu entscheiden, was das Schicksal unserer Kinder mitbestimmt. Sie sollten ohne Verbindlichkeiten selbst entscheiden können, ob und wie sie den Hof weiterentwickeln.“ Das Ziel ist eine unbelastete Übergabe, die den jungen Menschen vollen Gestaltungsspielraum belässt.
Beim Jägerhof kann man auch ein paar Mal im Jahr Fleisch kaufen. Die Termine stehen unter www.miesbacher-weidefleisch.de
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